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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Ihnen leichtes Spiel.«
    »Sind Sie sich da sicher?« fragte Nora überrascht. »Er hat es mir persönlich bestätigt. Augusta ist ein ausgekochtes, absolut skrupelloses Luder.« Maisie merkte, daß sie in ihren nordenglischen Dialekt verfallen war - was nur noch sehr selten vorkam -, riß sich zusammen und sprach in normalem Tonfall weiter.
    »Sie dürfen ihre Heimtücke niemals unterschätzen.«
    »Vor der habe ich keine Angst«, gab Nora trotzig zurück. »Dazu bin ich selber viel zu skrupellos.«
    Das glaubte ihr Maisie ohne weiteres - und unwillkürlich tat es ihr leid um Hugh.
    Ein Rüschenkleid ist genau das richtige für sie, dachte Maisie, als die Schneiderin ein Kleid um Noras üppige Figur drapierte und absteckte. Der Schnickschnack paßte zu ihrem hübschen Gesicht; die Schleifchen über der Büste, die Rüschen und Börtchen, der hinten geraffte, mit Volants besetzte Rock standen ihr gut. Vielleicht war Nora ein wenig zu üppig gebaut, doch jeder möglichen Neigung zum Wabbeln und Schwabbeln ließ sich mit einem langen Korsett vorbeugen.
    »Ein hübsches Aussehen ist die halbe Miete«, sagte Maisie, als Nora sich im Spiegel bewunderte, »und was die Männer betrifft, ist es im Grunde das einzige, worauf es ankommt. Wenn Sie von den Frauen akzeptiert werden wollen, müssen Sie allerdings auch auf andere Dinge achten.«
    »Ich komme eigentlich mit Männern immer besser zurecht als mit Frauen«, sagte Nora, was Maisie nicht überraschte: Es gab solche Typen, und Nora gehörte offenkundig dazu.
    »Ihnen muß es doch ebenso ergehen. Deshalb haben wir es beide so weit gebracht.«
    Sind wir uns wirklich so ähnlich? fragte sich Maisie. »Nicht daß ich mich mit Ihnen auf die gleiche Stufe stellen will«, fuhr Nora fort.
    »Aber es ist nun einmal so, daß Sie von jedem ehrgeizigen Mädchen in London beneidet werden.«
    Die Vorstellung, unter den auf gute Partien erpichten Frauen als Heldin und Vorbild zu gelten, ließ Maisie erschrocken zusammenfahren. Man kann es ihn e n kaum verdenken, dachte sie betroffen und verzichtete auf Widerspruch. Nora hatte des Geldes wegen geheiratet, und weil sie Maisie automatisch dieselben Motive unterstellte, gab sie es ihr gegenüber auch unumwunden zu. Und recht hatte sie obendrein.
    »Ich will mich ja nicht beklagen«, plapperte Nora weiter, »aber ich habe nun einmal das schwarze Schaf der Familie erwischt, dasjenige ohne Eigenkapital. Sie dagegen haben einen der reichsten Männer der Welt geheiratet.«
    Du würdest dich wundern, wenn du wüßtest, wie gerne ich mit dir tauschen würde, dachte Maisie. Doch dann schlug sie sich den Gedanken rasch wieder aus dem Kopf und sagte sich: Sei's drum - Nora und ich sind wie zwei Seiten derselben Medaille, und ich werde mein Möglichstes tun, damit sie in den Kreisen der Snobs und Intrigantinnen, die unsere Gesellschaft beherrschen, Anerkennung findet.
    »Sprechen Sie niemals über irgendwelche Kosten«, begann sie und dachte an ihre eigenen Fehler in der Anfangsphase. »Bewahren Sie in allen Lebenslagen Ruhe und Gleichmut, egal, was im einzelnen passiert. Angenommen, Ihr Kutscher erleidet einen Herzinfarkt, die Kutsche bricht zusammen, der Wind weht Ihren Hut davon, und Ihr Schlüpfer rutscht - sagen Sie lediglich: ›Du meine Güte, wie aufregend!‹ und steigen in die nächste Droschke. Denken Sie immer daran, daß das Land besser ist als die Stadt und Müßiggang besser als Arbeit. Man zieht Althergebrachtes stets dem Neuen vor, und Herkunft und Rang sind höher einzuschätzen als Geld. Achten Sie darauf, daß Sie von allem ein bißchen wissen, vermeiden Sie es aber unter allen Umständen, als Expertin zu gelten. Sprechen Sie, ohne die Lippen zu bewegen dadurch wird Ihr Akzent besser. Und erzählen Sie überall, daß Ihr Urgroßvater Farmer in Yorkshire war: Yorkshire ist zu groß, als daß irgendwer Ihre Behauptung nachprüfen könnte, und Landwirtschaft ist eine ehrenhafte Erklärung für später erfolgte Verarmung.«
    Nora warf sich in Positur, wandte den Blick ins Ungewisse und sagte in gedehntem Tonfall: »Du meine Güte, das soll ich mir alles merken? Wie soll ich das je schaffen?«
    »Na bitte«, erwiderte Maisie. »Sie sind genau auf dem richtigen Weg.«
     
    Durch einen leichten Mantel vor der empfindlichen Kühle des Frühlingsabends geschützt, stand Micky in der Toreinfahrt eines Hauses in der Berwick Street und rauchte eine Zigarre. Aufmerksam beobachtete er das Treiben auf der Straße. Zwar brannte in seiner Nähe

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