Die Pfeiler der Macht
das Doppelte.« Die Augen ihres Gesprächspartners leuchteten auf, woran Augusta erkannte, daß das für ihn eine Menge Geld war. »Indessen halten sich auch die Verpflichtungen sehr in Grenzen.«
»Ein hochinteressanter Gedanke«, erwiderte Hobbes. Es entging Augusta nicht, daß er angestrengt versuchte, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen.
»Mein Gatte könnte es arrangieren, wenn Sie Interesse haben. Er empfiehlt ständig irgendwelche Leute für frei gewordene Aufsichtsratsposten in den Unternehmen, an denen er beteiligt ist. Denken Sie doch mal darüber nach. Und wenn Sie dann wünschen, daß ich es erwähnen soll, lassen Sie es mich wissen.«
»Sehr wohl.«
So weit, so gut, dachte Augusta. Aber das Auswerfen des Köders ist der leichtere Teil der Arbeit. Jetzt muß ich zusehen, daß ich ihn auch an den Haken bekomme ... »Die Welt des Handels und der Wirtschaft«, begann sie nachdenklich, »sollte ihrerseits natürlich ebenfalls näher an die Politik heranrücken. Nach meinem Dafürhalten sollten zum Beispiel mehr Geschäftsleute als bisher die Chance bekommen, ihrem Volk im Oberhaus zu dienen.«
Hobbes' Augen verengten sich leicht. Er beginnt zu begreifen, daß es um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit geht, dachte Augusta.
»Zweifelsohne«, sagte er unverbindlich.
»Beide Häuser des Parlaments«, fuhr Augusta fort, »würden von dem Wissen und der Erfahrung führender Geschäftsleute enorm profitieren, vor allem in der Diskussion um die nationalen Finanzen. Und dennoch gibt es da ein merkwürdiges Vorurteil gegen die Erhebung von Geschäftsleuten in den Adelsstand.«
»Ja, das gibt es«, bestätigte Hobbes, »und es ist in der Tat kaum zu verstehen. Unsere Kaufleute, Fabrikanten und Bankiers sind weit mehr als Grundbesitzer und Klerus für die Prosperität des Landes verantwortlich - und doch sind es die letzteren, die für ihre Dienste am Vaterland geadelt werden, während man diejenigen, die den Betrieb am Laufen halten, geflissentlich übersieht.«
»Sie sollten darüber mal einen Artikel schreiben. Für diese Dinge - die Modernisierung unserer veralteten Institutionen - hat sich Ihre Zeitschrift ja auch in der Vergangenheit schon mehrfach eingesetzt.« Sie schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln. Jetzt lagen die Karten auf dem Tisch. Daß die in Aussicht gestellten Aufsichtsratsposten die Belohnung für eine publizistische Kampagne waren, konnte Hobbes wohl kaum entgangen sein. Ob er sich nun auf die Hinterfüße stellen, den Beleidigten spielen und sich von meinem Vorschlag distanzieren wird? fragte sie sich. Vielleicht regt er sich maßlos auf und geht? Oder er gibt mir freundlich lächelnd zu verstehen, daß er sich auf einen solchen Handel nicht einlassen will ... In jedem dieser Fälle hätte Augusta sich jemand anderen suchen und noch einmal von vorne anfangen müssen.
Nach einer längeren Pause sagte Hobbes: »Vielleicht haben Sie recht.«
Augusta fiel ein Stein vom Herzen.
»Vielleicht sollten wir das Thema tatsächlich einmal aufgreifen«, fuhr der Journalist fort. »Engere Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik.«
»Mehr Geschäftsleute ins Oberhaus«, sagte Augusta. »Und Aufsichtsratsposten für Journalisten«, fügte er hinzu. Augusta spürte, daß sie die Grenzen der Offenheit erreicht hatten und es an der Zeit war, einen vorläufigen Schlußstrich zu ziehen. Wenn es zu deutlich wird, daß ich ihn besteche, dachte sie, fühlt er sich vielleicht gedemütigt und sagt nein ... Sie war mit dem Erreichten vollauf zufrieden und wollte gerade das Thema wechseln. Doch da in diesem Augenblick neue Gäste eintrafen, konnte sie sich die Mühe sparen.
Die übrigen Geladenen kamen alle auf einmal, und mit ihnen erschien auch Joseph. Kurz darauf betrat Hastead den Salon und verkündete: »Es wäre angerichtet, Sir.« Bald heißt das nicht mehr Sir, sondern Mylord, dachte Augusta sehnsuchtsvoll. Sie verließen den Salon und begaben sich durch die Halle in den Speisesaal. Die eher kurze Strecke dorthin störte Augusta. In den Häusern der Aristokratie war der Weg in den Speisesaal meist eine lange, elegante Prozession, einer der rituellen Höhepunkte der Abendgesellschaft. Die Pilasters hielten traditionell überhaupt nichts davon, die Sitten und Gebräuche der Oberschicht zu imitieren, doch Augusta dachte in diesem Punkt anders. Für sie war ihr Haus hoffnungslos provinziell. Aber es war ihr nicht gelungen, Joseph zu einem Umzug zu überreden.
Augusta hatte es so eingerichtet, daß
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