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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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willst, dann nimm deine Waffe und versuche, wie ein echter Gläubiger zu kämpfen ‹ , hat Shamir den Piraten herausgefordert.«
    Fatima schwieg und sah zum Innenhof mit den Säulengängen. Sie hatte den Kampf genau vor Augen.
    »Bitte, sprecht weiter«, forderte der Kaufmann sie auf, als sie längere Zeit schwieg.
    Fatima lächelte wehmütig.
    »Das Getöse hat meinen Mann alarmiert«, berichtete sie. »Ibrahim schleppte sich in den Patio, er wollte dem Kampf Einhalt gebieten und Shamir und Abdul ohrfeigen. › Wie könnt ihr es wagen, meinen Stellvertreter in meinem eigenen Haus anzugreifen? ‹ , hat er sie angebrüllt. › Verdammtes Pack ‹ , hat er gegeifert, dann spuckte er ihnen vor die Füße. Aber ich hatte die Welt gesehen, die sich vor den Füßen meines Sohnes und von Shamir auftat, diese Welt, der sie stolz und zuversichtlich zulächelten, wie richtige Männer … Mit der neuen Stärke dieser Jungen habe auch ich meine eigene Selbstachtung zurückerlangt. Und eines Abends, als die vier Männer beim Essen um den niedrigen Tisch saßen, drang ich ins Speisezimmer ein und entließ die Diener und Sklaven. Ich erinnere mich noch genau an Ibrahims überraschtes Gesicht. Er konnte nicht ahnen, was ihm bevorstand. › Ich muss mit euch über eine dringende Angelegenheit sprechen ‹ , habe ich nur gesagt. Dann holte ich zwei Dolche aus meinen Kleidern hervor. Einen warf ich Shamir zu, den anderen behielt ich selbst. Nasi sprang sofort auf, aber Ibrahim kam nicht hoch, und noch ehe sein Stellvertreter zu mir gelangen konnte, stieß ich ihm den Dolch in die Brust.« Fatima blickte herausfordernd zu dem alten Kaufmann. Sie zeigte keine Gefühle, ihr Tonfall klang unbeteiligt. »Shamir brauchte ein wenig, bis er verstand, was geschah, aber dann stellte er sich vor Nasi und bedrohte ihn mit dem Dolch. Auch Abdul stürzte sich auf ihn.«
    Fatima schwieg eine Weile. Der alte Jude beobachtete sie still: Welches Geheimnis verbarg sich noch hinter diesen schönen schwarzen Augen? Dann sprach sie flüsternd weiter.
    »Mein Mann war nicht sofort tot. Ich bin schwach, und ich habe keine Erfahrung mit Waffen. Aber zumindest hatte er so große Schmerzen, dass er sich nicht mehr verteidigen konnte. Ich stieß ihm den Dolch in den Mund, damit er aufhörte zu schreien, und dann hieb ich in den Armstumpf und drang mit der Waffe bis zum Ell bogen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er verblutete. Er brauchte wirklich lange … Er flehte. Ich musste an mein eigenes Elend denken, während ich zusah, wie das Leben aus ihm strömte. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, bis er tot war. Er ist verblutet. Wie ein Schwein.«
    »Mutter! Was hast du getan!«
    Abdul starrte zu Ibrahim, der nahezu reglos dalag und seine linke Hand zur Brust führte. Blut sprudelte aus der Wunde.
    Fatima reagierte nicht. Mit einer knappen Geste bedeutete sie den Männern zu schweigen, während Ibrahim auf den prächtigen Seidenteppichen einen langsamen, qualvollen Tod starb.
    »Shamir«, sagte sie schließlich mit entschiedener Stimme, als ihr verhasster Mann endlich tot war, »von nun an bist du für die Familie verantwortlich. Alles gehört jetzt dir.«
    Der junge Mann, der hinter Nasi stand und dem Stellvertreter seines Vaters den Dolch an den Nacken hielt, konnte den Blick nicht von seinem Vater abwenden. Abdul wiederum hielt den Atem an und blickte verängstigt zwischen Ibrahim und Shamir hin und her.
    »Er war kein guter Mensch«, fällte Fatima ihr Urteil. »Er hat das Leben deiner Mutter zerstört und mein Leben. Er hat eure Leben …«
    Bei der Erwähnung von Aischa erwachte der junge Mann aus seiner Erstarrung.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er und drückte die Klinge fester gegen Nasis Nacken, als stünde dem Stellvertreter das gleiche Schicksal bevor wie dessen Herrn.
    »Ihr beide«, sagte Fatima zu Shamir und Abdul, »nehmt jetzt Ibra hims Schätze und versteckt euch damit im Hafen. Haltet alle Männer und Schiffe bereit. Dort wartet ihr auf meine Anweisungen. Und du«, sagte sie an Nasi gerichtet, »begibst dich auf der Stelle zum Gouverneur Muhammad al-Naqsis. Du berichtest ihm, dass von nun an Shamir, der Sohn des Korsaren Ibrahim aus Juviles, das Familienoberhaupt ist. Weiter sagst du ihm, dass Shamir ihm Treue schwört und ihm all seine Schiffe und Männer zur Verfügung stellt.«
    »Und wenn er ablehnt?«, murrte der junge Mann.
    »Dann bring ihn um!«, sagte Fatima hierauf und kehrte Nasi den Rücken zu.
    Da hörte sie, wie der Dolch in

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