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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Ausritten, Festen, Turnieren oder Stierkämpfen protzen können. Deshalb will der spanische König hier in Córdoba das perfekte Pferd züchten. Der Neubau neben dem königlichen Alcázar beherbergt riesige Stallungen. Herzlichen Glückwunsch übrigens zu dem Angebot«, schloss der Gelehrte.
    »Ich weiß nicht.« Hernando verzog das Gesicht. »Mir geht es doch gut. Ich kann machen, was ich will, und ich kann mich frei in der ganzen Stadt bewegen. Nur der Lohn …« Don Diegos Lakaien hatten ihm zwanzig Reales im Monat und eine Unterkunft angeboten! »Wenn ich das Angebot annehme, kann ich mich nicht mehr um unsere Glaubensbrüder kümmern.«
    »Tu es, mein Sohn«, sagte Hamid ruhig. »Es ist für uns sehr wichtig, dass wir gut bezahlte Arbeit bekommen, die mit Verantwortung verbunden ist. Jemand anderer wird deine bisherigen Aufgaben übernehmen. Und glaub bloß nicht, du könntest nichts mehr für uns tun! Je mehr unserer Brüder als Handwerker oder Händler arbeiten und nicht mehr als Handlanger auf dem Feld, desto mehr Geld können sie für unsere Sache verdienen. Jeder von uns ist so viel wertvoller als einer von diesen christlichen Ausbeutern. Lass diese Gelegenheit nicht verstreichen. Arbeite hart! Und führe das fort, was wir in den Alpujarras gemeinsam begonnen haben. Du musst wieder mehr lesen und schreiben – und mehr lernen! In ganz Spanien gibt es Männer, die sich darauf vorbereiten, dass wir … wir Alten eines Tages nicht mehr da sein werden. Aber jemand muss dann unsere Aufgabe übernehmen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Glaube in Vergessenheit gerät!« Hamid legte Hernando mitten auf der menschenleeren Calle del Potro die Hände auf die Schultern. »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns noch einmal besiegen und dass unsere Kinder die Religion ihrer Vorfahren nicht mehr kennen!« Hamid sprach mit belegter Stimme. Hernando sah ihm tief in die Augen, die sich nun mit Tränen füllten. »Es gibt keinen Gott, außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes. Er weiß, dass jeder Mensch wissen muss, dass es keinen Gott außer Gott gibt«, begann Hamid feierlich, als wäre ihr Glaubensbekenntnis ein Siegeslied.
    Eine Träne rann über die Wange des alten Gelehrten.
    »Er weiß«, setzte Hernando ein, »dass jeder Mensch wissen muss, dass es keinen Gott außer Gott gibt. Er schuf alle Dinge, die es auf der Welt gibt, das Große und das Kleine, den Thron und den Schemel, den Himmel und die Erde …«
    Als Hernando endete, umarmten sich die beiden Männer.
    »Mein Sohn«, flüsterte Hamid, dessen Gesicht nun an Hernandos Schulter ruhte.
    »Aber es gibt noch ein Problem«, wandte Hernando nach einiger Zeit ein. »Man hat mir eine Unterkunft angeboten. Fatima … Für die Christen ist sie meine Ehefrau, deshalb muss sie mit mir zusammenleben. Aber das ist unmöglich.«
    »Nicht unbedingt.« Hamid löste sich aus der Umarmung. »Fatima hat vor ein paar Tagen die Scheidung von Ibrahim verlangt.«
    »Davon hat sie mir nichts erzählt!«
    »Wir haben im Ältestenrat darüber gesprochen, und wir haben sie darum gebeten, so lange nichts zu sagen, bis wir alles in die Wege geleitet haben – damit Ibrahim nichts davon erfährt.«
    »Kann sie sich denn scheiden lassen?«, fragte Hernando erstaunt.
    »Wenn das, was sie behauptet, wahr ist, kann sie es. Heute, als ganz Córdoba beim Stierkampf war, haben wir beschlossen, alles vorzubereiten. Wenn das Urteil zu Fatimas Gunsten ausfällt und Ibrahim nicht innerhalb von zwei Monaten genügend Geld auftreibt, um sie angemessen zu versorgen, ist sie frei.«
    Fatima hatte von Jalil erfahren, dass der Ältestenrat am Sonntag des großen Stierkampfes zusammentreten würde, um über ihre Scheidung zu befinden. Hamid hatte Hernando gebeten, sich an diesem Abend nicht in der Wohnung der Familie aufzuhalten und die Nacht woanders zu verbringen.
    Als Ibrahim am Nachmittag mit den Nachbarn aus dem Haus ging, um dem Spektakel beizuwohnen, blieben Fatima und Aischa mit dem Säugling zu Hause.
    Der Junge hieß Gaspar, nach einem der beiden Altchristen, die der Pfarrer von San Nicolás vorschriftsgemäß als Taufpaten ausgewählt hatte. Weder Aischa noch Ibrahim hatten sich Gedanken über einen christlichen Vornamen gemacht und stimmten dem Vorschlag des Pfarrers zu. Sie hatten längst entschieden, ihren Sohn Shamir zu nennen.
    Die Taufe kostete drei Maravedíes für den Pfarrer, einen Kuchen für den Sakristan und einige Eier als Geschenk für die beiden Paten, zudem das

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