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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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fieberhaft suchen.«
    »Aber überlegt doch: Der heilige Caecilius konnte nicht gleichzeitig das Pergament beschreiben und seine eigenen Knochen beisteuern, oder?«, entgegnete Hernando und lächelte verschmitzt.
    »Das ist ein ganz einfaches Tuch«, stellte Castillo fest, der das Stück Stoff ertastete. Hernando nickte. »Darf man erfahren, wie du an die Sachen gekommen bist?«
    »Das Täfelchen habe ich mir aus Votivgaben … ausgeliehen, die an einem Altar zu Ehren der Jungfrau in Córdoba lagen. Dann habe ich es in Stoff gewickelt und auf den Pferdeweiden in einen Graben mit Mist gelegt, damit es alt aussieht.«
    »Gute Idee«, lobte Luna.
    »Ja, mit der gerbenden Wirkung von Mist kenne ich mich aus«, erklärte Hernando. »Aber was den Knochen und das Tuch angeht … Ich habe einige Männer von der Plaza del Potro bezahlt, damit sie ein paar Leichen aus den Armengräbern am Campo de la Merced ausgraben, bis sich ein Tuch fand und ein sauberer Knochen …«
    »Würden sie dich wiedererkennen?«, unterbrach ihn Castillo.
    »Nein. Die Übergabe fand nachts statt, und ich war vermummt. Sie dachten, ich bräuchte die Dinge für irgendeine Hexerei. Niemand kann diese Sachen mit unserem Plan in Verbindung bringen. Ich habe einen ganzen Haufen Knochen bekommen!«
    »Aber was machen wir jetzt?«, fragte Don Pedro.
    »Jetzt«, antwortete Castillo, »müssen wir einen Weg finden, wie wir den Christen unsere erste Botschaft zukommen lassen. Ich gehe davon aus, dass dies nur der Anfang ist, nicht wahr?« Hernando nickte. »Wir müssen abwarten, wie die Kirche darauf reagiert, dass ihr verehrter Bischof und Stadtpatron von Granada Arabisch schreibt …«
    »Und wie sie mit den Prophezeiungen umgehen«, ergänzte Hernando.
    »Sie werden die Weissagungen nach ihren eigenen Bedürfnissen auslegen. Das kannst du mir glauben.«
    »Aber du hast mir doch selbst empfohlen, uneindeutig zu bleiben«, klagte Hernando.
    »Ja. Das ist unumgänglich. Es geht darum, Zweifel zu säen. Bestimmt wird jemand die Prophezeiungen zugunsten der Kirche deuten, aber es wird auch Leute geben, die sie anders verstehen. Wir in Granada lieben Streitgespräche. Hier braucht nur einer etwas zu sagen, und schon widerspricht ihm ein anderer – und sei es nur, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich bin absolut sicher, dass man Miguel und mich darum bitten wird, das Pergament zu übersetzen. Wir werden das durchaus in unserem Sinne tun. Wenn wir zu präzis sind und eine zu eindeutige Botschaft zugunsten des Islam aussenden, würde man die Schrift sofort als Ketzerei einstufen, und eine Diskussion käme erst gar nicht zustande. Aber es gibt viele Leute, die Arabisch können. Diese Botschaft, das Evangelium, das du entdeckt hast … Hast du es mitgebracht? Ich würde es gern lesen.«
    »Nein, es tut mir leid«, entschuldigte sich Hernando. »Ich bin mit meiner Abschrift immer noch nicht fertig und möchte die Kopie so lange nicht gefährden.«
    »Gut gemacht. Also, diese Botschaft – diese Wahrheit – muss genau dann auftauchen, wenn wir bereits genügend Zweifel gesät haben. Wir müssen das Erscheinen sehr sorgfältig vorbereiten. Aber wir wissen immer noch nicht, was wir damit machen.« Castillo zeigte auf die Gegenstände auf dem Tisch. »Wo können wir die Sachen so verstecken, dass die Christen sie auch finden?«
    »Sie reißen gerade den alten Turm ab, die Torre Turpiana«, warf Don Pedro ein.
    »Ja, das Minarett der früheren Hauptmoschee wäre ein geeigneter Ort«, stimmte Luna zu.
    »Gut. Fragt sich nur noch, wann«, spann Castillo die Idee weiter.
    »Morgen ist der Tag der Verkündigung Mariä durch den Erzengel Gabriel«, schlug Hernando vor und lächelte.
    Die vier Männer sahen sich an. Ja, Gabriel war Djibril, der wichtigste Engel für die Muslime. Der Engel, der dem Propheten die Offenbarung übermittelte.
    »Gott leitet uns. Das steht fest«, beglückwünschte sich Don Pedro.
    Castillo suchte nach einem Schreibgerät. Dann bat er Hernando um Erlaubnis, der sie ihm mit einem Kopfnicken gab. Castillo schrieb noch einige lateinische und spanische Sätze auf das Pergament, unter anderem die Anordnung, es oben in der Torre Turpiana zu verstecken.
    Die anderen Männer sahen schweigend zu.
    »Noch ein paar Rätsel mehr für die Christen«, verkündete er, als er die Feder absetzte und über die Tinte blies, damit sie trocknete. »Morgen Nacht gehen wir zum Turm.«
    Der Morgen war sonnig und kündigte die kommende Wärme an. Hernando stand zeitig auf

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