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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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rauchen, rülpsen und furzen will, dann tut er es in seinem eigenen Haus. Ist seine Frau so dämlich, sich dem zu widersetzen, so verdrischt er sie, bis sie wieder zur Vernunft kommt. Der englische Gentleman hat solche Angst vor seiner Frau, daß er sein Vergnügen außerhalb der eigenen vier Wände suchen muß. Und deshalb gibt es die Clubs.«
    »Allzuviel Angst scheinst du vor Rachel aber nicht zu haben. Du bist sie wieder los, he?«
    »Ich hab' sie zu ihrer Mami nach Hause geschickt«, sagte Micky hochnäsig. Das entsprach zwar nicht ganz den Tatsachen, doch die Wahrheit ging Edward nichts an.
    »Den Leuten muß doch auffallen, daß sie bei den Botschaftsempfängen plötzlich fehlt. Wirst du nicht nach ihr gefragt?«
    »Ich sage, daß sie gesundheitlich nicht auf dem Damm ist.«
    »Aber die Spatzen pfeifen es doch von den Dächern, daß sie eine Geburtsklinik für ledige Mütter gründen will! Welch ein Skandal!«
    »Und wenn schon. Die Leute haben Mitleid mit mir, weil ich mit einer so schwierigen Frau geschlagen bin.«
    »Willst du dich scheiden lassen?«
    »Nein, das wäre ein echter Skandal. Ein Diplomat kann sich nicht scheiden lassen. Solange ich Botschafter bin, hänge ich an ihr fest, fürchte ich. Gott sei Dank war sie noch nicht schwanger, als sie ging.« Eigentlich ein Wunder, dachte er. Vielleicht ist sie unfruchtbar. Er winkte einen Ober herbei und bestellte Brandy. »Da wir uns gerade über Frauen unterhalten«, sagte er vorsichtig. »Wie steht's denn mit Emily?«
    Edward war die Frage sichtlich peinlich. »Ich sehe von ihr genauso wenig wie du von Rachel«, sagte er. »Vor einiger Zeit habe ich ihr ein Landhaus in Leicestershire gekauft - und dort wohnt sie mittlerweile.«
    »Dann sind wir also beide wieder Junggesellen.« Edward grinste.
    »Waren wir denn je was anderes, he?« Micky ließ seinen Blick durchs leere Zimmer schweifen und erkannte im Türrahmen die wuchtige Gestalt Solly Greenbournes. Obwohl es in London keinen harmloseren Mann als Solly gab, machte ihn sein Anblick nervös, ohne daß er hätte sagen können, warum. »Da kommt noch ein Gratulant«, sagte er zu Edward. Solly steuerte schnurgerade auf sie zu. Er hatte sie noch nicht erreicht, als Micky erkannte, daß mit ihm etwas nicht stimmte: Sollys Miene ließ das vertraute freundliche Lächeln vermissen. Er - der liebe, gutmütige Solly! - war außer sich vor Wut. Micky spürte intuitiv, daß es irgend etwas mit dem Santamaria-Geschäft zu tun hatte. Unfug, dachte er bei sich, hör endlich auf, dir dauernd Sorgen zu machen, du bist doch kein altes Weib ... Aber Solly und wütend? Das war ja was ganz Neues ... Das Schlimmste befürchtend, begrüßte Micky ihn mit plumper Herzlichkeit: »Hallo, Solly, alter Knabe! Wie geht's denn so?« Aber Solly wollte nichts von Micky wissen. Ohne den Gruß zu erwidern, drehte er ihm seine gewaltige Rückfront zu und fuhr Edward an: »Du widerlicher Kerl, Pilaster ...« Kaltes Entsetzen ergriff Micky. Solly und Edward standen kurz vor der Unterzeichnung eines wichtigen Vertrags. Und jetzt geschah etwas Furchtbares. Solly stritt sich sonst nie mit anderen Leuten. Was hatte ihn bloß so in Rage gebracht? Edward war kaum weniger verdattert. »Was ist denn in dich gefahren, Greenbourne? Wovon redest du, zum Teufel?« Solly lief blutrot an und konnte vor Erregung kaum sprechen. »Ich weiß jetzt, daß du und diese Hexe, die du deine Mutter nennst ... daß ihr zwei hinter diesen dreckigen Artikeln im Forum steckt.«
    Oh, nein! sagte Micky zu sich selbst. Eine Katastrophe! Daß Augusta ihre Finger im Spiel hatte, glaubte auch er, obwohl er es nicht hätte beweisen können. Wie aber, um alles in der Welt, war Solly dahintergekommen?
    Edward bewegte die gleiche Frage. »Wer hat dir denn den Scheiß in dein fettes Hirn geträufelt?« fragte er.
    »Eine Busenfreundin deiner Mutter ist Hofdame bei der Königin«, erwiderte Solly. Micky mußte sofort an Harriet Morte denken - Augusta schien sie in der Hand zu haben. Solly fuhr fort: »Sie hat die Katze aus dem Sack gelassen und es dem Prinzen von Wales gesteckt. Ich komme gerade von ihm.« Er muß vor Wut den Verstand verloren haben, dachte Micky. Wäre er bei Sinnen, würde er nie so indiskret über eine private Unterhaltung mit einem Mitglied der königlichen Familie reden. So weit kommt's, wenn man bei einer guten Seele den Bogen überspannt ... Er sah keine Chance, die Streithähne wieder zu versöhnen, jedenfalls nicht in der kurzen Zeit bis zur

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