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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Stadt bezahlte, um vor unseren Plünderungen verschont zu bleiben, behielt der König für sich!«, schrie der Blinde empört und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass sein Glas Wein umfiel. Wütend verteidigte er die Meuterei der Tercios nach der Einnahme von Haarlem. »Und zur Strafe haben sie uns Kranken und Kriegsversehrten nicht einmal den Rückstand bezahlt!«
    Was gingen ihn schon dieser Blinde und das Schicksal der Soldaten an, die für den katholischen König Philipp in den Niederlanden einen weiteren Religionskrieg führten? Hernando stand auf und ging so unauffällig wie möglich über den Platz.
    Die beiden warteten in der Calle de Armas bereits auf ihn. Das Licht der Kerzen zu Füßen einer lebensgroßen Marienfigur tauchte die Männer in ein warmes Licht. Die Straße war menschenleer. Juan sah Hernando kommen, Hamid nicht: Er blickte zu Boden.
    Hernando stellte sich vor ihn und nahm die Hände des Gelehrten in seine. Er brachte kein Wort heraus. Ohne den Blick zu heben, betrachtete der Alfaquí zunächst die Hände, die seine hielten, und dann die Reitstiefel, die Hernando trug, seit man ihn zum Bereiter im königlichen Marstall befördert hatte.
    »Hamid ibn Hamid«, flüsterte er, als er seinen Blick endlich hob.
    »Du bist frei«, stammelte Hernando. Bevor der Alfaquí auch nur ein Wort sagen konnte, nahm er seinen Sohn in die Arme und brach in Tränen aus. »Du bist frei.«
    Am nächsten Morgen ließen Juan und der Aufseher den Vertrag über den Verkauf des Sklaven Francisco von einem Notar aufsetzen. Hamid befand sich längst bei Fatima in der Unterkunft im Marstall. Der Aufseher verkaufte ihn nicht einfach als einen gesunden Mann, nein, wie bei einem einfachen Stück Vieh führte er dem Notar jeden einzelnen körperlichen Makel des alten Mannes auf. Juan erklärte daraufhin seinen Verzicht, den Verkäufer wegen aktueller oder zukünftiger Mängel des Sklaven zu belangen. Dann schlossen der Käufer und der Verkäufer den Handel vor zwei Zeugen ab, und der Notar unterzeichnete den Kaufvertrag.
    Kurz darauf ließ Juan einen anderen Notar vor zwei anderen Zeugen einen Vertrag über die Freilassung seines Sklaven Francisco aufsetzen. Er schenkte ihm die Freiheit und verzichtete auf jegliche Ansprüche, die er von Rechts wegen auf seinen freigelassenen Sklaven hatte. Hernando küsste die Freilassungsurkunde, nachdem Juan die Schreibstube des Notars verlassen hatte. Er wollte seinen Freund mit einer Goldkrone belohnen, aber der Maultierhändler wies die Münze zurück.
    »Ich sag dir eines, mein Freund«, begann er, »als wir damals über die Frauen der Barbaresken fantasierten, haben wir uns gewaltig getäuscht! Keine von ihnen kann einen so großartigen Hintern haben wie den, den ich gestern berühren, aber nicht genießen durfte. Und du hattest recht«, sagte er noch und legte Hernando eine Hand auf die Schulter, »ich bin alt geworden.«
    »Nicht doch. Du hast gestern …«, versuchte Hernando ihn zu beruhigen. Aber Juan winkte nur lächelnd ab.
    »Du weißt, wo du mich findest«, sagte der Maultierhändler noch zum Abschied.
    Hernando blickte ihm nach. Und während Juan sich immer weiter entfernte, hatte Hernando den Eindruck, dass der schmächtige Maultiertreiber etwas aufrechter ging als sonst.

38
    R osen, Zitronen und Orangenblüten, Lilien und Levkojen, ein einziges Blumenmeer! Der kleine Patio des neuen Hauses, in dem Hernando seit Kurzem mit seiner Familie lebte, lud in den lauen Mainächten des Jahres 1579 dazu ein, die Ruhe zu genießen und sich den betörenden Düften der Blumen hinzugeben. Der einfache Steinbrunnen mit seinem stets klaren, sauberen Wasser machte dieses kleine Paradies zu einer idyllischen Oase mitten in der belebten Medina mit ihren verwinkelten Gassen und Straßen. Wie so viele Häuser war es im Lauf der Zeit der Kirche vermacht worden und befand sich nun im Besitz des Domkapitels – und Hernando hatte einen guten Mietpreis aushandeln können.
    Dieses Haus war typisch für Córdoba. Es wies all die Vorteile auf, die schon die römischen Häuser hatten und an denen sich später auch die Muslime für ihre Bauten orientierten: ruhige Innenhöfe mit viel Wasser und duftenden Blumen, von der Außenwelt abgeschiedene Ruhepunkte. Die Grenzmauer zum Nachbarhaus schloss eine Seite des rechteckigen Patios ab, die drei übrigen Seiten waren überdachte Flure, von denen die einzelnen Räume abgingen. Im Obergeschoss verlief eine Galerie mit Holzgeländern. Die schwere Haustür

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