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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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keinen Fall vermuten, dass du an dem Sklaven interessiert bist. Er will ihn loswerden, egal, zu welchem Preis. Und selbstverständlich darf er auch nicht erfahren, dass Morisken hinter der ganzen Sache stecken. Und mein Vater … mein Vater darf auch nichts davon mitbekommen.« Der Maultierhändler runzelte die Stirn. »Er will nicht, dass wir unsere Ersparnisse für einen alten Mann ausgeben. Aber ich kann das einfach nicht zulassen. Verstehst du?«
    »Ja, natürlich verstehe ich dich. Keine Sorge. Mir wird schon etwas einfallen.« Juan hob das Weinglas. »Auf die alten Zeiten!«
    Schon am nächsten Abend ging Juan in die Bordellgasse und zeigte seinen prall gefüllten Lederbeutel herum, mit dem ihn Hernando ausgestattet hatte. Er prahlte damit, an diesem Tag das beste Geschäft seines Lebens abgeschlossen zu haben. Der Aufseher beglückwünschte ihn, machte einige anzügliche Späße und sang ein Loblied auf die Frauen, die hier ihre Dienste anboten. Einige standen erwartungsvoll in den Türen ihrer kleinen Häuser und stellten sich zur Schau, bis sich der Maultierhändler endlich für eine junge, füllige, eher dunkelhäutige Frau entschied.
    Hernando seinerseits entschuldigte sich für diesen Abend bei Don Julián und schlenderte auf der belebten Plaza del Potro umher. Angesichts der Schreie, Scherze, Wettgebote und selbst der Prügeleien wurde ihm sogar etwas wehmütig ums Herz. Wie üblich waren hier Vagabunden, Falschspieler, Abenteurer, Soldaten ohne Hauptmann oder Hauptleute ohne Soldaten unterwegs. Zwielichtige Gestalten strömten auf diesen Platz, als wäre er ein helles Licht in der Nacht und sie die Motten. Und nun hatte Hernando einer dieser Gestalten Hamids Schicksal in die Hand gelegt.
    »Kannst du diesem Maultierhändler wirklich trauen?«, hatte ihn Fatima noch gefragt, als sie ihm die fünfzehn Golddukaten übergab, die sie in einem Beutel neben dem Koran in der Truhe aufbewahrte.
    Vertrauen? Was hieß schon Vertrauen? Er hatte seit einigen Jahren nicht mehr mit Juan zusammengearbeitet.
    »Ja«, lautete seine entschiedene Antwort. Er vertraute diesem gerissenen Gauner mehr als jedem anderen Christen in Córdoba. Gemeinsam hatten sie gefährliche Situationen überstanden, spannende Momente durchlebt und die andauernde Ungewissheit, doch entdeckt zu werden, zusammen durchlitten. Dies war ein festes Band.
    Während Hernando sich die Zeit auf der Plaza del Potro vertrieb, genoss Juan die Lust, die ihm die junge üppige Ángela bereitete. Endlich befriedigt, verschüttete er absichtlich einen Krug Wein.
    »Dann sollen sie eben frische Wäsche und neuen Wein bringen! Und dann geht’s gleich weiter!«, grölte er wie ein Betrunkener.
    »Hast du denn noch nicht genug?«, fragte die Dirne verwundert.
    »Hör mal, Mädchen, ich bestimme hier, wann wir aufhören! Und mach dir mal wegen des Geldes keine Sorgen.«
    Ángela ging zur Tür.
    »Tomasa!«, rief sie in einem völlig anderen Ton als im Umgang mit ihren Freiern. »Saubere Tücher!«
    Hernando hatte dem Maultierhändler gesagt, dass Hamid durch eine Frau ersetzt worden war – aber nicht, dass Tomasa Juan um einen Kopf überragte und vermutlich doppelt so viel wog. Als dieses Riesenweib mit der Wechselwäsche in der Tür stand, erschrak Juan. Er kam sich in seiner Unterwäsche plötzlich nur mehr lächerlich vor.
    Eigentlich wollte er diese Frau bedrohen, damit sie Hernandos Vater zu Hilfe rief, denn für den zweiten Teil seines Planes brauchte er den Alten. Aber als er die kräftigen Oberarme der Frau sah, war er plötzlich eingeschüchtert. Vermutlich schmerzte eine Ohrfeige dieser Gigantin mehr als jeder Tritt eines Maultiers.
    Tomasa bückte sich, um die fleckigen Tücher abzuziehen, und wandte ihm ihr monströses Hinterteil zu. Jetzt, ja, jetzt! Wenn sie das Bett erst einmal gemacht hatte …
    Für Hernando!
    Er biss die wenigen verbliebenen Zähne zusammen und fasste der Riesin zwischen die Pobacken.
    »Ja! Zwei Weiber auf einmal!«, rief er. »Santiago! Auf sie!«
    Ángela brach in schallendes Gelächter aus. Tomasa drehte sich um und wollte dem lüsternen Maultierhändler eine Ohrfeige verpassen, aber Juan hatte damit gerechnet und wich ihrem Schlag aus. Dann stürzte er sich auf sie und presste sein schmales Gesicht zwischen ihre großen Brüste. Er kam sich vor wie eine Zecke: Er umklammerte Tomasa mit Armen und Beinen, aber er konnte diese wuchtige Gestalt gar nicht ganz umfassen. Ángela lachte und kicherte ununterbrochen, und Tomasa

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