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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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harten Holzbänken mit hoher Lehne gegenüber. Auf dem Boden lagen Sägespäne, und die niedrige Decke hatte sich über die Jahre mit einer schmierigen Fettschicht überzogen. Micky haßte es, in solchen Kaschemmen zu essen, tat es aber oft genug doch, um Geld zu sparen. Im Gowes Club speiste er nur, wenn Edward zahlte. Außerdem empfand er es als furchtbar anstrengend, mit Papa in den Club zu gehen; die Furcht, sein Alter Herr könne dort einen Streit anzetteln, plötzlich seinen Revolver ziehen oder auf den Teppich spucken, verließ ihn nie. Papa wischte seine Schüssel mit einem Stück Brot aus und schob sie beiseite. »Ich muß dir was erklären«, sagte er. Micky legte den Löffel beiseite.
    »Ich brauche die Gewehre für den Kampf gegen die Delabarcas«, sagte Papa. »Wenn ich diese Familie erledigt habe, gehören mir ihre Salpetergruben. Sie werden uns reich machen.« Micky nickte schweigend. Er hatte das alles schon gehört, wagte aber nicht, es zu erwähnen.
    »Die Gruben sind erst der Anfang, nur der erste Schritt«, fuhr Papa fort. »Wenn wir mehr Geld haben, können wir mehr Waffen kaufen. Unsere Familie wird einflußreiche Posten in der Provinz besetzen.«
    Micky spitzte die Ohren. Das war ein neuer Ton. »Dein Cousin Jorge wird Oberst in der Armee, und dein Bruder Paulo übernimmt den Posten des Polizeipräsidenten in der Provinz Santamaria.«
    Damit er ein professioneller Menschenschinder werden kann, dachte Micky. Bisher war er nur Amateur ...
    »Und ich werde Gouverneur der Provinz«, sagte Papa. Gouverneur! Offensichtlich hatte er den politischen Ehrgeiz seines Vaters bisher unterschätzt.
    Aber Papa war noch nicht fertig. »Haben wir erst einmal die Provinz unter Kontrolle, kümmern wir uns um die ganze Nation. Wir werden glühende Anhänger von Präsident Garcia, und du wirst sein Gesandter in London. Dein Bruder wird vielleicht Justizminister, deine Onkel Generäle. Dein Halbbruder Dominic, der Priester, wird Erzbischof von Palrna.«
    Das war in der Tat verblüffend: Micky erfuhr zum erstenmal, daß er einen Halbbruder hatte. Aber er wollte Papas Redefluß nicht unterbrechen und verkniff sich daher jeden Kommentar. »Sobald die Zeit reif ist, schalten wir die Garcias aus und nehmen selber das Heft in die Hand.«
    »Du meinst, wir übernehmen die Regierung?« fragte Micky mit weit aufgerissenen Augen. Papas Wagemut und Selbstvertrauen waren überwältigend.
    »So ist es. Und in zwanzig Jahren, mein Sohn, bin dann entweder ich Präsident - oder du bist es.«
    Micky brauchte eine Weile, um die Tragweite dieser Worte zu begreifen. Cordobas Verfassung sah demokratische Wahlen vor; allerdings waren noch nie welche abgehalten worden. Präsident Garcia - unter seinem Amtsvorgänger Lopez Oberbefehlshaber der Streitkräfte - war vor zehn Jahren durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen. Lopez war einst Anführer jener Rebellion gegen die spanische Herrschaft gewesen, an der sich auch Papa und seine Gauchos beteiligt hatten. Die Abgefeimtheit der Strategie, die sein Vater eingeschlagen hatte, überraschte Micky: erst den gegenwärtigen Herrscher mit allen Mitteln unterstützen - dann aber Verrat an ihm üben. Er fragte sich, wie seine eigene Rolle aussah: Er sollte Gesandter Cordobas in London werden. Daß er Tonio Silva aus seinem Amt verdrängt hatte, war schon der erste Schritt in diese Richtung. Nun galt es, Mittel und Wege zu finden, auch den Gesandten aus dem Weg zu räumen.
    Und dann? Wenn Papa Präsident ist, dachte Micky, werde ich vielleicht Außenminister und kann als Repräsentant meines Landes in der ganzen Welt herumreisen ... Doch Papa hatte ihm sogar die Präsidentschaft in Aussicht gestellt - nicht Paulo oder Onkel Rico, sondern ihm, Micky, persönlich. War das wirklich möglich?
    Warum nicht? Ich bin clever und rücksichtslos und verfüge über die besten Beziehungen, dachte Micky, das müßte eigentlich genügen ... Die Aussicht, ein ganzes Land beherrschen zu können, war höchst verlockend. Alle Menschen würden sich vor ihm verneigen, und die schönsten Frauen des Landes würden ihm gehören, ob sie wollten oder nicht. Er wäre so reich wie die Pilasters.
    »Präsident«, sagte er träumerisch. »Das gefällt mir.« Unvermittelt holte Papa aus und schlug ihm ins Gesicht. Der Alte Herr hatte einen kräftigen Arm und eine schwielige Hand. Der Schlag fuhr Micky durch Mark und Bein. Erschrocken und verletzt sprang er auf. Er spürte Blut auf seiner Zunge. Der Lärm im Restaurant war

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