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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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kommen, an dem irgend jemand deine Geheimnisse ausgräbt und gegen dich verwendet. Dann wirst du dich daran erinnern, was du mir angetan hast.« Worauf spielte er an? Augusta konnte sich keinen Reim auf seine Bemerkung machen. Ohne jede Veranlassung fiel ihr Micky Miranda ein, aber sie verdrängte den Gedanken sofort wieder. »Ich habe keine Geheimnisse, derer ich mich schämen müßte«, sagte sie.
    »Wirklich nicht?«
    »Nein!« bekräftigte sie emphatisch. Seine Sicherheit beunruhigte sie.
    Er sah sie mit einem merkwürdigen Blick an. »Gestern sprach ein junger Rechtsanwalt namens David Middleton bei mir vor.« Sie verstand nicht gleich, worauf er hinauswollte. Der Name kam ihr bekannt vor und beunruhigte sie. »Müßte ich ihn kennen?« fragte sie.
    »Du bist ihm vor sieben Jahren einmal begegnet, bei einer gerichtlichen Untersuchung.«
    Ein kalter Schauer lief Augusta den Rücken hinunter. Middleton - so hieß der Junge, der damals ertrunken war. »David Middleton glaubt, daß sein Bruder ermordet worden ist«, sagte Samuel. »Und zwar von Edward.«
    Augusta wurden die Knie schwach. Sie wollte sich unbedingt setzen, aber sie gönnte Samuel nicht die Freude, sie völlig konsterniert zu erleben. »Wieso, um alles in der Welt, rührt er diese alte Geschichte nach sieben Jahren wieder auf?«
    »Er sagte mir, er sei mit der damaligen Untersuchung nie zufrieden gewesen, hätte aber den Mund gehalten, um seinen Eltern weiteren Kummer zu ersparen. Seine Mutter starb dann aber schon bald nach Peters Tod und sein Vater in diesem Jahr.«
    »Und warum hat er sich an dich gewandt - und nicht an mich?«
    »Wir sind im gleichen Club. Wie dem auch sei - er hat sich die Untersuchungsprotokolle noch einmal durchgelesen und meint nun, daß es mehrere Zeugen gibt, die nie vernommen worden sind.«
    Das stimmt allerdings, dachte Augusta betroffen. Hugh Pilaster, dieser Tunichtgut, gehörte dazu, ferner ein junger Südamerikaner namens Tony oder so ähnlich und schließlich noch eine dritte Person, die nie identifiziert worden war. Wenn David Middleton auch nur einen dieser Zeugen erreichte, konnte es durchaus sein, daß die ganze Geschichte aufflog.
    Mit nachdenklicher Miene fuhr Samuel fort: »Aus eurer Sicht hätte sich der Untersuchungsrichter seine Bemerkungen über Edwards heldenmütigen Rettungsversuch lieber sparen sollen. Sie erregten Argwohn. Daß Edward verdattert am Ufer steht, während im Teich ein junger Bursche ertrinkt, hätte man ohne weiteres geglaubt. Doch wer Edward auch nur flüchtig kennt, weiß, daß er für andere nicht einmal den kleinen Finger rühren würde. Daß er in einen Teich springt, um einen Ertrinkenden zu retten, traut ihm kein Mensch zu.« Das war nicht nur völlig unsinniges Geschwätz, sondern beleidigend obendrein. »Wie kannst du dich unterstehen ...« sagte Augusta, aber es gelang ihr nicht, ihrer Stimme den üblichen autoritären Ton zu verleihen.
    Samuel ging nicht auf sie ein. »Die Schüler haben der offiziellen Version nie geglaubt. David hatte Windfield erst einige Jahre zuvor verlassen und kannte noch eine ganze Reihe der älteren Schüler. Seine Gespräche mit ihnen bestärkten ihn in seinem Verdacht.«
    »Das ist doch alles völlig absurd.«
    »Middleton ist ein streitlustiger Mensch - wie alle Anwälte«, sagte Samuel, ohne sich um ihre Proteste zu kümmern. »Er wird keine Ruhe geben.«
    »Ich habe nicht die geringste Angst vor ihm.«
    »Gut so. Ich bin sicher, daß er sich schon bald bei dir blicken lassen wird.« Samuel ging zur Tür. »Ich bleibe nicht zum Tee. Guten Tag, Augusta.«
    Augusta sank auf ein Sofa. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte Samuel bezwungen, aber es war ein Pyrrhussieg. Die alte Geschichte kam wieder hoch, jetzt, nach sieben Jahren, da sie längst hätte vergessen sein sollen! Augusta wurde von entsetzlicher Angst um Edward gepackt. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ihm Unheil widerfuhr. Ihr Kopf dröhnte, und sie hielt ihn mit beiden Händen, um sich zu beruhigen. Was sollte sie jetzt tun?
    Gefolgt von zwei Hausmädchen, die Tabletts mit Gebäck und Teegeschirr hereintrugen, erschien Hastead, ihr Butler. »Wenn Sie gestatten, Madam ...« sagte er mit seinem walisischen Akzent. Hasteads Augen schienen in verschiedene Richtungen zu blicken, weshalb Leute, die mit ihm sprachen, nie genau wußten, auf welches von beiden sie sich konzentrieren sollten. Es konnte recht irritierend sein, doch Augusta hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Sie

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