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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Ratschlag über ein ganz anderes Gebiet meinen Einstand zu geben. Vielleicht gelingt es ja doch noch, Onkel Joseph das ganze Projekt auszureden
    ... Er entschloß sich zu einem letzten Versuch. »Warum lassen wir nicht gleich die Finger von dieser Santamaria-Bahn?« fragte er. »Das ist doch ein minderwertiges Geschäft. Überdurchschnittlich riskant war die Sache schon immer - und nun droht uns auch noch eine schlechte Presse. Haben wir das nötig?«
    »Die Teilhaber haben ihre Entscheidung getroffen«, sagte Edward trotzig. »Es steht dir nicht zu, sie in Frage zu stellen.« Hugh gab auf.
    »Du hast schon recht, Edward«, sagte er. »Ich bin kein Teilhaber. Im übrigen bin ich in Kürze auch kein Angestellter des Hauses mehr.«
    Onkel Joseph runzelte die Stirn und sah ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Ich kündige.«
    Joseph fuhr hoch. »Das kannst du nicht!«
    »Selbstverständlich kann ich das. Ich bin ein einfacher Angestellter und wurde von dir entsprechend behandelt. Wie jedem Angestellten der Bank steht es mir frei, meine Kündigung einzureichen und mir anderswo eine bessere Stelle zu suchen.«
    »Wo?«
    »Wenn du's genau wissen willst: Ich werde für die Greenbournes arbeiten.«
    Onkel Joseph starrte ihn an. Er sah aus, als wollten ihm gleich die Augäpfel aus den Höhlen kullern. »Aber du kennst doch all diese Nordamerikaner!«
    »Ja, natürlich«, gab Hugh zurück. »Wahrscheinlich war Ben Greenbourne deshalb so interessiert an mir.« Eine gewisse Schadenfreude über Josephs unverhohlene Entrüstung konnte er sich nicht verkneifen.
    »Aber da nimmst du uns ja soundso viele Aufträge weg!«
    »Daran hättest du denken sollen, als du dein Angebot, mir die Teilhaberschaft zu geben, wieder zurücknahmst.«
    »Wieviel zahlen sie dir?«
    Hugh stand auf und wandte sich zum Gehen. »Das geht dich nichts an.«
    »Wie kannst du es wagen, in einem solchen Ton mit meinem Vater zu sprechen!« keifte Edward.
    Josephs Zorn zerplatzte wie eine Seifenblase, und zu Hughs Verblüffung war er auf einmal ganz ruhig. »Ach, halt doch den Mund, Edward!« bemerkte er milde. »Ein gewisses Maß an Verschlagenheit gehört nun einmal zu jedem guten Bankier. Manchmal wünschte ich mir, du wärest Hugh ein wenig ähnlicher. Er mag ja das schwarze Schaf der Familie sein, aber auf jeden Fall hat er Mumm in den Knochen.« Er wandte sich wieder Hugh zu und sagte ohne jede Boshaftigkeit: »Also los, zieh ab! Ich hoffe zwar, daß du furchtbar auf die Nase fällst, aber wetten würde ich keinen Penny darauf.«

»So gute Wünsche höre ich von deinem Zweig der Familie wahrscheinlich nie wieder«, gab Hugh zurück. »Guten Tag, meine Herren.«
     
    »Und wie geht es der guten Rachel?« fragte Augusta, als sie Micky Tee einschenkte.
    »Danke, gut«, sagte Micky. »Sie kommt vielleicht später nach.« Tatsache war, daß er aus seiner Frau nicht mehr schlau wurde. Sie, die als Jungfrau in die Ehe gegangen war, benahm sich inzwischen wie eine Hure. Überall und jederzeit gab sie sich ihm hin, und jedesmal mit Begeisterung. Schon ganz zu Anfang hatte er sie einmal ans Kopfende des Bettes gefesselt, um jene Vision in die Tat umzusetzen, die ihn Jahre zuvor bei ihrem Anblick überkommen und erregt hatte, doch zu seiner heimlichen Enttäuschung hatte Rachel es bereitwillig mit sich geschehen lassen. Überhaupt hatte bisher nichts von dem, was er mit ihr anstellte, ihren Widerspruch erregt. Einmal hatte er sie sogar im Salon genommen, obwohl sie dort riskierten, jederzeit vom Personal überrascht zu werden, doch Rachel hatte auch diese Eskapade in vollen Zügen genossen.
    In allen anderen Lebensbereichen war sie weniger fügsam. Ganz im Gegenteil. Sie stritt sich mit ihm über das Haus, das Personal, über Geld, Politik und Religion. Als er es satt hatte, ihr dauernd zu widersprechen, versuchte er, sie mit Nichtbeachtung zu strafen, und als auch das nichts half, verlegte er sich auf Beschimpfungen. Es war alles vergeblich. Sie litt an der Wahnvorstellung, das gleiche Recht auf Meinungsäußerung zu haben wie ein Mann. »Ich hoffe, sie ist dir in deinem Beruf eine gute Hilfe«, sagte Augusta.
    Micky nickte. »Sie ist eine gute Gastgeberin bei Empfängen und anderen offiziellen Anlässen«, sagte er. »Sehr aufmerksam und freundlich.«
    »Auf dem Empfang für Botschafter Portillo hat sie mir ausgezeichnet gefallen«, bestätigte Augusta. Portillo war der Gesandte Portugals. Augusta und Joseph hatten an dem Empfang teilgenommen.
    »Sie hat sich

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