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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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mehreren Mädchen das Leben gerettet, Hernando war in Kämpfe verwickelt gewesen und hatte zahllose Gefahren überwunden. Rafaela war den Tränen nahe, als Miguel ihr vom Tod der Gattin und der Kinder bei dem Überfall der brutalen Banditen berichtete … Und er lächelte traurig, als er bemerkte, dass die junge Frau mit jeder Geschichte, die er ihr erzählte, tiefer in Hernandos Bann gezogen wurde.

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    H ernando hatte entschieden, in Granada lediglich die Bleitafeln zu übergeben und sich danach nicht länger als nötig in der Stadt aufzuhalten. Nach sieben intensiven Jahren, die er den Nachforschungen und der Niederschrift gewidmet hatte, überfielen ihn genau in dem Moment Zweifel am Sinn seiner Arbeit, als er Don Pedro, Luna und Castillo in der Casa de los Tiros das Ergebnis übergab.
    Die drei Männer griffen nach den Platten und reichten sie einander feierlich weiter, zuweilen vertieften sie sich dabei in die Lektüre. Hernando ließ seine treuen Gefährten sein Werk in aller Ruhe betrachten. Er stellte sich an eines der Fenster im Goldenen Zimmer und blickte auf das Franziskanerkloster gegenüber des Palastes der Granada Venegas. War alles nur ein Hirngespinst? Das ganze Land wurde von Legenden, Mythen und Fabeln beherrscht. Er selbst hatte sie alle gelesen und erforscht, er selbst hatte unzählige Abschriften von Prophezeiungen angefertigt, und das alles drang in die frommen Gemüter eines ungebildeten Volkes, das sich – ganz gleich, ob christlich oder muslimisch – allzu gern diesen Wundern und Hexereien hingab.
    Erst ein paar Tage zuvor hatte er in Jarafuel beim Anblick des Muela de Cortes mit Munir ein Gespräch über die Zukunft der Morisken geführt. Dabei hatte ihm der Alfaquí von einer Prophezeiung berichtet, die in der Gegend sehr bekannt war. Die Dörfler glaubten fest daran, dass eines Tages der Maurenritter al-Fatimi kommen und sie befreien werde, der sich angeblich seit der Zeit von Jakob I. von Aragonien, dem Eroberer, – also seit mehr als dreihundert Jahren – hinter dem Bergplateau versteckt hielt.
    »Die Leute können sich nur nicht darüber einigen«, hatte der junge Mann geklagt, »ob der Maurenritter grün gekleidet ist oder ob sein Pferd ein grünes Fell hat. Manche sagen sogar, beide – also Pferd und Ritter – seien grün.«
    Diese Einfaltspinsel erwarteten doch tatsächlich Hilfe von einem dreihundert Jahre alten grünen Ritter!
    Hernando sah zu seinen Mitstreitern hinüber, die die Platten noch immer sorgfältig studierten. Er schüttelte den Kopf, als er wieder aus dem Fenster blickte. Die Bleibücher waren etwas anderes. Das waren keine bloßen Weissagungen und Märchen. Diese Texte sollten in der religiösen Welt auf Widerhall stoßen und die Fundamente der christlichen Kirche erschüttern. Bischöfe, Priester, Mönche und Gelehrte – belesene, kluge Männer – sollten sich auf den Inhalt stürzen. Gewiss würde der Aufschrei bis nach Rom zu hören sein! So weit hatte er während seiner jahrelangen Arbeit gar nicht gedacht. Da hatte er nur seine Vorstellungskraft bemüht und Traditionen und Sagen um die Jungfrau Maria mit Heiligenlegenden und Apostelgeschichten verknüpft. Dabei hatte er, ohne sich eindeutig festzulegen, einfach zwischen den beiden Religionen laviert und zudem hier und da kleine Schwindeleien eingearbeitet. Gott hatte ihn nicht erleuchtet! Ihn, Hernando Ruiz, den Lehrling eines einfachen Maultiertreibers aus einem abgelegenen Dorf in den Alpujarras … Besserwisser! Wichtigtuer! Er dachte über den Inhalt seiner Schriften nach, und auf einmal kam ihm sein Werk nur noch unfertig, simpel, oberflächlich und voller Fehler vor.
    »Großartig!«
    Hernando wandte sich überrascht um.
    Don Pedro, Luna und Castillo lächelten ihm zu. Großartig! Castillo hatte ihm dieses Lob ausgesprochen. Warum nur konnte er ihre Begeisterung nicht teilen? Hernando bat sie darum, die restlichen Exemplare bei Binilit abzuholen. Zudem schlug er ihnen vor, den nächsten Platten Knochen und Asche beizugeben. Und sie sollten dem Domkapitel in seinem Namen seine Berichte über die Märtyrer übergeben. Zu seinem Leidwesen sprach ihn Castillo kurz darauf schon wieder auf seine Abschrift des Barnabas-Evangeliums an. Hernando entgegnete, dass er sie bei seinem Rauswurf aus dem Palast des Herzogs von Monterreal vernichtet habe und seither keine Zeit dafür aufbringen konnte. Das Evangelium war ihm weniger wichtig vorgekommen, und die Nachforschungen und die Arbeiten für die Bleibücher

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