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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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ihm!«
    Der Seemann führte sie zu einem Mann, der ihnen den Rücken zuwandte und sich mit einem Krüppel unterhielt, der auf Krücken gestützt dastand. Fatimas Hände fingen an zu zittern. Sie blieb stehen und wartete ab, ob er sie bemerken würde: Sie wagte sich keinen weiteren Schritt vor. Der Katalane blieb bei ihr. Was hatte die Frau bloß? Der Seemann deutete in Richtung des Morisken. Miguel, der mit dem Gesicht zu ihnen stand, erkannte schließlich den Mann wieder, der soeben noch mit Hernando gesprochen hatte, und machte seinen Herrn mit einer Kopfbewegung auf ihn aufmerksam.
    »Ich glaube, jemand will etwas von dir, Señor.«
    Hernando drehte sich um. Sehr langsam, als ahnte er, dass gleich etwas Außergewöhnliches geschehen werde. Zunächst sah er den Seemann, einige Schritte von ihnen entfernt. Aber neben ihm stand eine Frau … Genau in dem Moment lief jemand mit einem großen Bündel auf dem Rücken vorüber und verdeckte die Sicht auf … Dann waren da plötzlich nur mehr diese tiefschwarzen Mandelaugen, deren Blick ihn durchbohrte. Ihm stockte der Atem. Fatima! Er war wie gelähmt. Fatima!
    Der kleine Muqla musste seine Mutter zurückhalten. Er zerrte an ihrer Hand, als sie angesichts der Stadtmauer von Sevilla die Schritte beschleunigen wollte. Die Morisken in der Kolonne dagegen hatten ihren ohnehin schleppenden Gang noch weiter verlangsamt. Überall waren tiefe Seufzer und jämmerliche Klagen zu hören. Ein alter Mann, der neben ihnen ging, schüttelte den Kopf und stöhnte leise auf, nur einmal, doch es war, als enthielte dieser Laut all seinen Schmerz.
    »Nicht stehen bleiben! Ihr Mistkerle!«, rief ein Soldat den Morisken zu.
    »Na los, geht weiter!«, hörte man einen anderen.
    Rafaela ließ Muqlas Hand los und strich Musa zärtlich über die Wange.
    »Na, mein Kleiner, aufwachen!«, sagte sie sanft.
    Der Maultiertreiber sah sie erstaunt an. Dann weckte sie auch Salma.
    »Wir sind da«, flüsterte sie dem Mädchen ins Ohr und ließ sich vor dem Mann ihre Freude nicht anmerken.
    Die Kleine murmelte ein paar unzusammenhängende Worte und öffnete schlaftrunken die Augen, um sie dann gleich wieder zu schließen. Rafaela hob sie vom Maultier und drückte sie fest an sich.
    »Euer Vater wartet auf uns!«, flüsterte sie ihr ins Ohr und versank mit den Lippen im zerzausten Haar des Mädchens.
    Fatima schloss für einen Moment die Augen und presste die Lippen zusammen. Dann atmete sie tief durch und ging auf ihn zu, langsam, mit Tränen in den Augen.
    Hernando konnte den Blick nicht von Fatima abwenden. Die vergangenen dreißig Jahre hatten ihrer Schönheit nichts anhaben können. Längst verdrängte Erinnerungen stiegen in ihm auf und ließen ihn erschaudern wie einen kleinen Jungen, als sie schließlich vor ihm stand.
    Endlich.
    Sie sah ihn an, liebkoste mit dem Blick dieses Gesicht, das so anders war als das in ihrer Erinnerung. Die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen, aber das Blau seiner Augen war noch immer so strahlend wie damals, als sie sich in den Alpujarras in ihn verliebte.
    Sie wagte nicht, ihn zu berühren, und kämpfte mit aller Macht gegen den Drang an, ihn zu umarmen und sein Gesicht mit Küssen zu bedecken. Ein Passant stieß sie im Vorübergehen aus Versehen an, und Hernando fing sie auf. Sie spürte seine Hand auf ihrer Haut und atmete tief durch.
    Da verschmolzen sie in einer innigen Umarmung. Sie vergaßen alles um sich herum und gaben sich ihren Gefühlen hin. Hernando atmete den Duft von Fatimas Haaren ein und zog sie an sich heran, als wollte er sie nie mehr loslassen.
    »Ich habe so lange davon geträumt, dass … «, flüsterte er ihr ins Ohr, doch Fatima ließ ihn nicht weiterreden. Sie blickte zu ihm auf und küsste ihn. Es war ein leidenschaftlicher, sehnsüchtiger Kuss, den er erwiderte, wobei er seine Hände in ihren Nacken schob.
    Miguel und die beiden Kinder, die zwischen den Beinen der Pferde hervorgekommen waren, starrten die beiden sprachlos an.
    Die Kolonne der Morisken lief an der Stadtmauer entlang und passierte schließlich die Wachlokale, die man an den Zugängen zu El Arenal errichtet hatte. Die Neuankömmlinge verloren sich in der Menge der bereits Wartenden, doch Rafaela blieb stehen, um sich einen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Sie wusste, wonach sie Ausschau halten musste. Eine Pferdeherde mit sechzehn Tieren müsste selbst in diesem Durcheinander auszumachen sein. Und Hernando hielt sich mit den Kindern gewiss bei den

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