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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Preis, dachte Hugh. Die Bank ist pleite. Verzweiflung ergriff ihn. »Wie tief werden sie insgesamt fallen?«
    »Sie tendieren gegen Null, schätze ich. Wer zahlt schon mitten in einem Bürgerkrieg Zinsen auf Regierungsanleihen?« Null. Das Bankhaus Pilaster hatte soeben zweieinhalb Millionen Pfund verloren. Es bestand nun keinerlei Hoffnung mehr auf eine allmähliche Stabilisierung der Bilanzen. Hugh griff zum letzten Strohhalm.
    »Angenommen, die Rebellion wird in den nächsten Stunden niedergeschlagen - was dann?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß selbst dann jemand die Anleihen kauft«, sagte Danby. »Die Investoren werden erst mal abwarten und sehen, wie die Dinge sich entwickeln. Im günstigsten Fall wird es fünf bis sechs Wochen dauern, bis das Vertrauen wieder einigermaßen hergestellt ist.«
    »Ich verstehe.« Hugh wußte, daß Danby recht hatte. Der Börsenmakler bestätigte nur Hughs Ahnungen. »Sagen Sie mal, Pilaster, Ihre Bank verkraftet das doch hoffentlich?« fragte Danby besorgt. »Sie müssen ja eine ganze Menge dieser Anleihen haben. Wie verlautete, haben Sie von den Santamaria-Hafenanleihen kaum welche verkauft ...« Hugh zögerte. Lügen war ihm verhaßt, aber wenn er jetzt die Wahrheit sagte, versetzte er damit der Bank den Todesstoß. »Wir haben mehr Cordoba-Anleihen, als mir lieb ist, Danby. Aber wir verfügen auch über eine Menge anderer Aktiva.«
    »Gut.«
    »Ich muß wieder zu meinen Gästen.« Es war eine Ausrede, aber er wollte einen ruhigen und besonnenen Eindruck erwecken. »Wir haben hier ein Lunch mit dreihundert Gästen - meine Schwester hat heute vormittag geheiratet.«
    »Ich hörte davon. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Auf Wiederhören.«
    Ehe er sich mit einem neuen Gesprächspartner verbinden lassen konnte, meldete sich wieder Mulberry. »Mr. Cunliffe von der Colonial Bank ist hier, Sir«, sagte er, und Hugh merkte, daß Panik in seiner Stimme lag. »Er ersucht um Rückzahlung des Kredits.«
    »Zum Teufel mit ihm!« entfuhr es Hugh. Die Colonial Bank hatte den Pilasters eine Million Pfund geliehen, um ihr über die Krise hinwegzuhelfen. Aber das Geld war auf Anforderung zurückzuzahlen. Cunliffe hatte die Nachrichten gehört und den plötzlichen Absturz der Cordoba-Anleihen beobachtet. Er wußte, daß das Bankhaus Pilaster in Schwierigkeiten war. Kein Wunder, daß er sein Geld zurückhaben wollte, bevor die Bank am Ende war. Aber Cunliffe war nur der erste. Die nächsten würden rasch folgen. Morgen früh würde die Schlange der verzweifelten Sparer, die ihr Geld abheben wollten, bis auf die Straße reichen. Und er, Hugh, würde nicht imstande sein, es ihnen zu geben. »Verfügen wir noch über eine Million Pfund, Mulberry?«
    »Nein, Sir.«
    Das Gewicht dieser beiden Worte senkte sich wie eine schwere Last auf Hughs Schultern. Er fühlte sich auf einmal alt. Das war das Ende, der Alptraum eines jeden Bankiers: Die Kunden kamen, um ihr Geld zu holen, und die Bank war außerstande, es ihnen zu geben.
    »Sagen Sie Mr. Cunliffe, es sei Ihnen unmöglich, die Bevollmächtigung für die Unterzeichnung des Schecks zu bekommen, weil alle Teilhaber auf der Hochzeit sind.«
    »Sehr wohl, Mr. Hugh.«
    »Und dann ...«
    »Ja, Sir?«
    Hugh zögerte. Obwohl er keine andere Wahl hatte, fiel es ihm schwer, die furchtbaren Worte auszusprechen. Er schloß die Augen. Am besten bringe ich es schnell hinter mich, dachte er. »Und dann, Mr. Mulberry, müssen Sie die Pforten der Bank schließen.«
    »Oh, Mr. Hugh ...«
    »Es tut mir leid, Mulberry.«
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein merkwürdiges Geräusch. Mulberry weinte.
    Hugh hängte ein und starrte auf die Bücherregale. Plötzlich erschien ein anderes Bild vor seinem geistigen Auge: Er sah, wie sich die großen schmiedeeisernen Tore vor der grandiosen Fassade des Bankhauses Pilaster schlossen. Er sah, wie die Passanten stehenblieben und sich umdrehten. Die Menge wurde rasch größer. Man zeigte mit den Fingern auf die geschlossenen Tore und diskutierte aufgeregt. Und schneller als eine Feuersbrunst in einem Öllager verbreitete sich die Kunde in der ganzen Stadt: Die Pilasters sind pleite.
    Das Bankhaus Pilaster war bankrott. Hugh vergrub sein Gesicht in den Händen.
     
    »Wir sind blank«, sagte Hugh, »blank bis auf den letzten Penny. Und zwar jeder einzelne von uns, ohne Ausnahme.« Sie begriffen es nicht sogleich; er erkannte es an ihren Mienen. Man hatte sich im Salon des Hauses zusammengefunden, einem von Nora dekorierten

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