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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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jedesmal, wenn auch nur der Name des Nebenbuhlers fiel, aus der Haut gefahren. Aber Solly war ein Unschuldslamm und ahnte nicht, daß er ihr die Versuchung gleichsam auf dem Silbertablett servierte ... »Wieso? Was ist denn geschehen?« fragte sie in neutralem Ton. »Er wird bei uns in der Bank arbeiten.«
    Das war ja gar nicht so schlimm. Maisie hatte insgeheim schon fast gefürchtet, Solly habe Hugh vorgeschlagen, bei ihnen im Haus zu wohnen. »Warum verläßt er denn die Pilasters? Ich dachte, er wäre so erfolgreich.«
    »Sie haben ihm die Teilhaberschaft verweigert.«
    »O nein!« Niemand kannte Hugh besser als Maisie. Sie wußte genau, was er hatte ertragen müssen, weil sein Vater Bankrott gemacht und Selbstmord begangen hatte. Die Verweigerung der Teilhaberschaft mußte ihn schwer getroffen haben. »Diese Pilasters sind eine niederträchtige, engherzige Familie«, sagte sie impulsiv.
    »Der Grund dafür war seine Frau.«
    Maisie nickte. »Das überrascht mich nicht.« Sie hatte den Vorfall auf dem Ball der Herzogin von Tenbigh miterlebt. So wie sie die Pilasters kannte, hielt sie es nicht für ausgeschlossen, daß Augusta die ganze Sache inszeniert hatte, um Hugh zu diskreditieren. »Nora kann einem direkt leid tun.«
    »Mmmm ...« Maisie hatte Nora einige Wochen vor der Hochzeit kennengelernt und sie spontan unsympathisch gefunden, ja sie hatte Hugh sogar verletzt, indem sie ihn vor Noras Herzlosigkeit und Geldgier warnte und ihm von der Ehe abriet. »Wie dem auch sei, ich habe Hugh gesagt, du könntest ihr vielleicht helfen.«
    »Was?« fragte Maisie scharf und wandte sich vom Spiegel ab.
    »Ich soll ihr helfen?«
    »Sie rehabilitieren, ja. Du weißt doch, wie es ist, wenn man wegen seiner Herkunft geschnitten wird. Dir ist es gelungen, all diese Vorurteile zu überwinden.«
    »Und jetzt soll ich bei jeder dahergelaufenen Gossengöre, die in die bessere Gesellschaft einheiratet, dasselbe bewirken, wie?« gab Maisie erbost zurück.
    »Da habe ich offensichtlich einen Fehler gemacht«, meinte Solly betrübt. »Ich dachte, du würdest ihr gerne helfen. Du hast Hugh doch immer so gemocht.«
    Maisie ging zum Schrank, um ihre Handschuhe zu holen. »Es wäre mir lieber gewesen, du hättest mich gefragt, bevor du so bereitwillig meine Hilfe anbotest.« Sie öffnete den Schrank. Auf der Innenseite hing in einem Holzrahmen das alte Plakat, das sie an ihre Zirkuszeit erinnerte: Maisie im Trikot auf einem Schimmel, darunter in großen Lettern die Schlagzeile: »Die phantastische Maisie«. Das Bild fegte ihre schlechte Laune fort. Unvermittelt schämte sie sich. Sie stürzte auf Solly zu und schlang die Arme um ihn. »Ach, Solly, wie konnte ich nur so undankbar sein?«
    »Na, na«, murmelte er und streichelte ihre bloßen Schultern. »Du warst immer so nett und großherzig zu mir und meiner Familie. Für dich werde ich es natürlich tun, wenn du es wünschst.«
    »Es liegt mir fern, dich zu irgend etwas zu zwingen ...«
    »Nein, du zwingst mich zu gar nichts. Warum soll ich ihr nicht helfen, das zu erreichen, was ich auch erreicht habe?« Sie sah ihrem Ehemann ins pausbäckige, im Augenblick von einigen
    Kummerfalten zerfurchte Gesicht und streichelte seine Wange.
    »Mach dir keine Sorgen«, fuhr sie fort. »Ich war vorübergehend entsetzlich selbstsüchtig, aber das ist schon wieder vorbei. Geh und zieh dir dein Jackett an. Ich bin fertig.« Sie hob sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Lippen; dann wandte sie sich ab und streifte ihre Handschuhe über.
    Maisie wußte genau, was sie so sehr auf die Palme gebracht hatte. Die Situation entbehrte nicht einer bitteren Ironie: Man bat sie, Nora auf die Rolle der Mrs. Hugh Pilaster vorzubereiten - eine Stellung, die sie selbst so gerne eingenommen hätte. Im tiefsten Innern ihres Herzens wollte sie noch immer Hughs Frau sein. Sie haßte Nora, weil diese gewonnen hatte, was ihr verlorengegangen war, doch empfand sie diese Einstellung auf einmal als schäbig und nahm sich vor, sich zu bessern. Ich sollte eigentlich froh sein, daß Hugh endlich geheiratet hat, dachte sie. Er war lange Zeit sehr unglücklich, nicht zuletzt durch meine Schuld. Jetzt brauche ich mir seinetwegen keine Sorgen mehr zu machen ... Ihr war, als habe sie einen schweren Verlust erlitten, und das Gefühl, das sich ihrer bemächtigte, erinnerte an tiefe Trauer. Aber es gelang ihr, es in sich zu verschließen wie in einer stillen Kammer, zu der niemand Zutritt hatte. Und nun wollte sie sich mit

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