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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sechsmonatigen Hochzeitsreise von Nick und Dotty durch Europa. Auch daß die stolzen und mächtigen Pilasters in bescheidene Vorstadthäuser umgezogen waren und nun eigenhändig die Kartoffeln schälen und ihre Unterwäsche selbst waschen mußten, erfuhr die erstaunte Leserschaft. Hugh und Nora mieteten ein kleines Haus mit Garten in Chingford, einem fünfzehn Kilometer außerhalb von London gelegenen Dorf. Sie ließen das gesamte Hauspersonal zurück. Als einzige Hilfe kam nachmittags ein kräftiges vierzehnjähriges Mädchen von einem benachbarten Bauernhof vorbei, um die Fliesen zu schrubben und die Fenster zu putzen. Nora, seit zwölf Jahren jeglicher Hausarbeit entfremdet, fand sich nicht mit der neuen Lage ab. Sie schlurfte in einer schmutzigen Schürze herum, kehrte widerwillig den Boden, stellte ungenießbare Mahlzeiten auf den Tisch, war ständig schlechter Laune und nörgelte an allem und jedem herum. Den drei Jungen gefiel es in Chingford besser als in London, weil es hier einen Wald gab, in dem man herrlich spielen konnte. Hugh fuhr jeden Tag mit dem Vorortzug in die City. Er arbeitete nach wie vor in der Bank. Seine Tätigkeit bestand darin, die Vermögenswerte der Pilasters im Auftrag des Konsortiums an den Mann zu bringen.
    Alle Teilhaber erhielten von der Bank eine kleine monatliche Unterstützung, obwohl ihnen rein theoretisch nicht einmal das zustand. Aber die Mitglieder des Konsortiums waren Bankiers wie die Pilasters und sahen im Schicksal ihrer Kollegen ein warnendes Beispiel für sich selbst. Davon abgesehen, war die Kooperation der Teilhaber beim Verkauf der Vermögenswerte durchaus hilfreich, und es lohnte sich, sie mit einer kleinen monatlichen Zuwendung bei Laune zu halten.
    Mit nervöser Spannung verfolgte Hugh den Verlauf des Bürgerkriegs in Cordoba, dessen Ausgang letztlich darüber entschied, wieviel Geld das Konsortium verlieren würde. Hugh wollte unbedingt erreichen, daß unter dem Strich sogar ein kleiner Profit heraussprang. Eines Tages wollte er sagen können, die Rettung des Bankhauses Pilaster habe keinen der Beteiligten Geld gekostet. Die Aussichten darauf waren allerdings alles andere als günstig.
    Zunächst sah es so aus, als hätte die Miranda-Partei ein leichtes Spiel. Nach allem, was man hörte, war der Angriff sorgfältig geplant und mit blutiger Härte ausgeführt worden. Präsident Garcia war zum Verlassen der Hauptstadt gezwungen worden und hatte sich in die Festungsstadt Campanario zurückgezogen, die in seiner Heimatregion im Süden des Landes lag. Hugh machte sich kaum noch Illusionen. Die siegreichen Mirandas würden das Land wie ein privates Königreich regieren und nicht im Traum daran denken, die dem alten Regime gewährten Kredite zurückzuzahlen. Cordoba- Anleihen waren daher, so stand zu befürchten, auf absehbare Zeit nichts wert.
    Doch dann trat eine unerwartete Wende ein. Tonios Familie, die Silvas, seit einigen Jahren Bannerträger einer ebenso kleinen wie wirkungslosen liberalen Opposition, schlug sich auf die Seite des Präsidenten. Als Gegenleistung hatte Garcia ihnen, für den Fall, daß es ihm gelang, das Land wieder unter seine Herrschaft zu bekommen, freie Wahlen und eine Landreform versprechen müssen. Angesichts dieser Entwicklung schöpfte Hugh neue Hoffnung.
    Die wiederbelebte Armee des Präsidenten gewann Unterstützung in breiten Schichten der Bevölkerung und konnte den Vormarsch der gegnerischen Truppen stoppen. Beide Lager waren nun ungefähr gleich stark, und zwar sowohl militärisch als auch finanziell: Mit dem ersten großen Sturmangriff hatten die Mirandas ihre Kriegskasse erschöpft. Der Norden verfügte über Salpetervorkommen und der Süden über Silberbergwerke, doch da das Bankhaus Pilaster nicht mehr im Geschäft war und andere Banken keine Kunden annahmen, von denen unklar war, ob sie am nächsten Tag überhaupt noch existieren würden, bekam weder die eine noch die andere Partei ihre Exporte finanziert und versichert.
    Beide Seiten wandten sich daraufhin an die britische Regierung und baten in der Hoffnung auf neue Kreditwürdigkeit um politische Anerkennung. Micky Miranda, noch immer offizieller Botschafter Cordobas in London, betätigte sich als eifriger Lobbyist. Er antichambrierte im Außenministerium, bei Ministern und Parlamentsabgeordneten, um die Anerkennung Papa Mirandas als neuen Präsidenten von Cordoba durchzusetzen, doch bislang hatte sich Premierminister Lord Salisbury geweigert, einer der beiden Seiten den

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