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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Leute gestellt, die sich negativ über die vorteilhafte Darstellung der arabischen Themen in seinem Buch äußerten. »Einige Gelehrte haben das Pergament aus der Torre Turpiana als Fälschung bezeichnet, da es – so ihr Argument – nicht alt sei und …«
    »Alt ist es!«, unterbrach ihn Hernando und lächelte verschmitzt. »Zumindest stammt es aus der Zeit von al-Mansur.«
    »Schon, aber es war nicht alt genug«, entgegnete Castillo. »Wir müssen ein anderes Material verwenden – weder Papier noch Pergament. Vielleicht Gold, Silber oder Kupfer …«
    »Blei«, schlug Don Pedro vor. »Viele Silberschmiede arbeiten heute noch mit Blei.«
    »Und schon die Griechen haben auf Bleiplatten geschrieben«, ergänzte Luna. »Das Metall eignet sich hervorragend. Niemand wird sagen können, ob es alt oder neu ist, vor allem wenn wir es wieder mit Mist behandeln, wie unser Freund es schon mit den Sachen für die Torre Turpiana getan hat.«
    Hernando schloss sich dem Schmunzeln seiner Gefährten an.
    »In Jarafuel, im Königreich Valencia«, begann Castillo, »gibt es einen Silberschmied. Er fertigt noch immer heimlich den traditionellen Schmuck der Morisken an – trotz des Verbotes. Ich kenne auch den Alfaquí des Dorfes. Wir können den beiden vertrauen. Binilit schmiedet nach wie vor Fatimahände, aber auch die Medaillons mit dem Mond und den Koranzitaten für die Neugeborenen. Und er macht Schmuckstücke, wie sie unsere Frauen vor der Eroberung durch die Christen trugen: Armreife, Armbänder und Halsketten, in die er Suren und traditionelle Ornamente graviert. Ich gehe davon aus, dass er in der Lage ist, diese Schriften auf Bleiplatten zu übertragen.«
    »Einige sind auf Lateinisch«, erläuterte Hernando nun. »Und für die arabischen Texte habe ich mir eine besondere Schrift mit schönen, spitzen Buchstaben ausgedacht. Als Grundlage dafür diente der Stern im Siegel des Salomon, das Symbol der Einheit.«
    »Ich versichere dir«, beteuerte Castillo, »Meister Binilit kann jede Schrift, die man ihm vorlegt, in Blei ziselieren.«
    Bei seinem Besuch in Jarafuel hatte sich Hernando von Binilits Künsten selbst überzeugen können. Als er im Dorf ankam, hatte er zunächst Munir aufgesucht, den Alfaquí der Moriskengemeinde, einen für das wichtige Amt erstaunlich jungen Mann, der ihn zu der winzigen Werkstatt des alten Meisters führte. Dort war Binilit gerade mit einer Fatimahand beschäftigt, ein Geschenk für eine Hochzeit: Er legte ein dünnes Silberblech in eine Eisenmodel und darüber eine ebenso schmale Bleiplatte, auf die er mit präzisen Schlägen hämmerte, bis das glatte, flache Schmuckstück entstand, in das er geometrische Muster ziselierte. Der Alfaquí erklärte dem Schmied seine Rolle in Hernandos Plan.
    »Dein Beitrag muss geheim bleiben, aber von ihm kann die Zukunft unseres Volkes abhängen«, sagte Munir zum Abschluss.
    Binilit nickte und ließ zum ersten Mal von seinem Werk ab.
    Hernando nutzte die Gelegenheit, um die Arbeit des Silberschmiedes zu bewundern. Der Meister forderte ihn auf, die Fatimahand näher anzusehen. Hernando fiel auf, dass sie dem Schmuckstück erstaunlich ähnlich sah, das er so sorgsam zu Hause in seiner Bibliothek versteckt hielt. Er versuchte, das Gewicht abzuschätzen. Womöglich war dieser Anhänger etwas leichter. Hernando ertastete mit den Fingerspitzen die noch unvollendeten, ins Metall getriebenen Reliefs. Für welche junge Frau dieses verbotene Schmuckstück wohl bestimmt war? Über wessen Schicksal würde diese Fatimahand wachen? Als er an sein eigenes, ereignisreiches Leben mit Fatima dachte, musste er wehmütig lächeln.
    »Gefällt sie dir?« Binilit holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Ja, sie ist wunderschön.«
    Die Männer schwiegen eine Weile.
    »Jetzt lass mich endlich deine Schriften sehen«, forderte ihn der alte Schmied schließlich auf.
    Hernando legte die Fatimahand zurück auf den Arbeitstisch und überreichte ihm die Blätter. Der Meister studierte sie genau – zunächst noch etwas unbeteiligt, sobald er aber das Siegel des Salomon entdeckt, sich mit den sonderbar spitzen arabischen Buchstaben befasst und wahllos den ein oder anderen Satz entziffert hatte, kniff er die Augen zusammen und versenkte sich schließlich in die Schriften. Dem Silberschmied war schnell klar: Vor ihm lag eine besondere Herausforderung.
    »Es sind insgesamt zweiundzwanzig Texte«, erläuterte Hernando. »Einige bestehen nur aus einem Blatt, andere sind länger.«
    Binilit

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