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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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doch noch wie geplant am Tisch saßen. Doch mit jeder gespielten Runde konnte Pablo Coca sich mehr entspannen: Hernando wirkte zwar insgesamt abgelenkt, machte aber hohe Einsätze, verlor manche Runde und trieb jedes Mal, wenn er das Ohrläppchen seines Komplizen wackeln sah, die anderen Spieler in die Pleite. Die Partie zog sich über die ganze Nacht hin, ohne dass jemand Verdacht schöpfte, die beiden könnten ein abgekartetes Spiel treiben. Sie nahmen alle schamlos aus. Serna verlor haushoch, ebenso wie der Notar. Der Gastgeber händigte Hernando fast fünfhundert Dukaten in Goldmünzen aus und forderte dann mit vorgeblicher Höflichkeit Revanche. Die übrigen Spieler, darunter auch Pablo, mussten nicht ganz so stattliche, aber keineswegs unbedeutende Geldbeträge an ihn zahlen. Ein junger eitler Adelsspross, der an dem Abend den unerschütterlichen Hernando – der in Gedanken immer noch bei der unverhofften Erbschaft war – sogar beschimpft hatt e, schluckte seinen Stolz am Ende hinunter und legte schließlich seinen Degen mit einem edelsteinbesetzten Goldgriff sowie seinen Siegelring mit dem Familienwappen auf den Tisch.
    »Unterschreibe hier, dass sie mir gehören«, forderte Hernando, als er sah, dass der gedemütigte junge Geck einfach aufstehen wollte.
    Auch der alte Notar sah sich gezwungen, einen Schuldschein zu Hernandos Gunsten zu unterschreiben, denn das Geld, das er in seinem Beutel mitführte, reichte nicht, und man hatte ihm in der Nacht Kredit gewährt. Die Hände des alten Mannes zitterten. Er verfluchte das kleine Vermögen, das er soeben verspielt hatte, und bat um eine Frist. Hernando zögerte. Er wusste, dass Schuldscheine für Glücksspiele nicht legal waren und kein Richter sie vollstrecken würde. Aber Pablo gab ihm ein kaum wahrnehmbares Zeichen, damit er zustimmte. Er würde das Geld erhalten, der Notar würde zahlen.
    Schließlich verließen die Gäste das Haus in der Calle de la Feria. Die Sonne stand bereits am Himmel, und auf den Straßen herrschte geschäftiges Treiben. Hernando folgte dem Notar. Als Sieger der Nacht wurde er diskret von zwei bewaffneten Männern aus der Spelunke bewacht, die Pablo in weiser Voraussicht auf satte Gewinne vor der Haustür des Händlers postiert hatte. In der Nähe der Plaza del Salvador holte Hernando schließlich den alten Mann ein.
    »Heute Nacht hattet ihr kein Glück, Don Melchor«, meinte er, und passte seine Schritte dem Tempo des bedrückten Notars an. Der alte Mann murmelte unverständliche Worte vor sich hin. »Ihr habt da von einem Vermächtnis gesprochen.«
    »Da musst du dich mit der Herzogin und mit den Testamentsvollstreckern auseinandersetzen, die Don Alfonso, Friede sei mit ihm, bestimmt hat«, beschied ihm der Notar kurz angebunden.
    Hernando packte ihn am Unterarm und zwang ihn stehen zu bleiben.
    Einige Frauen, die ihren Weg kreuzten, beobachteten erstaunt das merkwürdige Paar, ehe sie schwatzend weiterzogen. Pablo Cocas bewaffnete Männer kamen näher.
    »Don Melchor, ich mache Euch einen Vorschlag: Ihr regelt die Sache mit meinem Vermächtnis, und zwar bald! Habt Ihr verstanden? Ansonsten warte ich die Gnadenfrist nicht ab, um die Ihr mich gebeten habt. Wenn Ihr jedoch auf meine Bitte eingeht, gebe ich Euch Euer Papier zurück … und zwar ohne Eure Zahlung.«

57
    Doch obwohl sich der Verfasser dieser Geschichte mit Wissbegier und Eifer auf die Suche nach den Begebnissen von Don Quijotes dritter Fahrt machte, fand er kein einziges Zeugnis darüber, zumindest nicht aus zuverlässiger Quelle. Im Gedächtnis der Mancha ist nur überliefert, dass Don Quijote sich bei seiner dritten Fahrt nach Saragossa wandte, wo er an dem berühmten Lanzenstechen teilnahm, das in jener Stadt abgehalten wird, wobei ihm Dinge begegneten, die seiner Tapferkeit und Geistesgröße Ehre machten. Nichts weiter erfuhr er dort über Hinfahrt und Ende des Ritters, noch hätte er jemals etwas darüber erfahren, hätte ihm das Glück nicht einen alten Arzt über den Weg geführt, in dessen Besitz sich eine Bleischatulle befand, die, wie er sagte, beim Wiederaufbau einer alten zerstörten Wallfahrtskapelle in den Fundamenten zum Vorschein gekommen war. Die Schatulle enthielt einige Pergamentrollen in gotischer Schrift, jedoch mit spanischen Versen, die viele seiner Heldentaten priesen, Zeugnis ablegten von der Schönheit der Dulcinea von Toboso, von Rocinantes Knochengestell, von Sancho Panzas Treue und sogar von Don Quijotes Begräbnis, einschließlich

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