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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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solchen Schriftkundigen gefunden. Das ist Hernando.« Mit diesen Worten stellte der Schmied seinen Begleiter vor und nötigte ihn, einen Schritt vorzutreten.
    Arabisch schreiben! Ein Schriftkundiger! War Abbas nun vollkommen verrückt geworden? Ja, Hamid hatte ihm Arabisch lesen und schreiben beigebracht, die Sprache, die alle Gläubigen miteinander verband. Aber ihn damit dem Bibliothekar der Kathedrale als einen Arabischkundigen vorzustellen …
    »Gut, sehr gut!«, lobte Don Julián.
    »Ist er nicht ein bisschen zu jung, um Arabisch schreiben zu können?«, sagte Don Salvador misstrauisch.
    Hernando spürte, wie Abbas unruhig wurde. Hatte er mit dieser Frage etwa nicht gerechnet? War er darauf nicht vorbereitet? Hernando war Don Salvadors feindseliger Tonfall nicht entgangen.
    »Ihr habt vollkommen recht, Vater«, antwortete Hernando bescheiden. »Ich fürchte, mein Freund schätzt meine geringen Kenntnisse zu hoch ein.«
    Don Salvador blickte auf, direkt in Hernandos strahlend blaue Augen. Er zögerte.
    »Selbst wenn deine Kenntnisse nur gering sein sollten … Wo hast du Arabisch gelernt?«, fragte Don Salvador nun etwas freundlicher.
    »In den Alpujarras. Beim Pfarrer in Juviles, bei Don Martín – Gott hab ihn selig. Er lehrte mich alles, was er wusste.«
    Unter keinen Umständen würde er über Hamid sprechen, und was den armen Don Martín anging … Ihm schoss plötzlich das Bild seiner Mutter in den Kopf, wie sie sich mit dem Faustdolch in der Hand auf den Pfarrer gestürzt hatte. Aber die Mitglieder des Domkapitels von Córdoba hatten bestimmt nichts über das Schicksal irgendeines Dorfpfarrers in den Alpujarras gehört.
    »Und wieso konnte dieser Pfarrer Arabisch?«, fragte der jüngste der Geistlichen irritiert.
    Don Julián wollte gerade antworten, als Don Salvador ihm zuvorkam.
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, erklärte er. »Vor einigen Jahren erkannte der König, dass es nützlich ist, wenn die Priester Arabisch können. Denn nur so lassen sich diese Ketzer missionieren. Viele Morisken sprechen kaum Spanisch, vor allem in den Königreichen Valencia und Granada. Man muss Arabisch können, um zu erfahren, was sie denken. Gut, mein Junge, dann beweise uns dein Wissen, auch wenn es noch so gering ist. Vater«, fügte er an Don Julián gerichtet hinzu, »reicht mir das Traktat, das uns jüngst in die Hände gefallen ist.«
    Don Julián zögerte. Hernando spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Er vermied es, Abbas anzusehen, und blickte stattdessen zu Fatima, die ihn aus einiger Entfernung mit einem dezenten Lächeln ermutigte. Da erst begriff er: Warum eigentlich nicht? Was verstanden diese Geistlichen schon von Arabisch? Immerhin brauchten sie einen Übersetzer.
    Er nahm das abgegriffene Papier in die Hand und begann zu lesen. Es war in Hocharabisch verfasst. Hamid hatte ihm immer wieder die Unterschiede zwischen Hocharabisch und jenem Arabisch erklärt, das sie hier in al-Andalus sprachen und das im Laufe der Jahrhunderte so viele Veränderungen erfahren hatte. Aber was stand in dieser Handschrift?
    »Hier neben dem Datum steht › Tunis ‹ «, stellte er fest, während er versuchte, den Inhalt des Schreibens zu erfassen. »Es geht um die Heilige Dreifaltigkeit«, sagte er noch, als er die ersten Schriftzeichen erkannte. »Im Namen Allahs, des gerechten Richters«, improvisierte er, während er vorgab abzulesen, »des Feinfühligen, der Kenntnis von allem hat, des Beschützers, der alle Dinge besorgt und überwacht, im Namen des Schöpfers …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Don Salvador verärgert und machte eine abschätzige Handbewegung. »Diese Blasphemien kannst du dir sparen. Was steht da über das Dogma der Dreifaltigkeit?«
    Hernando versuchte die Schriftzeichen zu entziffern. Der ewige Zwist zwischen Muslimen und Christen war ihm sehr wohl bekannt. Gott ist einzig. Wie konnten die Christen behaupten, dass es Vater, Sohn und den Heiligen Geist in einem Gott gibt? Er bekreuzigte sich mit ernster Miene und legte die Handschrift zurück auf das Pult.
    »Vater, ist es wirklich Euer Wunsch, dass ich hier«, Hernando zeigte bei diesen Worten auf die Kathedrale, »an diesem heiligen Ort vorlese, was da geschrieben steht? Heute Morgen wurden einige Männer wegen viel geringerer Vergehen verurteilt.«
    »Das ist wahr«, gab Don Salvador zu. »Don Julián, fertigt mir einen Bericht über den Inhalt dieses Schriftstücks an.« Hernando hörte Abbas erleichtert ausatmen. »Wo

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