Die Pfeiler des Glaubens
und Don Salvador vor die Füße.
Hernando wollte Andrés zunächst helfen, war aber wie erstarrt und beobachtete entsetzt das Geschehen. Die aufgebrachte Menge drang nun in die Sakristei ein. Die Männer brüllten und geiferten und traten alles zur Seite, was ihnen in den Weg kam. Sie rissen die Schränke auf und warfen den Inhalt auf den Boden. Plötzlich wurde Hernando grob am Kragen gepackt und neben den Pfarrer und seine Gefährten zu Boden geschleudert. Bei dem Aufprall schlug er sich das Gesicht auf.
Inzwischen trafen weitere Aufständische ein, die die christlichen Familien des Dorfes vor sich hertrieben. Diese Christen wurden brutal zu Hernando und den drei Würdenträgern vor den Altar gestoßen. Ganz Juviles war mittlerweile in der Kirche versammelt. Die Moriskenfrauen tanzten um die Christen herum und stießen mit schnellen Zungenbewegungen spitze Freudenschreie aus. Hernando beobachtete vom Boden aus die gesamte Szenerie: Ein Mann urinierte auf den Altar, ein anderer schnitt das Hanfseil der Kirchenglocke durch, um sie für immer zum Schweigen zu bringen, wieder andere hieben mit Beilen auf Heiligenbilder ein.
Vor dem Pfarrer und den übrigen Christen häuften sie Wertgegenstände auf: Kelche, Hostienteller, Kerzenleuchter, Priestergewänder … Alles unter dem ohrenbetäubenden Gebrüll der Männer und dem gellenden Freudengeschrei der Frauen. Hernando beobachtete, wie zwei kräftige Männer die vergoldete Tür des Tabernakels zertrümmern wollten. Aber plötzlich schien der Lärm zu verstummen, und Hernandos Sinne konzentrierten sich nur noch auf den Anblick seiner Mutter: Aischas entblößte Brüste wippten im Takt eines delirischen Tanzes, ihre langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern, und ihre Zunge zuckte frenetisch im kreischenden Mund.
»Mutter«, flüsterte Hernando. Was tat sie da? Das war doch eine Kirche! Und außerdem … Wie konnte sie sich vor allen Männern so zur Schau stellen?
Als hätte sie sein Flüstern gehört, blickte sie zu ihrem Sohn. Hernando kam es wie eine Ewigkeit vor, aber plötzlich stand Aischa vor ihm.
»Lasst ihn los«, forderte sie keuchend die umstehenden Morisken auf. »Das ist mein Sohn. Er ist Muslim.«
Hernando konnte seinen Blick nicht von den entblößten Brüsten seiner Mutter abwenden, die nun schlaff herunterhingen.
»Das ist der Nazarener!«, hörte er einen Mann hinter sich rufen.
Die Erwähnung seines Spitznamens rief ihn schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Hernando drehte sich um. Er kannte den Morisken: Es war ein überaus hässlicher Schmied, mit dem sein Stiefvater immer wieder in Streit geriet. Aischa packte ihren Sohn am Arm und wollte ihn mit sich zerren, aber der Mann verpasste ihr einen Schlag.
»Warte, bis dein Mann mit den Maultieren zurückkommt«, sagte er höhnisch. »Er soll entscheiden.«
Mutter und Sohn tauschten verzweifelte Blicke aus. Aischas Augen verengten sich zu Schlitzen, ihre zusammengekniffenen Lippen bebten. Plötzlich drehte sie sich um und rannte davon. Der Sakristan saß neben Hernando und wollte ihm einen Arm um die Schulter legen, aber der Junge riss sich erschrocken los und sah seiner Mutter nach, die hastig die Kirche verließ. Sobald Aischas schwarze Mähne verschwunden war, nahm er das gewaltige Getöse um sich herum wieder wahr.
Ganz Juviles war ein einziges Fest. Die Morisken sangen und tanzten zum Klang der Tamburine, Trommelschellen, Schalmeien, Kesselpauken und Flöten durch die Straßen. Ibrahim kehrte stolz auf dem Rücken eines hellen, kräftigen Pferdes in das Dorf zurück und führte einen Trupp bewaffneter Morisken an. Seine Männer konnten sich nur mit Mühe einen Weg durch den Tumult auf den Straßen bahnen.
Ibrahim hatte sich dem Aufstand in Cádiar angeschlossen, wo er unterwegs mit seinen Tieren davon überrascht worden war. Dort hatte er Seite an Seite mit Partal und dessen Monfíes gegen eine Kompanie von fünfzig Arkebusenschützen gekämpft, die sie besiegt und getötet hatten.
Nun fragte Ibrahim nach den Christen im Dorf, und einige Dorfbewohner zeigten zwischen Rufen und Freudensprüngen auf die Kirche. Er lenkte seinen kräftigen Falben zum Eingang und wollte gerade in die Kirche hineinreiten, als das Pferd unruhig schnaubte und an der Tür stehen blieb. Der Tumult im Inneren kam einen Augenblick zur Ruhe, und man konnte Don Martíns Protest vernehmen.
»Gottesläs…!«
Aber sofort wurde der Pfarrer mit Fausthieben und Fußtritten zum Schweigen gebracht. Ibrahim
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