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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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der Büttel hielt diese Frage für eine Unverschämtheit und wollte den Unruhestifter gerade ohrfeigen, doch Don Alfonso hinderte ihn mit einer herrischen Geste daran. Er konnte seinen Blick nicht von Hernando abwenden.
    »Die Alte. Sie hat ihre Pflicht getan, wie du es versprochen hast.« Der Kanzler und der Sekretär waren entsetzt darüber, wie warmherzig ihr Herr diesen Störenfried behandelte. Die Mitglieder des Gefolges begannen leise miteinander zu flüstern.
    »Sie hat mich bis in die Nähe von Juviles getragen. Auf dem Weg dorthin stießen wir auf Soldaten von Don Juan de Austria. Leider weiß ich nicht, was aus dem guten Tier geworden ist. Ich war bewusstlos, kurz vor dem Tod. Man brachte mich zunächst nach Granada und dann nach Sevilla, wo ich schließlich kuriert wurde.«
    »Ich wusste, dass auf die Alte Verlass ist«, stellte Hernando fest.
    Beide Männer lächelten.
    Die Personen im Gefolge redeten aufgeregt durcheinander.
    »Hast du deine Frau und deine Mutter wiedergefunden?«, erkundigte sich der Aristokrat. Sein Hofstaat und das allgemeine Entsetzen waren ihm gleichgültig.
    »Ja.« Hernandos Antwort glich einem Seufzer. Ja, er hatte Fatima wiedergefunden, und dann für immer verloren …
    »Ihr sollt alle wissen«, verkündete der Aristokrat mit feierlicher Stimme, »dass ich mein Leben allein diesem Mann verdanke, den sie den › Nazarener ‹ nennen. Von heute an wird er sich meiner Gunst, meiner tiefen Freundschaft und meiner ewigen Dankbarkeit sicher sein können.«

III

Im Namen des Glaubens
    Und obwohl ich unschuldig war in der Welt, da die Menschen mich » Gott « und » Gottes Sohn « nannten, hat Gott, damit ich am Tag des Gerichtes nicht von den Dämonen verspottet werde, es so gewollt, dass ich von den Menschen in dieser Welt verspottet werde durch den Tod des Judas, indem er alle Menschen glauben machte, dass ich am Kreuz gestorben sei. Und dieser Spott wird andauern bis zur Ankunft Mahomets, Gottes Gesandten, der, wenn er kommen wird, diese Täuschung jenen klarmachen wird, die an Gottes Gesetze glauben.
    Barnabas-Evangelium

44
    Córdoba, 1584
    H ernando verfolgte die Bauarbeiten in der Kathedrale zur Umgestaltung der ehemaligen Bibliothek in die Capilla del Sagrario. Mittlerweile waren sämtliche Schriften umgelagert, und die Maler und Handwerker gingen ihrer Beschäftigung nach. Der Ort übte auf ihn noch immer eine magische Anziehungskraft aus, und er kam oft hierher. Abgesehen von Ausritten und Lesestunden in der reich bestückten Bibliothek im Palast des Herzogs von Monterreal, seinem neuen Wohnsitz, hatte er nichts zu tun. Der Herzog hatte Hernandos Probleme mit dem Grafen von Espiel durch einen Vertrag gelöst, dessen Einzelheiten Hernando niemals mitgeteilt wurden. Als wäre er ein spanischer Hidalgo, verbot der Herzog ihm, irgendeine Tätigkeit auszuüben. Er stellte ihm monatlich einen so großzügigen Geldbetrag zur Verfügung, dass Hernando gar nicht wusste, wie er ihn ausgeben sollte. Aber es wäre eine Beleidigung der Familie des Don Alfonso de Córdoba gewesen, wenn einer ihrer Schützlinge sich zu irgendeiner Tätigkeit erniedrigt hätte!
    Doch trotz der Achtung, die der Herzog Hernando entgegenbrachte, blieb der junge Moriske vom gesellschaftlichen Leben und den Vergnügungen ausgeschlossen, mit denen sich die anderen Hidalgos ihre freie Zeit vertrieben. Der Herzog war mit seinen eigenen Angelegenheiten und Verpflichtungen bei Hofe beschäftigt, ganz abgesehen von den Aufgaben auf seinen weitläufigen, ertragreichen Besitztümern, die ihn zwangen, sich über längere Zeiträume von Córdoba zu entfernen. Hernando hatte dem Herzog zwar das Leben gerettet, aber er war nun einmal ein Moriske, den die hochmütige cordobesische Gesellschaft der Christen nur zähneknirschend duldete.
    Mit seinen Glaubensbrüdern erging es ihm nicht viel anders. Die Nachricht davon, dass er den Herzog im Alpujarras-Krieg befreit hatte, und das Gerede über dessen Gunstbeweise machten in der Gemeinschaft die Runde. In der Hoffnung, man würde Verständnis für ihn aufbringen und dieser längst vergangenen Begebenheit keine größere Bedeutung beimessen, hatte sich Hernando in die Obhut des Aristokraten begeben. Aber er brauchte sich nicht lange umzuhören, um zu erfahren, dass seine Geschichte in aller Munde war. Zu allem Überfluss nannten ihn die Morisken plötzlich wieder bei seinem verhassten Spitznamen, der ihn seit seiner Kindheit verfolgte: Er war wieder der Nazarener.
    »Sie wollen

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