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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sämtliche Vorstandsmitglieder der Gesellschaft waren Mitglieder oder Verbündete des Miranda-Clans. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, daß das gesamte Geld ohne Umwege in die Kriegskasse geflossen ist. Wir müssen es zurückbekommen.«
    »Aber es ist doch längst in Waffen umgesetzt worden.«
    »Und wenn schon. Der Miranda-Clan muß ein millionenschweres Vermögen besitzen.«
    »Das stimmt allerdings. Den Mirandas gehören ja die Salpetergruben des Landes.«
    »Angenommen, ihr gewinnt den Krieg: Wäre es denkbar, daß Präsident Garcia der Santamaria Harbour Corporation als Entschädigung für den Betrug die Salpetergruben übereignet? Dann stiegen die Anleihen sofort im Kurs.«
    »Der Präsident hat mir gesagt, daß ich alles - ich wiederhole: alles - versprechen darf, um die britische Regierung zur Unterstützung der Regierungstruppen in Cordoba zu bewegen«, antwortete Tonio mit fester Stimme.
    Hugh sah auf einmal Licht am Ende des Tunnels. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, den Schuldenberg der Pilasters abzutragen. »Laß mich nachdenken«, sagte er. »Bevor du deinen Fall vorträgst, sollten wir gewisse Vorbereitungen treffen. Ich glaube, ich kann Ben Greenbourne so weit bringen, daß er sich bei Lord Salisbury für den Schutz der britischen Investoren einsetzt und ein gutes Wort für dich einlegt. Aber was machen wir mit der Opposition? Ja - wir könnten uns mit Dan Robinson in Verbindung setzen, Maisies Bruder. Er ist Unterhausabgeordneter und hat sich jahrelang intensiv mit den Folgen von Bankkonkursen beschäftigt. Er hat meinen Sanierungsplan für das Bankhaus Pilaster befürwortet und ist sehr an dessen Erfolg interessiert. Dan könnte dafür sorgen, daß uns auch die Opposition unterstützt ...« Er trommelte mit den Fingern auf den Küchentisch. »Die Sache nimmt langsam Gestalt an!«
    »Wir sollten so schnell wie möglich handeln«, sagte Tonio. »Ja, wir fahren sofort in die Stadt. Dan Robinson wohnt bei Maisie in South London. Greenbourne wird in seinem Landhaus sein, aber ich kann ihn von der Bank aus anrufen.« Hugh stand auf. »Ich sage nur schnell Nora Bescheid.« Vorsichtig zog er seine Füße aus Sols Bauklötzchenburg und ging hinaus. Nora saß im Schlafzimmer und probierte gerade einen extravaganten Hut mit Fellbesätzen auf.
    »Ich muß in die Stadt«, sagte Hugh, während er sich Kragen und Schlips umlegte.
    »Und wer kümmert sich dann um die Jungs?« fragte sie. »Du, hoffe ich.«
    »Nein!« kreischte sie. »Ich gehe einkaufen!«
    »Es tut mir leid, Nora, aber es handelt sich um eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    »Ich bin auch wichtig!«
    »Natürlich bist du das, aber diesmal mußt du Einsicht haben. Ich muß dringend mit Ben Greenbourne sprechen.«
    »Mich kotzt das alles an!« sagte sie angewidert. »Das Haus, dieses stinklangweilige Dorf, die Kinder, du - alles. Mein Vater lebt in besseren Verhältnissen als wir!« Hughs Schwiegervater hatte mit einem Kredit des Bankhauses Pilaster eine Gaststätte eröffnet und verdiente inzwischen viel Geld damit. »Ich sollte zu ihm ziehen und in seiner Kneipe als Barmädchen arbeiten. Das wäre viel lustiger, und außerdem würde ich für meine Schinderei wenigstens anständig bezahlt!«
    Hugh starrte sie an. Schlagartig wurde ihm klar, daß er mit dieser Frau nie wieder das Bett teilen würde. Seine Ehe war ein einziger Scherbenhaufen. Nora haßte ihn, und er verachtete sie. »Nimm den Hut ab, Nora!« sagte er. »Du gehst heute nicht einkaufen.« Er zog seine Anzugjacke an und ging hinaus. Tonio wartete ungeduldig im Flur. Hugh küßte seine Söhne der Reihe nach, griff Hut und Mantel und öffnete die Tür. »In ein paar Minuten geht ein Zug«, sagte er, als sie das Haus verließen.
    Während sie über den kurzen Gartenweg zum Tor eilten, setzte Hugh seinen Hut auf und schlüpfte hastig in den Mantel. Es schneite immer noch, und auf dem Rasen lag schon eine geschlossene Schneedecke. Hughs Haus war eines von zwanzig oder dreißig identischen Reihenhäusern, die auf einem ehemaligen Rübenfeld errichtet worden waren. Ein unbefestigter Fahrweg führte ins Dorf. Hugh hatte bereits einen Plan im Kopf. »Wir schauen zuerst bei Robinson vorbei«, sagte er. »Dann kann ich Greenbourne sagen, daß die Opposition schon auf unserer Seite steht ... Hör mal!«
    »Was?«
    »Das ist unser Zug! Wir sputen uns besser ein wenig.« Sie beschleunigten ihre Schritte. Zum Glück lag der Bahnhof auf ihrer Seite des Dorfes. Als sie die

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