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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Form zu wahren und nicht einfach davonzulaufen. Kurz darauf stand er auf der Straße.
    Es war ein wenig kühler geworden. Er atmete die Nachtluft ein und blieb stehen, um sich zu beruhigen. Wenn das »Zerstreuung« war, so war sie seine Sache nicht. Maisie, dieses Flittchen, hatte seinen Vater beleidigt; der Rattenkampf war von Grund auf widerlich gewesen, und die Huren hatten ihn ausgelacht. Der Teufel sollte die ganze Bande holen!
    Einer der beiden Türsteher sah ihn teilnahmsvoll an. »Der Herr haben sich entschlossen, es heute abend nicht zu spät werden zu lassen?«
    »So kann man's auch sagen«, brummte Hugh und entfernte sich. Micky verlor Geld. Als Bankhalter hatte er gewußt, wie man beim
    Bakkarat die Mitspieler übers Ohr haut - nur saß er an diesem Abend nicht an der Bank. Innerlich war er erleichtert, als Edward zu ihm sagte: »Komm, holen wir uns zwei Weiber.«
    »Geh nur«, erwiderte er, als ginge ihn das nichts an. »Ich spiele weiter.«
    Edwards Blick verriet beginnende Panik. »Es wird spät, Micky.«
    »Ich versuche nur, meine Verluste auszugleichen«, gab Micky ungerührt zurück.
    »Ich zahle dir deine Jetons«, flüsterte Edward. Micky tat so, als zögere er noch. Dann gab er nach. »Na, meinetwegen. Ich bin einverstanden.« Edward lächelte.
    Als Micky abgerechnet hatte, betraten sie gemeinsam den Salon. Edward wurde gleich von einem blonden Mädchen mit großen Brüsten empfangen. Er legte ihr den Arm um die nackten Schultern, und sie drückte ihren Busen gegen seine Brust. Micky musterte die verfügbaren Damen. Eine schon ein wenig ältere Frau von verführerischer Verkommenheit wurde auf ihn aufmerksam. Er lächelte sie an, worauf sie zu ihm kam, ihm die Hände auf die Hemdbrust legte und ihre Fingernägel tief in seine Haut grub. Dann hob sie sich auf die Zehenspitzen und biß ihn sanft in die Unterlippe.
    Micky sah, daß Edward ihn mit von Erregung gerötetem Gesicht anglotzte. Sein Verlangen wuchs. Er sah der Frau ins Gesicht und fragte sie: »Wie heißt du?«
    »Alice.«
    »Gehen wir rauf, Alice.«
    Zu viert stiegen sie die Treppe hinauf. Auf dem Absatz stand die Marmorstatue eines Zentauren mit einem riesigen erigierten Penis, den Alice im Vorübergehen kurz tätschelte. Neben der Statue kopulierte ein Pärchen im Stehen, ohne sich um den Betrunkenen zu kümmern, der vor ihnen auf dem Boden saß und zuschaute. Die beiden Frauen steuerten getrennte Zimmer an, doch Edward dirigierte sie in ein und dasselbe, »'n flotten Vierer heute, Jungs?« fragte Alice.
    »Ein Zimmer - halber Preis«, erwiderte Micky, und Edward lachte.
    Alice schloß die Tür hinter ihnen. »Schulfreunde, wie?« Sie kannte sich aus. »Habt euch damals gegenseitig ... Was?«
    »Halt's Maul«, sagte Micky und nahm sie in die Arme. Während die beiden sich küßten, machte sich Edward von hinten an Alice heran, umschlang sie mit den Armen und umfaßte ihre Brüste. Alice war im ersten Moment etwas irritiert, ließ ihn aber gewähren. Micky spürte, wie sich Edwards Hände zwischen seinem eigenen Körper und dem der Frau hin und her bewegten, und wußte, daß Edward sich an ihrem Hintern rieb. »Und ich?« ließ sich das andere Mädchen vernehmen. »Was soll ich denn hier? Ich komme mir irgendwie ausgeschlossen vor ...«
    »Schlüpfer aus!« befahl Edward. »Du kommst als nächste dran.«

3. Kapitel
    Juli 1873
     
    Als kleiner Junge hatte Hugh stets geglaubt, das Bankhaus Pilaster gehöre den Aufsehern. In Wirklichkeit waren diese Männer nur Dienstboten niederen Ranges. Ihre Körperfülle und die tadellosen Gehröcke mit silbernen Uhrketten über den Westen, vor allem aber die pompöse Würde, mit der sie durch die Bank stolzierten, waren jedoch durchaus imstande, bei einem Kind den Eindruck zu erwecken, sie seien die wichtigsten Personen im ganzen Haus.
    Der erste, der dem damals zehnjährigen Hugh die Bank gezeigt hatte, war sein Großvater gewesen, der Bruder des alten Seth. In der marmornen Schalterhalle im Erdgeschoß war er sich vorgekommen wie in einer Kirche, so ungeheuer groß, elegant, still und feierlich war das alles - ein Ort, an dem eine auserwählte Priesterschaft unverständliche Rituale im Dienste einer Gottheit namens Geld zelebrierte. Großvater hatte Hugh im ganzen Gebäude herumgeführt. Er hatte die weihevolle Ruhe im zweiten Stock, wo dicke Teppiche jeden Schritt verschluckten, kennengelernt. Dort residierten die Teilhaber mit ihren Korrespondenzsekretären. Im Direktionszimmer hatte man dem

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