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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie. »Es ist mir lieber, wenn wir uns irgendwo treffen.« Sie wollte nicht, daß er die abbruchreife Bude in Soho sah, die sie sich mit April teilte.
    »Einverstanden. Wir treffen uns am Westminster Pier und fahren mit dem Dampfer nach Chelsea.«
    »Au ja!« Sie war so aufgeregt wie seit Monaten nicht mehr. »Um wieviel Uhr?«
    »Um acht?«
    Maisie überschlug im Kopf den Zeitplan. Solly und Tonio würden sicher bis zum letzten Rennen bleiben wollen. Dann kam die Zugfahrt zurück nach London. Am Victoria-Bahnhof würde sie sich von Solly verabschieden und zu Fuß nach Westminster gehen. Es müßte also klappen ... »Warten Sie auf mich, wenn ich mich etwas verspäte?«
    »Die ganze Nacht, wenn's sein muß.«
    Wieder rührte sich beim Gedanken an Solly ihr Gewissen. »Ich gehe jetzt lieber wieder zu meinen Bekannten.«
    »Ich bringe Sie hin«, bot Hugh an. »Nein, bitte nicht.« Das hätte ihr gerade noch gefehlt!
    »Wie Sie wünschen.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er ergriff sie. Der Abschied kam ihr merkwürdig förmlich vor. »Bis heute abend«, sagte sie.
    »Ich warte auf Sie.«
    Maisie drehte sich um und ging. Sie spürte, daß er ihr nachsah. Wieso habe ich mich darauf eingelassen? dachte sie. Will ich tatsächlich mit ihm ausgehen? Mag ich ihn überhaupt? Bei unserer ersten Begegnung haben wir uns so gestritten, daß der ganze Abend in die Binsen ging. Und heute wollte er auch schon wieder damit anfangen ... Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich nicht eingelenkt hätte. Eigentlich passen wir gar nicht zusammen und werden niemals miteinander tanzen. Vielleicht sollte ich einfach nicht hingehen.
    Aber er hat so hübsche blaue Augen ...
    Schluß mit diesen Gedanken! ermahnte sie sich. Ich habe versprochen, mit ihm auszugehen, also gehe ich auch mit ihm aus. Ob es mir gefallt oder nicht, merke ich dann schon früh genug. Es ist sinnlos, sich vorher den Kopf darüber zu zerbrechen ... Allerdings mußte sie sich eine glaubhafte Ausrede für Solly einfallen lassen. Er rechnete fest damit, daß er sie am Abend zum Essen ausführen durfte. Immerhin - Solly stellte niemals neugierige Fragen. Er würde jede Entschuldigung akzeptieren, so unglaubwürdig sie auch klingen mochte. Dennoch nahm sich Maisie vor, eine sehr überzeugende Ausrede zu finden. Sie hatte nicht die Absicht, seine Gutmütigkeit auszunutzen.
    Sie fand ihre Freunde an der gleichen Stelle wieder, an der sie sie verlassen hatte. Sie hatten den ganzen Nachmittag zwischen der Rennplatzabsperrung und dem Buchmacher in seinem Schachbrett-Anzug verbracht. April und Tonio strahlten um die Wette. Kaum hatte sie Maisie erblickt, sagte April: »Wir haben hundertzehn Pfund gewonnen - ist das nicht wunderbar?« Maisie teilte Aprils Freude: Das war in der Tat eine Menge Geld. Als sie den beiden gratulierte, entdeckte sie Micky Miranda. Die Daumen in den Taschen seiner taubengrauen Weste vergraben, schlenderte er auf sie zu. Sein Erscheinen kam keineswegs überraschend - alle Welt traf sich in Goodwood. Obwohl Micky blendend aussah, mochte Maisie ihn nicht. Er erinnerte sie an den Zirkusdirektor, der sich immer eingebildet hatte, alle Frauen müßten vor Freude in Ohnmacht fallen, wenn er ihnen einen Antrag machte, und dann entsetzlich beleidigt war, wenn er einmal einen Korb erhielt.
    In Mickys Schlepptau befand sich, wie üblich, Edward Pilaster. Ein merkwürdiges Pärchen, die beiden, dachte Maisie und fragte sich, was die zwei verbinden mochte. Sie paßten eigentlich gar nicht zueinander: Micky war schlank und rank, selbstbewußt und immer wie aus dem Ei gepellt - Edward dagegen groß, täppisch und immer ein wenig schmuddelig. Was mochte der Grund sein, daß die beiden so unzertrennlich waren? Micky fanden die meisten Menschen charmant, und sie ließen sich bereitwillig von ihm um den Finger wickeln. Tonio sah mit einer Art nervöser Verehrung zu ihm auf, wie ein junger Hund zu einem grausamen Herrchen.
    Hinter Micky und Edward kamen ein älterer Mann und eine junge Frau angeschlendert. Maisie musterte sie aufmerksam. Micky stellte ihnen den Mann als seinen Vater vor, wenngleich er ihm nicht im geringsten ähnelte. Er war ziemlich kurz geraten, hatte krumme Reiterbeine, ausladend breite Schultern und ein wettergegerbtes Gesicht. Im Unterschied zu seinem Sohn fühlte er sich sichtlich unwohl in steifem Kragen und Zylinder. Die Frau, die wie eine Geliebte an seinem Arm hing, mußte gut und gerne dreißig Jahre jünger sein als er. Micky stellte sie

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