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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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her - einen so ungeheuerlichen Plan, wie Micky ihn im Schilde führte, würde selbst Edward nicht blindlings akzeptieren. Fieberhaft suchte Micky nach überzeugenden Argumenten oder Druckmitteln.
    Sie bestellten ihr Mittagessen. Nachdem der Ober sich entfernt hatte, sagte Edward: »Ich trage mich mit dem Gedanken, mir eine eigene Wohnung zu suchen. Ich lebe schon viel zu lange mit meiner Mutter zusammen.«
    Es kostete Micky einige Mühe, sich auf das Thema zu konzentrieren. »Willst du dir ein Haus kaufen?«
    »Ja, ein kleines. Keinen Palast mit Dutzenden von Hausmädchen, die überall herumlaufen und Kohle nachlegen, nein, ein bescheidenes Häuschen, für dessen Unterhalt ein Butler und eine Handvoll Diener ausreichen.«
    »Aber du hast in Whitehaven House doch alles, was du brauchst.«
    »Alles, bloß keine Intimsphäre.«
    Micky ahnte, wohin der Hase lief. »Deine Mutter soll dich nicht ständig überwachen, meinst du ...«
    »Es kann doch mal vorkommen, daß du bei mir übernachten möchtest, oder?« Edwards Blick war unmißverständlich. Mit einem Schlag erkannte Micky, wie er sich Edwards Plan zunutze machen konnte. Er setzte eine Trauermiene auf und schüttelte den Kopf.
    »Wohl kaum, Edward. Wenn du dein eigenes Haus hast, werde ich wahrscheinlich längst nicht mehr in London sein.«
    Edward war schlichtweg entsetzt. »Was, zum Teufel, willst du damit sagen?«
    »Wenn es mir nicht gelingt, das Geld für den neuen Hafen aufzutreiben, wird mich der Präsident mit großer Sicherheit von meinem Posten abberufen.«
    »Du darfst nicht fortgehen!« sagte Edward in angstvollem Ton.
    »Will ich ja auch gar nicht! Aber wahrscheinlich bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Die Anleihen werden sicher alle verkauft.«
    »Das hoffe ich. Anderenfalls jedoch ...«
    Edward schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser wackelten. »Herrgott, hätte Hugh mich bloß diese Garantie unterschreiben lassen!«
    »Ich nehme an, du bist an die Entscheidung der Teilhaber gebunden«, gab Micky nervös zu bedenken. »Natürlich, was denn sonst?«
    »Nun ja ...« Micky zögerte und bemühte sich, in unbefangenem Ton weiterzusprechen. »Könntest du nicht einfach ihre Argumente ignorieren und von deinem Büro einen Garantievertrag aufsetzen lassen, ohne daß die Teilhaber etwas davon erfahren? Wäre das nicht möglich?«
    »Doch, doch, wahrscheinlich schon ...« erwiderte Edward bekümmert.
    »Immerhin bist du jetzt Seniorpartner. Das gibt dir doch gewisse Vollmachten ...«
    »Da hast du recht, verdammt noch mal!«
    »Simon Oliver würde sich in aller Diskretion um den Papierkram kümmern. Ihm kannst du vertrauen.«
    »Ja.«
    Micky konnte es kaum fassen, daß Edward so bereitwillig seinem Vorschlag zustimmte. »Ob ich in London bleibe oder nach Cordoba zurückgerufen werde, könnte einzig und allein an dieser Entscheidung hängen.«
    Der Ober brachte den Wein und füllte ihre Gläser. »Irgendwann kommt das bestimmt raus«, sagte Edward. »Aber dann ist es zu spät. Und außerdem kannst du immer behaupten, es habe sich um einen Irrtum im Büro gehandelt.« Micky wußte genau, wie unglaubwürdig diese Ausrede klang. Er glaubte nicht, daß Edward sie ihm abkaufen würde. Aber Edward achtete gar nicht darauf. »Wenn du hierbleibst ...« Er stockte und schlug die Augen nieder.
    »Ja?«
    »Wenn du in London bleibst, wirst du dann manchmal in mein e m neuen Haus übernachten?«
    Ihn interessiert wirklich nur das eine, dachte Micky. Ein Gefühl des Triumphs stieg in ihm auf, und er setzte sein gewinnendes Lächeln auf. »Selbstverständlich!«
    Edward nickte. »Mehr will ich ja gar nicht. Ich rede noch heute nachmittag mit Simon.«
    Micky hob sein Weinglas. »Auf die Freundschaft!« sagte er. Edward stieß mit ihm an und erwiderte mit einem scheuen Lächeln:
    »Auf die Freundschaft!«
    Whitehaven House hatte eine neue Bewohnerin. Ohne Vorwarnung war Edwards Frau Emily eingezogen.
    Alle Welt sah nach wie vor in Augusta die Hausherrin. Tatsache war jedoch, daß Joseph das Haus nicht ihr, sondern Edward vererbt hatte. Mutter und Sohn konnten Emily demnach nicht hinauswerfen - das wäre womöglich ein Scheidungsgrund gewesen, und genau darauf legte Emily es ja auch an.
    Nach den Buchstaben des Gesetzes war Emily sogar die eigentliche Hausherrin und Augusta nichts weiter als eine im Hause geduldete Schwiegermutter. Hätte Emily es auf einen offenen Konflikt ankommen lassen, so wäre eine schwere Auseinandersetzung zwischen zwei willensstarken Frauen

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