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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Freundin …«
    Abbas bekreuzigte sich schnell.
    »Weib!«, herrschte Hernando seine Ehefrau an und machte wie der Schmied das Kreuzzeichen. »Hüte dich vor solchen Freundschaften aus deiner Kindheit. Sie sind schändlich. Bitte die Heilige Jungfrau lieber darum, dass der Herr diese Frau auf den rechten Weg führe.«
    Der Mann, der sich zu ihnen umgedreht hatte, nickte als Zeichen seiner Zustimmung, dann lauschte er mit seiner Frau wieder der Verlesung der Anklageschrift und dem Urteil.
    Geldstrafe, Bußgewand und einhundert Peitschenhiebe – fünfzig in Córdoba und fünfzig in Écija, wo Elvira jetzt lebte – »wegen maurischer Umtriebe«. Die anderen angeklagten Morisken bekamen ganz ähnliche Strafen: Bußgewand, Peitschenhiebe und Geldstrafe.
    Der nächste Angeklagte war ein Sklave, der mehrfach versucht hatte, in die Barbareskenstaaten zu fliehen und zudem an seiner Zugehörigkeit zur Sekte Mohammeds festhielt. Das Volk jubelte und klatschte, denn die Leute wussten, dass sie jetzt etwas geboten bekommen würden: Die Verbrennung des unverbesserlichen Sklaven!
    »Damit steht das Urteil fest.«
    Die Mitglieder des Tribunals beendeten die Sitzung, und die Angeklagten wurden der weltlichen Gewalt übergeben, die das Urteil vollstrecken sollte. Noch bevor der letzte Satz verhallt war, eilten die Schaulustigen davon. Sie mussten die ganze Stadt durchqueren, um das Spektakel am Scheiterhaufen auf dem Campo del Marrubial im Osten vor der Stadtmauer miterleben zu können. Männer und Frauen – ganz gleich, ob jung oder alt – stießen um sich, lachten und schwatzten.
    »Müssen wir uns jetzt auch noch mit ansehen, wie sie einen von uns verbrennen?«, sagte Hernando angewidert. Im allgemeinen Durcheinander wagte er, Abbas direkt anzusprechen.
    »Nein. Wir werden in der Bibliothek erwartet«, antwortete er knapp. »Außerdem: Dieser Mann wird sterben und dabei vor Hunderten aufgebrachten, blutrünstigen und rachsüchtigen Christen für die wahre Religion einstehen.« Der Schmied schwieg eine Weile und ließ seinen Blick über die zahllosen Säulen schweifen. »Lasst uns gehen!«
    Die Bibliothek der Kathedrale mit ihren Abertausenden Schriftstücken und Büchern – darunter Handschriften, die mehr als achthundert Jahre alt waren – befand sich in einer großen Kapelle im südöstlichen Teil des Bauwerks. Ein altes, kunstvoll geschmiedetes Eisengitter trennte diesen Bereich ab. Doch das schmiedeeiserne Tor stand offen.
    »Ist deine Frau in der Lage, hier zu warten, ohne eine Dummheit zu begehen?«, fragte Abbas.
    Fatima wollte dem Schmied widersprechen, doch Hernando hielt sie zurück.
    »Ja«, antwortete er nur.
    »Kann sie begreifen, dass von unserer Verschwiegenheit das Leben vieler Männer und Frauen abhängt?«
    »Ja, das kann sie«, sagte Hernando, und Fatima nickte beschämt.
    »Gut, dann gehen wir.«
    Die beiden Männer gingen durch das schmiedeeiserne Tor und gelangten in die Bibliothek. Vor ihnen türmten sich Hunderte Pergamentrollen und in Leder gebundene Bücher in großen Regalen, dazwischen konnten sie einige Lesepulte ausmachen. Zwischen zwei der Pulte diskutierten gerade fünf Geistliche, und als der Schmied sie entdeckte, wollte er schon kehrtmachen und gehen, doch es war zu spät: Einer der Geistlichen hatte ihn bemerkt und rief die beiden Morisken zu sich. Abbas konnte seine massigen Hände gerade noch zum Gebet falten und senkte ehrfürchtig den Kopf. Hernando tat es ihm gleich, und in dieser Haltung näherten sie sich den Männern.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte der Geistliche verärgert, der sie zu sich gerufen hatte.
    »Ich kenne den Mann, Don Salvador«, lenkte der älteste der Geistlichen ein, ein gedrungener Kahlkopf mit einer überraschend freundlichen Stimme. »Er ist ein guter Christ und arbeitet mit der Inquisition zusammen.«
    »Guten Tag, Don Julián«, grüßte Abbas.
    Auch Hernando stammelte einen Gruß.
    »Guten Tag, Jerónimo«, hieß ihn der Geistliche willkommen. »Was führt dich zu uns?«
    Einer der Männer ging zu einem der Regale und nahm ein Buch heraus. Don Salvador beäugte die Neuankömmlinge misstrauisch, und die übrigen Männer warteten mit offensichtlicher Gleichgültigkeit, als Abbas sie auf einmal aufmerken ließen.
    »Vor einiger Zeit …« Abbas räusperte sich. »Vor einiger Zeit, als die Morisken aus Granada zu uns kamen, habt Ihr mich gebeten, unter ihnen einen rechtschaffenen Neuchristen zu suchen, der Arabisch lesen und schreiben kann. Ich habe nun einen

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