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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verstummt, und alle Gäste drehten sich nach ihnen um. »Setz dich!« befahl Papa.
    Langsam und widerstrebend gehorchte Micky. Mit beiden Händen langte Papa über den Tisch und packte ihn am Revers. Tiefe Verachtung sprach aus seiner Stimme, als er seinen Sohn anherrschte: »Und jetzt steht der ganze Plan auf der Kippe, weil du bei der einfachen, kleinen Aufgabe, die dir zugewiesen war, vollkommen versagt hast!«
    Wenn Papa in Rage geriet, hatte Micky eine Heidenangst vor ihm.
    »Du kriegst deine Waffen, Papa«, sagte er. »In einem Monat beginnt in Cordoba der Frühling. Das ist die Jahreszeit, in der wir die Delabarca-Gruben einnehmen müssen - nächstes Jahr ist es zu spät. Ich habe meine Überfahrt auf einem Frachter gebucht, der nach Panama fährt. Der Kapitän ist bestochen; er bringt mich und die Waffen nach Santamaria an die Atlantikküste.« Papa erhob sich und zog Micky, dessen Hemd unter seinem Griff riß, ebenfalls hoch. Sein Gesicht war wutverzerrt. »Das Schiff läuft in fünf Tagen aus«, sagte er in einem Tonfall, der Micky mit tiefer Furcht erfüllte. »Und jetzt verschwinde, und kauf mir endlich diese Gewehre!«
     
    Hastead, Augusta Pilasters serviler Butler, nahm Micky den feuchten Mantel ab und hängte ihn unweit des in der Halle flackernden Kaminfeuers zum Trocknen auf. Micky hatte kein Dankeswort für ihn übrig. Sie konnten sich nicht leiden. Hastead war eifersüchtig auf alle Günstlinge Augustas, und Micky hielt Hastead für einen Kriecher. Außerdem wußte Micky nie, in welche Richtung Hasteads Augen gerade blickten, und das machte ihn nervös.
    Micky betrat den Salon. Augusta war allein und freute sich offensichtlich über sein Erscheinen. Mit beiden Händen ergriff sie seine Rechte und sagte: »Du bist ja ganz kalt.«
    »Ich bin durch den Park gegangen.«
    »Dummer Junge! Du hättest dir eine Droschke nehmen sollen.« Micky konnte es sich nicht leisten, dauernd mit der Droschke zu fahren, aber das wußte Augusta nicht. Sie drückte seine Hand an ihren Busen und lächelte. Es kam ihm vor wie ein sexuelles Angebot, doch Augusta tat, als wärme sie nur unschuldig seine klammen Finger.
    Mit ähnlichem Verhalten mußte Micky immer rechnen, wenn sie einander unter vier Augen begegneten, und normalerweise gefiel ihm das auch. Augusta hielt dann seine Hand oder berührte seine Oberschenkel; er berührte ihren Arm oder ihre Schultern und schaute ihr in die Augen, und obwohl sie sich ihren Flirt nie eingestanden, tuschelten sie wie ein Liebespaar miteinander. Micky fand es aufregend und Augusta ebenso. An diesem Tag war Micky indessen so verzweifelt, daß ihm nicht zum Tändeln zumute war. »Wie geht es dem alten Seth?« fragte er und hoffte auf die Nachricht von einem plötzlichen Rückfall. Augusta spürte, was in ihm vorging, und gab, wenngleich sichtlich enttäuscht, seine Hand ohne Widerspruch frei.
    »Komm näher ans Feuer«, sagte sie, setzte sich auf ein Sofa und klopfte auf den Platz neben sich. »Seth geht es wieder sehr viel besser.« Mickys Hoffnungen zerstoben.
    »Er bleibt uns vielleicht noch jahrelang erhalten«, fuhr sie fort, wobei es ihr nicht gelang, die eigene Verärgerung zu kaschieren. Sie brannte darauf, ihren Ehemann endlich am Ruder zu sehen. »Du weißt ja, daß er jetzt bei uns im Hause lebt. Nach dem Tee kannst du ihn besuchen.«
    »Aber er wird doch sicher bald abtreten, oder?« fragte Micky.
    »Dafür gibt es bedauerlicherweise keinerlei Anzeichen. Erst heute morgen untersagte er eine neue Emission russischer Eisenbahnaktien.« Sie tätschelte seine Knie. »Hab nur Geduld. Dein Vater wird seine Gewehre schon noch bekommen.«
    »Er wird ungeduldig«, erwiderte Micky besorgt. »Nächste Woche muß er wieder heimreisen.«
    »Ach, deshalb siehst du so angespannt aus! Armer Junge, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Doch wenn ich es könnte, hätte ich es längst getan.«
    »Sie kennen meinen Vater nicht«, sagte Micky, ohne daß es ihm gelungen wäre, seine Verzweiflung zu verbergen. »In Ihrer Gegenwart spielt er den kultivierten Herrn, in Wirklichkeit ist er jedoch ein Barbar. Der Himmel weiß, was er mit mir anstellt, wenn ich ihn jetzt im Stich lasse.«
    In der Halle waren Stimmen zu hören. »Da ist noch etwas, was ich dir sagen muß, bevor die anderen hereinkommen«, sagte Augusta hastig. »Ich habe inzwischen Mr. David Middleton kennengelernt.«
    Micky nickte. »Was wollte er?«
    »Er war höflich, nahm aber kein Blatt vor den Mund. Er sagte, nach seinem

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