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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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heilige Ctesiphon, Araber waren. Die beiden kamen mit Jakobus hierher, um Spanien zu missionieren. Der Stadtpatron von Granada war ein Araber! Natürlich werden sie es versuchen, aber sie können nicht die einen Texte nach ihrem Gutdünken verwenden und die anderen leugnen, die ihnen nicht passen. Außerdem werden sie es anerkennen müssen, wenn die Jungfrau Maria sagt, dass Arabisch die erhabenste aller Sprachen ist. Um sich den Gehalt dieser Bücher anzueignen, müssen sie diesen Gedanken und noch viele andere, die hier aufgeführt sind, billigen. Es ist wirklich ein vielversprechender Weg für die Annäherung der beiden Völker. Vielleicht können wir damit erreichen, dass das Verbot unserer Sprache aufgehoben wird. Zudem, wenn der heilige Caecilius ein Araber war, wie kann man dann diesen Hass gegen unser Volk gutheißen?« Munir nickte nachdenklich. »Viele werden danach ihre Schriften und Meinungen berichtigen müssen. Die Christen und die Muslime glauben schließlich an denselben Gott! Das ist eine Tatsache, die das einfache Volk nicht weiß und die die Priester absichtlich verschweigen, wenn sie mit Verachtung über den Propheten sprechen. Binilit, das hier ist nach dem Fund in der Torre Turpiana nur ein weiterer Schritt. Und es ist nicht der letzte. Wenn der wahre Gehalt des Stummen Buches bekannt wird – dieses Evangelium, das die Päpste nicht verfälscht haben –, dann müssen die mehrdeutigen Aspekte in den Texten, beispielsweise die verschiedenen Äußerungen zum Islam und über Isas Wesen, unserem Glauben gemäß gedeutet werden.«
    »Aber wie kann denn der Inhalt eines unlesbaren Buches bekannt werden?«, hakte der alte Meister nach.
    »Es wird sich niemals ganz entschlüsseln lassen«, erläuterte Hernando seine Strategie. »Für unsere Zwecke ist es ausreichend, dass es zunächst überhaupt als das Evangelium der Jungfrau anerkannt wird. Wenn die Christen die Bleibücher akzeptieren, müssen sie auch die darin verkündete Ankunft des Königs der Araber akzeptieren, der das wahrhafte Evangelium bekanntmachen wird, die Schrift, die kein Papst oder Evangelist fälschen konnte. Niemand wird dann noch behaupten können, dass die Aussagen im Evangelium im Widerspruch zu dem Stummen Buch stehen … Und damit schließt sich der Kreis: Das Stumme Buch beziehungsweise das Evangelium der Jungfrau, das rätselhaft bleibt, wird seine Lösung in dem Evangelium aus einem arabischen Land finden. Niemand kann Letzteres anzweifeln, ohne das Erstere infrage zu stellen, das doch bereits akzeptiert sein wird.«
    Und dann wird niemand mehr am Barnabas-Evangelium zweifeln können, sagte er zu sich.
    Hernando konnte die Nacht im Haus von Munir verbringen, wo er zudem die seltene Gelegenheit nutzte, mit einem Alfaquí zu beten. Danach ergab sich zwischen den beiden Männern ein langes Gespräch, das bis in die frühen Morgenstunden dauerte. In diesem entlegenen Winkel des Königreichs Valencia konnten sie ihren Glauben ausüben. Die Lehnsherren interessierten sich nur für die Erträge, die die Morisken für sie erwirtschafteten, deshalb tolerierten sie ihre Lebensform, zumal es keine Priester gab, die in der Lage gewesen wären, sie tatsächlich zum Christentum zu bekehren.
    Am Morgen begleitete ihn Munir persönlich mit zwei jungen Männern bis nach Almansa, wo sie in der Dämmerung eintrafen. Hernando fand in der Stadt eine Unterkunft und hielt nach Begleitung für seine Weiterreise nach Granada Ausschau. Die drei anderen Morisken besaßen keine Geleitbriefe, die ihnen gestatteten, ihren Wohnort zu verlassen, also trotzten sie der winterlichen Kälte in einem Versteck im Freien.
    »Möge dich der, der den geraden Weg weist, behüten«, sagte der Alfaquí zum Abschied.
    Hernando erreichte nach vier Tagen Granada. In seinen Pack taschen steckten mehr als zwanzig Platten, die er aus dem Stapel in Binilits Werkstatt sorgfältig ausgewählt hatte. Seine Entscheidung war auf zwei Schriften gefallen, Über die Grundlagen der Kirche und Über das Wesen Gottes. Außerdem hatte er mehrere Platten mit dem Bericht über die Märtyrertode einiger Schüler des Jakobus – darunter der heilige Caecilius – mitgenommen. Darin hatte Hernando den Bezug zum Fund in der Torre Turpiana hergestellt. Mit dieser List versuchte er, dem Pergament die Glaubwürdigkeit zu verleihen, die einige Gelehrte ihm immer noch absprachen.
    Vor seiner Abreise hatte er dem Silberschmied zugesagt, dass er oder seine Freunde aus Granada demnächst die

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