Die Pfeiler des Glaubens
mit der Absicht, ihn zu genießen«, zitierte er. »Und wenn sie euch den Verzehr von Schweinefleisch auferlegen, dann esst es, auch wenn ihr es in euren Herzen verabscheut und so an seinem Verbot festhaltet.« Er versuchte den Jungen zu überzeugen. »Gonzalico, das bedeutet, wenn du dazu gezwungen wirst, gibst du in Wirklichkeit deinen Glauben nicht auf. Du bleibst dann deinem Gott immer noch treu.«
»Du bist also ein Ketzer«, stellte Gonzalico fest.
Hernando seufzte und sah zur Alten hinüber, die immer in seiner Nähe war.
»Sie werden dich umbringen«, sagte er nach einer Pause.
»Ich werde für Christus sterben«, antwortete der Junge mit einer Ergriffenheit, die weder das Dunkel noch die schützenden Decken verbergen konnten.
Die beiden schwiegen. Hernando konnte hören, wie Gonzalico versuchte, sein Weinen zu unterdrücken. »Ich werde für Christus sterben.« Er war doch nur ein Kind! Hernando griff nach einer weiteren Decke und legte sie dem Jungen um.
»Danke«, sagte Gonzalico mit belegter Stimme.
Danke? Da spürte Hernando, wie der Junge zwischen den Decken nach seiner Hand suchte und sie schließlich umklammerte. Er ließ es zu. Das Schluchzen des kleinen Christen ließ langsam nach und ging allmählich in ein regelmäßiges Atmen über. Die übrige Nacht verbrachte Hernando neben dem schlafenden Jungen. Aus Angst, er könnte aufwachen, wagte Hernando nicht, die Hand loszulassen.
Als sie am nächsten Morgen aufwachten, lächelte Gonzalico ihm zu. Hernando wollte zurücklächeln, aber ihm gelang nur eine Grimasse. Wie konnte Gonzalico unter diesen Umständen lächeln? Die Nacht, ihr Gespräch, die Gefahr, die verschiedenen Götter, all das lag nun hinter ihnen. Ein neuer Tag begann, und die Sonne sandte wie immer ihre ersten Strahlen aus.
Sie hatten nichts zu essen.
»Dann essen wir eben später«, tröstete sich Gonzalico mit kind licher Stimme.
Später! Hernando zwang sich zu einem Nicken.
Kein einziger der gefangenen Christen hatte sich von seinem Glauben losgesagt. »Ich werde für Christus sterben.« Hernando musste wieder an Gonzalicos Versprechen denken, als sie am Kirchenvorplatz von Cuxurio ankamen und er sah, wie der Monfí den Jungen zu seinen Glaubensbrüdern stieß, die sich nackt neben der Kirche drängten. Die ohrenbetäubenden Freudenrufe der Moriskinnen mischten sich mit dem Wehgeschrei der Christinnen, die ihre Väter, Ehemänner oder Söhne aus einer gewissen Entfernung betrachten mussten. Wenn eine von ihnen den Blick senkte, wurde sie so lange geschlagen, bis sie die Augen wieder auf die Männer richtete. Man hatte alle Christen aus Alcútar, Narila und Cuxurio de Bérchules hier versammelt, mehr als achtzig Männer und Jungen. Seniz und Partal diskutierten wild gestikulierend mit dem Alfaquí, der die Nacht bei den Christen verbracht hatte. Seniz machte den Anfang: Schweigend ging er zu den Christen. Er blieb direkt vor ihnen stehen, entzündete die Lunte seiner alten, mit goldenen Einlegearbeit en verzierten Arkebuse und befestigte sie im Luntenschloss.
Das ganze Dorf schwieg. Alle Blicke waren gebannt auf den in Salpeter getauchten Leinenzopf gerichtet, der langsam abbrannte und kleine Funken sprühte.
Seniz stellte den Kolben der Waffe auf die Erde, gab Pulver in die Mündung und drückte mithilfe des Ladestocks einen Stoffpropfen in den Lauf. Er hatte nur noch Augen für seine kostbare Arkebuse. Zuletzt schob er eine Bleikugel in den Lauf. Dann legte er an und zielte.
Ein Aufschrei ging durch die Christen. Eine Frau fiel auf die Knie, sie flehte mit gefalteten Händen um Gnade, aber ein Moriske zog sie an den Haaren wieder hoch und zwang sie hinzusehen. Seniz verzog keine Miene und schoss ohne zu zögern einem Christen mitten in die Brust.
»Allahu akbar!«, rief er. Der Widerhall des Schusses donnerte durch die Luft. »Bringt sie um! Bringt sie alle um!«
Monfíes und einfache Männer stürzten sich mit Arkebusen, Lanzen, Schwertern, Dolchen oder simplen Ackergeräten auf die Christen. Die Moriskinnen und einige Männer hielten die Christinnen fest und zwangen sie, das Blutbad mit anzusehen. Ihre Männer und Söhne waren völlig nackt und der aufgebrachten Menschenmenge ausgeliefert. Einige knieten und bekreuzigten sich, andere legten schützend die Arme um ihre Söhne. Hernando stand neben einigen Christinnen und beobachtete das blutige Schauspiel. Eine gedrungene Moriskin gab ihm einen Dolch und schubste ihn nach vorn, damit er sich an dem Gemetzel
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