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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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ihm die Zügel aus der Hand, und der andere packte ihn am Arm.
    Die Menschenmenge brach in Gejohle aus – endlich tat sich wieder etwas in der Arena. Sobald Hernando den festen Griff des Mannes spürte, ließ er den Hengst los und schrie kurz auf. Das Pferd erschrak, vollzog eine Kehrtwendung und riss dabei die beiden Diener um. Hernando nutzte die plötzliche Verwirrung und lief davon. Er sprang über eine der Tierleichen und rannte in Richtung der Plaza de la Paja. Als er an Don Diego vorbeikam, trieb dieser seine Lakaien mit einer Handbewegung an, ihm sofort zu folgen. Auf der Plaza de la Paja warf sich ein Büttel auf den von zwei Lakaien verfolgten Hernando – und hielt ihn fest. Etwas abgeschlagen folgten auch einige Diener des Grafen von Espiel.
    »Was zum …?«, setzte der Büttel an.
    »Lasst ihn los!«, forderte der eine Lakai und riss Hernando aus den Händen des Büttels.
    »Diese Ganoven hier müsst ihr festnehmen!«, rief der andere Lakai und deutete auf die Diener des Grafen von Espiel. »Sie wollen den Mann hier umbringen!«
    Der Vorwurf allein reichte, dass die am Platz wachhabenden Büttel sich den Bediensteten des Grafen von Espiel in den Weg stellten, und Hernando konnte mit den beiden Lakaien des Oberstallmeisters ungehindert in Richtung der Plaza del Potro weiterziehen.
    Inzwischen ritt der Graf von Espiel mit stolzgeschwellter Brust unter dem tosenden Applaus des Publikums über die Plaza de la Corredera.
    »Schafft die Kadaver weg«, befahl Don Diego den Cuadrillas, die das Schauspiel von der Bretterwand aus beobachteten, und zeigte auf die Tierleichen. »Sonst schafft es dieser Schwachkopf nie, vom Platz zu reiten«, murmelte er belustigt zu den beiden Adligen, die neben ihm standen, »und wir sind noch die halbe Nacht hier.«

31
    N ur wenige Tage vor den Stierkämpfen war Fatima zusammen mit Jalil – Benito für die Christen – auf dem Weg zum Gefängnis. Er war einer der beiden alten Männer, die zusammen mit Hamid der Moriskengemeinde in Córdoba vorstanden. Wie so oft brachten die beiden Essen für die Gefangenen und sprachen dabei über Hernando und seine Taten für die Gemeinde.
    »Er ist ein guter Mann«, stellte Jalil fest. »Er ist jung, gesund und kräftig. Er sollte bald heiraten und eine Familie gründen.«
    Fatima senkte den Blick und verlangsamte ihre Schritte.
    »Es gibt eine Zukunft für euch beide«, flüsterte Jalil, der Fatimas Situation sehr wohl kannte.
    »Was willst du damit sagen?« Fatima blieb stehen.
    »Hat Aischa ihr Kind schon bekommen?«, fragte Jalil statt einer Antwort und forderte sie mit einer Geste auf weiterzugehen.
    »Ja«, sagte Fatima. »Sie hat einen kräftigen Jungen zur Welt gebracht.« Ihre Stimme klang traurig. Córdoba hatte ihr Humam genommen und Aischa einen Sohn geschenkt. Jalil nickte.
    »Du bist noch jung und stark. Das beweist du uns Tag für Tag. Du musst in Gott vertrauen.« Jalil schwieg eine Weile, ehe er weitersprach. »Als du Ibrahim geheiratet hast, war er da schon ein armer Mann?«
    »Nein. Damals war er der Stellvertreter von Ibn Abbuh, dem König von al-Andalus. Er hatte alles, was er wollte. Bei meiner Hochzeit in Laujar ritt ich auf dem kostbarsten weißen Maultier der ganzen Alpujarras«, flüsterte sie, als eine Gruppe Passanten in Richtung Kathedrale verschwunden war.
    Jalil nickte zufrieden. Dann blieb er vor dem Gefängnis stehen, wo bereits einige Angehörige der Gefangenen warteten.
    »Wer sorgt für deinen Unterhalt?«, fragte Jalil.
    »Das kann ich nicht genau sagen«, antwortete Fatima. »Ibrahim und Hernando geben Aischa ihren Lohn, damit sie das Geld für die Familie verwaltet.«
    »Hernando gibt Aischa sein Geld?«, fragte Jalil nach.
    »Ja, natürlich. Es ist zwar nur wenig, aber ohne ihn kämen wir nicht über die Runden. Ibrahim beschwert sich schon die ganze Zeit darüber.«
    »Und jetzt, mit dem neuen Kind, denke ich, wird es noch schwieriger, nicht wahr?«
    »Ja, und für Ibrahim gibt es nichts Wichtigeres als seinen neugeborenen Sohn. Seit langer Zeit hat er zum ersten Mal wieder gelächelt!« Fatima überlegte, ob Ibrahim überhaupt schon einmal aufrichtig gelächelt hatte. Eigentlich kannte sie nur sein spöttisches Grinsen. »Wenn er nicht über seinen kleinen Jungen spricht«, berichtete sie, »dann jammert er eigentlich nur über seinen Hungerlohn und die Feldarbeit.«
    Jalil nickte wieder und lächelte.
    »Ein Ehemann«, setzte er dann zu einer Erklärung an, »muss für den Unterhalt seiner Ehefrau

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