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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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arbeitest du, mein Sohn?«
    »Im königlichen Marstall.«
    »Don Julián, sprecht mit Don Diego López de Haro. Bittet den Oberstallmeister um Erlaubnis, dass uns der junge Mann Arabisch lehrt und uns bei den Schriften hilft. Aber er soll seine Arbeit bei den Pferden des Königs nicht vernachlässigen. Bestellt ihm den Dank des Bischofs und des Domkapitels.«
    »Das werde ich tun, Vater.«
    »Ihr könnt gehen.« Mit diesen Worten entließ Don Salvador Hernando und Abbas.
    Fatima empfing ihren Mann am schmiedeeisernen Tor mit einem Lächeln.
    »Gut gemacht«, flüsterte sie.
    »Sei still!«, mahnte Abbas.
    Sie wollten die Mezquita durch die westliche Puerta de San Miguel verlassen. Dabei kamen sie an der Capilla de San Pedro vorbei – der letzten Ruhestätte von Don Alonso Fernández de Montemayor, des Statthalters von König Heinrich II. von Kastilien. Abbas blieb am schmiedeeisernen Gitter vor der Kapelle stehen.
    »Hier wird der heilige Petrus verehrt«, sagte er und kniete andächtig nieder. Mit einem Handzeichen forderte er Hernando und Fatima auf, es ihm gleichzutun. Sie schauten ihn erstaunt an. »Diese Kapelle wurde im Vorraum des Mihrab aus der Zeit von al-Hakam II. errichtet«, fügte Abbas flüsternd hinzu. Hernando lief ein Schauer über den Rücken. Sie befanden sich also in der alten Maqsura – dem Bereich, den nur der Kalif und sein Hofstaat betreten durften. »Der Mihrab selbst«, flüsterte Abbas, »wird als Sakristei genutzt, und der König hat verboten, hier Christen zu beerdigen.« Die sterblichen Überreste von Don Alonso befanden sich – im Unterschied zu den übrigen Grablegungen – nicht unter den Steinplatten am Boden, sondern in einem einfachen weißen Sarkophag im hinteren Teil der Kapelle.
    »Allahu akbar!«, sprach Fatima leise.
    Sie knieten ehrfürchtig an diesem heiligen Ort. Plötzlich konnten sie sich lebhaft vorstellen, wie hier aus dem Koran vorgetragen wurde – aus jenem kostbaren Exemplar, erschaffen durch die Hand des Kalifen Uthman ibn Affan. Es war mit Gold, Perlen und Edelsteinen besetzt und so schwer, dass es nur von zwei Männern getragen werden konnte.
    Für die Maqsura hatte der Kalif die harmonische Vereinigung unterschiedlichster Architekturstile gewünscht – und ein Werk von überragender Schönheit geschaffen. Der Zugang zur Gebetsnische lag unter einer prachtvollen Kuppel im armenischen Stil. Auch Byzanz war vertreten: bunte Mosaikarbeiten, deren Material die Handwerker eigens aus der Hauptstadt des Orients mitgebracht hatten. Es gab in Gold und Marmor verewigte Koranverse, ineinander verschlungene Arabesken, griechisch-römische Ornamente, sogar christliche Einflüsse. Das Zusammenspiel all dieser so verschiedenen Elemente machte diesen Ort, an dem nun die Capilla de San Pedro stand, zu einem der schönsten Orte der Welt.
    Die drei Morisken beteten schweigend und verließen die Mezquita dann durch die Puerta de San Miguel. Sie gelangten auf die Calle de los Arquillos mit dem Bischofspalast, der auf dem Gelände des ehemaligen Alcázar der Kalifen von Córdoba errichtet worden war. Sie liefen unter der Brücke hindurch, die den ehemaligen Kalifenpalast mit der Mezquita verband, und gingen in Richtung Marstall.
    »Ich kann diese Schriftstücke nicht übersetzen«, sagte Hernando leise. »Sie sind auf Hocharabisch. Ich kann diesem Priester doch kein Hocharabisch beibringen.«
    Abbas ging einfach weiter. Er war misstrauisch. Fatimas impulsives und unvorsichtiges Verhalten hatte ihn verärgert. Aber die Gemeinschaft vertraute ihr, sagte er sich. Außerdem, so musste er zugeben, hatte er selbst ihnen die christliche Kapelle gezeigt, die den Mihrab vor den Augen aller verbarg, und sie dort zu allem Überfluss auch noch zum Gebet aufgefordert. Fühlten sie in ihrem Innersten nicht alle das Gleiche?
    »Keine Sorge!«, sagte der Schmied schließlich, als sie schon fast an den Stallungen angekommen waren. »Don Julián wird dich Hocharabisch lehren, die Sprache unseres heiligen Buches.«
    Hernando blieb abrupt stehen.
    »Ja«, bestätigte Abbas, »Don Julián ist ein Glaubensbruder, und in ganz Córdoba findest du keinen Mann, der gebildeter ist als er.«

36
    E twa zur gleichen Zeit, als Aischa wieder aus dem Gefängnis kam, setzte sich Ibrahim zusammen mit zwei Sklaven von Sobahet und seinen Aufständischen ab. Dass ihn seine Frau zum Abschied im Monfí-Lager angespuckt hatte, schmerzte ihn mindestens genauso stark wie sein Armstumpf. Kurz nachdem Aischa zwischen den

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