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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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darstellten.
    »Als Folge unseres beharrlichen Engagements auf diesem gesättigten Markt halten wir gegenwärtig Cordoba-Anleihen in Höhe von nahezu einer Million Pfund. Unsere Bank hat sich auf diesem Sektor schon jetzt viel zu stark exponiert.«
    Das war ein gewichtiges Argument. Wenn ich Teilhaber wäre, würde ich jetzt gegen diese Emission stimmen, dachte Micky, der nur mit Mühe seine Gelassenheit bewahrte. Aber in dieser Angelegenheit war wirtschaftliches Denken nicht der ausschlaggebende Faktor. Es ging um mehr als nur ums reine Geld. Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Edward wirkte aufgebracht, hielt sich aber zurück, weil er wußte, daß es besser wäre, wenn ein anderer Teilhaber die Gegenrede hielte. Endlich meldete sich Sir Harry zu Wort: »Deine Argumentation ist gut, Hugh. Ich glaube nur, daß du ein bißchen zu dick aufträgst.«
    George Hartshorn pflichtete ihm bei: »Wir sind uns alle einig darüber, daß der Plan an sich solide ist. Das Risiko ist gering, die zu erwartenden Profite dagegen sind beträchtlich. Ich denke, wir sollten dem Projekt zustimmen.«
    Daß die beiden Edward unterstützen würden, hatte Micky schon vorher gewußt. Er wartete jetzt auf Williams Verdikt. Doch der nächste, der sich äußerte, war Samuel. »Ich gehe davon aus, daß es keinem von euch angenehm wäre, das erste größere Projekt des neuen Seniorpartners abzulehnen«, sagte er, und sein Tonfall klang, als spräche er nicht zu zwei verfeindeten Lagern, sondern zu vernünftigen Männern, die, ein wenig guten Willen vorausgesetzt, problemlos zu einer gütlichen Einigung kommen müßten. »Vielleicht gebt ihr nicht mehr allzuviel auf die Ansichten zweier Teilhaber, die bereits ihren Rücktritt bekanntgegeben haben. Aber ich bin mehr als doppelt so lange in diesem Geschäft als jeder andere hier im Raum, und was Hugh betrifft, so gibt es wahrscheinlich auf der ganzen Welt keinen Bankier seiner Generation, der erfolgreicher wäre als er. Beide sind wir der Überzeugung, daß dieses Projekt gefährlicher ist, als es aussieht. Ich möchte euch doch sehr bitten, unseren Rat nicht aufgrund persönlicher Erwägungen in den Wind zu schlagen.« Samuel ist sehr beredsam, dachte Micky, aber seine Haltung war schon vorher bekannt. Aller Augen richteten sich nun auf den jungen William.
    Endlich ergriff er das Wort. »Südamerikanische Anleihen scheinen auf den ersten Blick immer riskanter zu sein als andere«, sagte er.
    »Hätten wir uns schon zu Beginn einschüchtern lassen, so wären uns in den letzten Jahren zahlreiche einträgliche Geschäfte entgangen ...«
    Klingt nicht schlecht, dachte Micky.
    »Ich glaube im übrigen nicht, daß es zu einem finanziellen Kollaps kommen wird«, fuhr William fort. »Cordoba ist unter Präsident Garcia immer stärker geworden, weshalb ich der Meinung bin, daß unsere Geschäfte dort in Zukunft noch lukrativer werden. Wir sollten unser Engagement eher verstärken als verringern.« Micky atmete ebenso erleichtert wie unhörbar auf. Er hatte gesiegt.
    »Vier Teilhaber dafür, zwei dagegen«, konstatierte Edward.
    »Augenblick!« rief Hugh. Gott bewahre, daß der Kerl noch einen Trumpf aus dem Ärmel zieht, dachte Micky und preßte die Zähne zusammen. Am liebsten hätte er seinen Protest laut hinausgebrüllt, aber er mußte sich beherrschen.
    Edward warf Hugh einen finsteren Blick zu. »Was gibt's denn noch? Du bist überstimmt!«
    »Eine Kampfabstimmung war in diesem Raum immer das letzte Mittel«, sagte Hugh. »Wenn die Teilhaber uneins sind, bemühen wir uns um einen Kompromiß, dem jeder zustimmen kann.« Micky sah, daß Edward drauf und dran war, den Vorschlag vom Tisch zu wischen, als William sich zu Wort meldete: »Was schlägst du vor, Hugh?«
    »Ich möchte dem Seniorpartner eine Frage stellen«, sagte Hugh und wandte sich an Edward. »Was meinst du - werden wir alle oder die meisten Anleihen dieser Emission verkaufen können? Bist du zuversichtlich?«
    »Ja, vorausgesetzt, wir setzen den richtigen Preis fest«, erwiderte Edward. Seine Formulierung verriet, daß er nicht wußte, worauf Hughs Frage hinauslief. Micky dagegen ergriff eine böse Vorahnung.
    »Warum verkaufen wir dann die Anleihen nicht auf Kommissionsbasis? Auf die Ankaufsgarantie können wir dann verzichten.« Micky unterdrückte einen Fluch. Dieser Vorschlag paßte nicht in sein Konzept. Normalerweise war es so, daß sich die Bank, wenn sie Anleihen in Höhe von beispielsweise einer Million Pfund emittierte, bereit

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