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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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gekommen.
    »Er ist mit einem der Jungpferde fürchterlich brutal umgegangen«, rief Miguel zornig. »Und es gab gar keinen Grund dafür. Er hat ihm einfach so die Sporen in die Flanken gejagt, und das Pferd konnte überhaupt nicht verstehen, was Toribio von ihm wollte.«
    Aber nicht einmal dieser Zwischenfall konnte Hernandos Interesse wecken. Trotz seiner Ausritte und der sporadischen Ausflüge ins Hurenhaus konnte man sehen, dass er ununterbrochen litt.
    »Señor«, schnaufte Miguel eines Tages und hüpfte auf der Galerie über dem Patio zu ihm, »kennst du die Geschichte von der Katze, die reiten wollte?« Hernando blieb stehen. Auch das Klacken der Krücken hinter seinem Rücken hörte auf. »Es war einmal eine graue Katze, und …«
    »Ich kenne die Geschichte«, unterbrach ihn Hernando. »Du hast damit meine Mutter in der Posada del Potro unterhalten. Dabei geht es um einen edlen Ritter, den die bösen Hexen in eine Katze verwandelt haben und der sich von dem Fluch nur befreien konnte, wenn es ihm gelang, ein Kriegspferd zu reiten und zu lenken. Aber ich kann mich nicht mehr an das Ende erinnern, vermutlich habe ich nicht richtig zugehört.«
    »Vielleicht sollte ich dir dann lieber von dem Ritter erzählen, der in einem Turm eingesperrt lebte und immer einsam …« Miguel sprach den Satz absichtlich nicht zu Ende.
    Hernando schnaubte. Die beiden sagten einige Augenblicke lang nichts.
    »Miguel, ich glaube, diese Geschichte interessiert mich nicht.«
    »Das mag schon sein, aber vielleicht solltest du sie dir dennoch anhören … Der Ritter …«
    Hernando machte eine herrische Handbewegung.
    »Was willst du mir eigentlich sagen?«, fragte er ihn ernst.
    »Es ist nicht gut, dass du allein bist«, erwiderte Miguel laut und deutlich. »Du hast dein Werk beendet. Was hast du jetzt vor? Willst du etwa den ganzen Tag im Zimmer zwischen deinen Papierbergen zubringen? Warum verheiratest du dich nicht noch einmal? Hättest du nicht gern wieder Kinder um dich?«
    Hernando gab keine Antwort.
    Miguel drehte sich verärgert um und humpelte auf seinen Krücken davon.
    Hernando suchte – wieder einmal – Zuflucht in seiner Bibliothek. In der Ruhe dieses Raumes betrachtete er die fast dreißig Bände, die er in den letzten Jahren seiner Arbeit für die Bleibücher gekauft hatte. Sie standen ordentlich aufgereiht in Bücherregalen. Er griff nach einem Band, um darin zu lesen, doch schon nach kurzer Zeit fühlte er sich ermattet. Dann unternahm er einen Versuch, sich der Kalligraphie zu widmen, aber das Schreibrohr kratzte nur unbeholfen auf dem Papier. Anscheinend brach seine geistige Verbindung zu Gott in dem Moment ab, in dem er seinen Lobpreis schreiben wollte. Hernando griff behutsam zu dem letzen Schreibrohr, das er zugeschnitten hatte, und überprüfte die gelungene, schräge Spitze … Da hatte er eine Eingebung: die Verbindung zu Gott! Er hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. Darum ging es!
    Am nächsten Morgen begab sich Hernando zur Mezquita. Zuvor hatte er zu Hause die rituelle Waschung vorgenommen. War er seinem Gott untreu geworden? Er hatte ganze sieben Jahre mit seinen Schriften über die Jungfrau, den Apostel Jakobus und unzählige christliche Heilige und Märtyrer zugebracht. Seine Absicht war redlich, aber sollte diese Arbeit womöglich seine eigenen Glaubensgrundsätze und seine klaren Überzeugungen untergraben haben? Er spürte das Verlangen, sich zum Mihrab zu begeben und zu beten – und sei es still und ohne die Niederwerfung. Wenn die Taquiyya ihnen zugestand, ihren Glauben zu verbergen, ohne dass dies bedeutete, dass sie sündigten oder abtrünnig wurden, sollte es wohl möglich sein, in der Moschee heimlich zu beten. Dort hinter dem Sarkophag des Statthalters Don Alfonso Fernández de Montemayor befand sich eine der großartigsten Gebetsstätten, die die Anhänger des Propheten je errichtet hatten. Hernando betrat den Innenhof der Mezquita durch die Puerta del Perdón. Wie immer waren die Wände der Säulengänge mit den Büßerhemden der Verurteilten der Inquisition bedeckt. Die Männer, die dort vor der weltlichen Justiz Zuflucht gefunden hatten, drängten sich vor der Kälte des bleigrauen Morgens in den Gängen um den Hof. Der zauberhafte Säulenwald der Mezquita verschaffte Hernando augenblicklich etwas innere Ruhe. Priester und Gläubige eilten hin und her, hier und dort wurden in Seitenkapellen Gottesdienste und Messen abgehalten. Die Bauarbeiten am Kreuzgang und am Chorumgang ruhten seit

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