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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein Kneipenwirt!« Hugh lief knallrot an. Wäre ihm eine ebenso bösartige Retourkutsche eingefallen, er hätte es riskiert und Augusta Paroli geboten. Aber ihm fiel nichts ein, und so konnte er nur murmeln: »Es ist nur eine neue Krawatte. Man nennt das Ascot-Stil.«
    »Die gibst du morgen dem Stiefelknecht«, befahl sie, ehe sie sich endgültig von ihm ab wandte.
    Eine tiefe Abneigung gegen das Schicksal, das ihn zwang, mit dieser hochfahrenden Tante unter einem Dach zu leben, wallte in ihm auf. »Frauen sollten sich mit Kommentaren über die Kleidung eines Mannes zurückhalten«, sagte er mißgestimmt. »Das ist nicht damenhaft.«
    Rachel erwiderte: »Ich bin der Meinung, Frauen sollten zu allem, was sie interessiert, ihren Kommentar abgeben, deshalb sage ich Ihnen, daß mir Ihre Krawatte gefällt. Sie paßt zu Ihren Augen.«
    Hugh lächelte. Ihre Worte versöhnten ihn. Ja, Rachel war wirklich ein nettes Mädchen. Tante Augustas Ehepläne hatten freilich andere Hintergründe. Rachel war die Tochter eines Anwalts, der sich auf Handelsrecht spezialisiert hatte. Ihre Familie besaß kein anderes Einkommen als den beruflichen Verdienst ihres Vaters und rangierte auf der sozialen Leiter einige Stufen unter den Pilasters. Hätte Mr. Bodwin der Bank nicht nützliche Dienste erwiesen, wäre Rachel niemals zu dieser Gesellschaft eingeladen worden. Eine Verehelichung mit ihr hätte Hughs Status als Pilaster niederen Ranges endgültig festgeschrieben. Und nichts anderes hatte Tante Augusta im Sinn.
    Hugh war dem Gedanken, Rachel einen Heiratsantrag zu machen, dennoch nicht gänzlich abgeneigt. Augusta hatte angedeutet, sie würde ihm ein großzügiges Hochzeitsgeschenk machen, wenn er sich ihrer Wahl beugte. Doch es war nicht das Hochzeitsgeschenk, das ihn in Versuchung führte - es war die Vorstellung, daß er dann Abend für Abend mit einer Frau ins Bett gehen, ihr das Nachthemd über die Fesseln, die Knie, die Schenkel schieben durfte. »Schauen Sie mich nicht so an«, sagte Rachel wissend. »Ich habe nur gesagt, daß mir Ihre Krawatte gefällt.« Wiederum errötete Hugh. Sie konnte doch wohl nicht wissen, was ihm durch den Kopf ging? Seine heimlichen Gedanken über Mädchen gingen immer sehr in die Einzelheiten - die körperlichen, wohlgemerkt -, und meistens schämte er sich deswegen. »Entschuldigung«, murmelte er.
    »Was für eine Unmenge Pilasters es doch gibt«, sagte sie strahlend und ließ ihren Blick durch die Runde schweifen. »Wie kommen Sie nur mit dieser Bande zurecht?«
    Hugh folgte ihrem Blick und sah prompt Florence Stalworthy eintreten. Wie hübsch sie war mit ihren blonden Locken, die auf zarte Schultern herabfielen! Sie trug ein rosafarbenes Kleid mit Spitzenvolants und Seidenbändern, und ihr Hut war mit Straußenfedern geschmückt. Ihre Blicke trafen sich, und Florence lächelte Hugh quer durch den Raum zu.
    »Ich sehe, Ihre Aufmerksamkeit gilt nicht mehr mir«, stellte Rachel mit der ihr eigenen Offenheit fest. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte Hugh. Rachel berührte sachte seinen Arm.
    »Hugh, mein Lieber, hören Sie mir einen Moment lang zu. Ich mag Sie. Sie gehören zu den wenigen Leuten in der Londoner Gesellschaft, die nicht unerträglich langweilig sind. Aber ich liebe Sie nicht, und ich werde Sie niemals heiraten, ganz egal, wie oft Ihre Tante versucht, uns zusammenzubringen.«
    Hugh war erschüttert. »Ich muß schon sagen«, begann er. Aber Rachel war noch nicht fertig. »Und ich weiß, daß Sie genauso empfinden, also brauchen Sie gar nicht erst so zu tun, als hätte ich Ihnen das Herz gebrochen.«
    Nach einem Augenblick totaler Verblüffung mußte Hugh grinsen. Genau diese Direktheit war es, die er an Rachel so mochte. Und er nahm an, daß sie recht hatte: mögen war nicht lieben. Er wußte nicht genau, was Liebe war, doch sie schien es zu wissen. »Heißt das, wir können unsere alten Streitgespräche über die Frauenemanzipation wiederaufnehmen?« fragte er fröhlich. »Ja, allerdings nicht heute. Ich gehe jetzt und unterhalte mich mit Ihrem alten Schulfreund, Senor Miranda.«
    Hugh runzelte die Stirn. »Micky könnte ›Emanzipation‹ nicht einmal buchstabieren, geschweige denn erklären, worum es dabei geht.«
    »Trotzdem umschwärmt ihn die Hälfte aller Debütantinnen in London.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum.«
    »Er ist eine männliche Florence Stalworthy«, sagte Rachel, und damit ließ sie ihn stehen.
    Stirnrunzelnd dachte Hugh darüber nach. Er wußte,

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