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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wartet auf eine Antwort, Mr. Hugh«, sagte Hastead.
    »Meine Empfehlungen an Mrs. Greenbourne. Es wird mir ein Vergnügen sein, heute abend bei ihnen zu speisen.« Hastead verbeugte sich und ging.
    »Meine Güte, bist du wirklich bei den Solomon Greenbournes zum Dinner eingeladen?« fragte Beatrice. »Wie phantastisch!« Ihre Reaktion überraschte Hugh. »Was soll daran so phantastisch sein?« fragte er. »Solly und ich waren Schulkameraden, und ich mag ihn. Aber ein hochbegehrtes Privileg war eine Dinnereinladung bei den Greenbournes eigentlich nie.«
    »Ist es aber jetzt«, erwiderte Beatrice.
    »Solly hat ein wahres Energiebündel geheiratet«, erklärte William.
    »Mrs. Greenbourne ist sehr gesellig, und ihre Partys sind die besten in ganz London.«
    »Sie gehören zum Marlborough Set«, fügte Beatrice ehrfürchtig hinzu. »Sie sind mit dem Prinzen von Wales befreundet.« Clementines Verlobter Harry hatte das Gespräch mit angehört und bemerkte nun in vorwurfsvollem Ton: »Ich weiß nicht, was aus der englischen Gesellschaft noch werden soll, wenn der Thronfolger lieber mit Juden statt mit Christen verkehrt.«
    »Ach ja?« erwiderte Hugh. »Ich muß zugeben, daß ich nie begriffen habe, was die Leute gegen die Juden haben.«
    »Ich für mein Teil kann sie auch nicht ausstehen«, konstatierte Harry.
    »Sie heiraten in eine Bankiersfamilie ein - da werden Ihnen in Zukunft noch eine ganze Menge über den Weg laufen.« Harry wirkte leicht pikiert.
    »Augusta hält von dem ganzen Marlborough Set nichts, weder von den Juden noch vom Rest«, meinte William. »Ihre Moral läßt offenbar zu wünschen übrig.«
    »Und ich wette, daß Augusta aus diesen Kreisen keine Einladungen erhält.«
    Beatrice kicherte, und William sagte: »Nein, gewiß nicht.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Hugh. »Ich brenne darauf, Mrs. Greenbourne kennenzulernen.«
     
    Die Piccadilly war eine Straße voller Paläste. Gegen acht Uhr an jenem frostkalten Januarabend herrschte dort hektischer Kutschen­ und Droschkenverkehr, und auf den von Gaslaternen beleuchteten Bürgersteigen drängten sich vornehm gekleidete Herren wie Hugh, Damen in pelzverbrämten Samtmänteln und grell geschminkte Prostituierte beiderlei Geschlechts. Tief in Gedanken versunken, ging Hugh seines Weges. Augustas Haltung ihm gegenüber war wie ehedem von unversöhnlicher Feindschaft geprägt. Insgeheim hatte er die schwache Hoffnung gehegt, sie sei vielleicht ein wenig sanftmütiger geworden, aber davon konnte nicht die Rede sein. Und noch immer war sie die Matriarchin, was bedeutete, daß jeder, der sie zum Feind hatte, auch mit der Familie über Kreuz lag.
    Die Situation in der Bank stellte sich etwas erfreulicher dar. Das Geschäft verpflichtete die Männer zu größerer Objektivität. Zwar konnte kein Zweifel daran bestehen, daß Augusta alles daransetzen würde, um seine Beförderung zu verhindern, doch auf diesem Gebiet war Hugh besser gegen ihre Angriffe gewappnet. Sie mochte wissen, wie man Menschen manipulierte, vom Bankwesen hatte sie jedoch nicht die geringste Ahnung.
    Insgesamt gesehen, war der Tag gar nicht so schlecht verlaufen. Hugh freute sich aufrichtig auf einen entspannten Abend im Kreise seiner alten Freunde.
    Damals, als Hugh nach Amerika gegangen war, hatte Solly noch bei seinem Vater Ben in einer großen Villa am Green Park gelebt. Inzwischen besaß er nicht weit davon entfernt ein eigenes, kaum kleineres Haus. Durch einen imposanten Eingang erreichte Hugh eine mit grünem Marmor getäfelte Halle. Die riesige Treppe, vor der er bewundernd stehenblieb, bestand aus schwarzem und orangefarbenem Marmor. Mrs. Greenbourne und Augusta Pilaster schienen etwas gemeinsam zu haben: Übertriebene Bescheidenheit war ihre Sache nicht.
    In der Halle befanden sich ein Butler und zwei Dienstboten. Der Butler nahm Hughs Hut entgegen, nur um ihn an einen der Dienstboten weiterzureichen. Der zweite Diener führte den Gast die Treppe hinauf. Oben angekommen, erblickte Hugh durch eine offenstehende Tür das spiegelblanke Parkett eines Ballsaals mit einer langen, von Vorhängen verdeckten Fensterreihe. Dann wurde er in einen Salon geleitet.
    Hugh war kein Experte für Inneneinrichtungen, erkannte aber sofort den üppigen, extravaganten Stil Ludwigs XVI. Die Decke bot sich dar als eine Orgie von Stukkaturen, Täfelungen mit Samttapisserien zierten die Wände, und alle Tische und Stühle standen auf so zierlichen vergoldeten Beinen, daß man glaubte, um ihre Stabilität

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