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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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her, um die Tiere, die sich von der Herde entfernt hatten, wieder einzufangen, oder sorgte mit den anderen Helfern dafür, dass die Herde geschlossen eine schmale oder unübersichtliche Stelle passierte. Das glänzende rote Fell von Azirat war weithin sichtbar, und sein eleganter Lauf sorgte unterwegs für viel Bewunderung.
    »Was ist das für ein Pferd?«, fragte ein fettleibiger Adliger, der bequem auf einem großen Prunkledersattel mit glänzenden Silberverzierungen saß, seine Begleiter. Es war der Graf von Espiel. Er ritt mit den anderen Adligen in einiger Entfernung hinter der Herde her, um nicht den Staubwolken ausgesetzt zu sein, die die Tiere auf dem ausgetrockneten Weg aufwirbelten.
    »So rot wie das Fell ist, kann es nur eines der Tiere sein, das sie nicht für die Weiterzucht verwenden können«, vermutete einer der Befragten. »Eigentlich schade«, stellte er angesichts der geschickten Bewegungen des Reiters und seines Pferdes fest.
    »Und wer ist der Reiter?«, fragte der Graf.
    »Ein Moriske«, erklärte der andere. »Ich habe Don Diego über ihn sprechen hören. Er setzt großes Vertrauen in sein Können und …«
    »Ein Moriske«, wiederholte der fette Adlige, ohne den Erklärungen seiner Begleiter weitere Beachtung zu schenken.
    Die drei Männer beobachteten, wie Hernando an die Spitze der Herde galoppierte. Der Graf von Espiel runzelte die Stirn. Woher kannte er nur dieses Gesicht?
    Der König hatte den Zug mit einigen Vollmachten ausgestattet, damit die Reiter unterwegs die Unterstützung der Corregidores und der Dorfbewohner erhielten. Am Ende jeder Tagesstrecke mussten sie einen geeigneten Ort finden, um die große Herde zu sammeln und weiden zu lassen, und sie mussten ausreichend Getreide und Heu beschaffen, wenn die Weiden zu wenig Futter hergaben. Die adeligen Begleiter hingegen genossen in den nahe gelegenen Dörfern die Annehmlichkeiten einer Übernachtung unter einem festen Dach.
    Abends versorgte Hernando zunächst Azirat, dann aß er den Eintopf, den der Koch auf dem Feuer zubereitete, und plauderte ein wenig mit den anderen Männern. Anschließend schlief er erschöpft ein. Nur wenn er nachts unter den Korkeichen Wache hielt, kam die Erinnerung an all die Vorfälle wieder, die für ihn das letzte Jahr bestimmt hatten.
    In diesen Momenten der Stille fand Hernando schließlich seinen Frieden. Diese beschaulichen Stunden waren so anders als das hektische Treiben am Tag, mit all den wiehernden und schnaubenden Pferden, die ausschlugen und bissen, und der gewaltigen Staubwolke, die die Sicht behinderte. Nachts konnte er das unermessliche Firmament mit den leuchtenden Sternen betrachten. Dieser Himmel war anders als der, den er von seinem Haus in Córdoba aus sehen konnte. Hier, in der weiten Landschaft, fühlte er sich fast wie in den Alpujarras. Hamid! Der Alfaquí hatte sich für sie geopfert. Bei der Erinnerung an den alten Gelehrten schnürte es ihm die Kehle zu. Er dachte auch an Karim, ließ zu, dass die furchtbaren Szenen, die er in der Folterkammer der Inquisition miterlebt hatte, in seiner Erinnerung zu neuem Leben erwachten. Ein ums andere Mal dachte er an die Qualen des alten Mannes, er spürte sie mit jeder Faser seines Körpers, als befände er sich erneut im Alcázar. Das schmerzverzerrte Gesicht, die ausgerenkten Gliedmaßen, die unterdrückten Schreie des Alten, all das erlebte Hernando immer aufs Neue. In der Einsamkeit der Nacht gab es keine Ablenkung von den leidvollen Gedanken, also lernte er allmählich, diesen Schmerz anzunehmen.
    Als Hernando eines Nachts den Himmel betrachtete, entdeckte er eine Sternschnuppe. Und dann noch eine … und noch eine, und ihm war plötzlich, als würden die beiden alten Männer vom Paradies aus zu ihm heruntersehen und mit ihm reden.
    Auch Ibrahim sah diese Sternschnuppen, aber seine Deutung war eine ganz andere. Vor fast sieben Jahren hatte er seine erste eigene kleine Flotte für Kaperfahrten zusammengestellt. Die ersten Küstenangriffe hatte er noch persönlich befehligt, aber nachdem die lokalen Milizen ihn zum wiederholten Male fast festgenommen hätten, entschied er, das Kommando über die Schiffe Nasi zu übertragen. Aus dem kleinen Gauner war ein kräftiger junger Mann geworden, der seinem Herrn in Sachen Brutalität und Grausamkeit in nichts nachstand. Ibrahim beschränkte sich nunmehr darauf, sein Geld zu investieren, seine Geschäfte mit eiserner Hand zu führen und üppige Gewinne einzustreichen.
    Gemeinsam mit Nasi bezog er

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