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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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dass diese Waffe den Christen in die Hände fällt. Und jetzt hör auf zu weinen, mein Sohn.« Anders als seine Mutter ließ sich der Alfaquí von Hernando zum Abschied umarmen. »Das ist unser Schicksal. Unser Volk und unser Glaube sind größer als wir. Möge der Prophet dich leiten und beschützen.«
    Das christliche Heer marschierte unter dem Jubel der fast vierhundert befreiten Christinnen in Juviles ein.
    »Bringt diese Ketzer um!«, forderten sie die Soldaten auf.
    »Sie haben unsere Männer und Söhne ermordet«, rief eine Christin mit einem Säugling im Arm.
    »Sie haben die Kirche entweiht«, jammerte eine dritte Frau.
    Die Soldaten lauschten erschüttert den Berichten über grausame Blutbäder und Massenhinrichtungen. Die meisten Gräueltaten hatte Farax persönlich angeordnet.
    »Sie haben sich am Foltern richtig ergötzt«, erzählte eine Frau. »Den Pfründenbesitzer haben sie den Kirchturm hochgezogen. Sie haben ihn mit ausgestreckten Armen an einen Balken gefesselt und sich über die Kreuzigung des Herrn lustig gemacht. Dann haben sie das Seil losgelassen, und der arme Mann stürzte auf das harte Pflaster. Das haben sie viermal gemacht! Und jedes Mal haben sie gekreischt und gelacht. Er hat sich alle Knochen gebrochen, aber er hat noch gelebt.«
    Die Soldaten schworen Rache für die Grausamkeiten. Eine junge Frau aus Laroles erzählte, dass die Morisken die Füße der Geistlichen in Öl und Pech tauchten und sie dann auf glühende Kohlen legten, bevor sie sie vierteilten. Eine andere Frau aus Canjáyar berichtete, wie die Morisken den Sakristan gezwungen hatten, nackt am Altar zu stehen und die Anwesenheitsliste durchzugehen, und jeder Moriske, der seinen Namen hörte, war zum Altar gegangen und hatte mit einem Dolch, einem Stein oder mit bloßen Händen seine Wut an dem Geistlichen ausgelassen.
    Zur gleichen Zeit sprach eine Gesandtschaft von sechzehn muslimischen Bütteln aus den Hauptorten der Alpujarras beim Marquis von Mondéjar vor. Die Büttel flehten im Namen aller Männer aus den Dörfern, die sich ergeben hatten, um Gnade für die begangenen Gräueltaten. Der Marquis ließ Milde walten und versprach all jenen Männern Vergebung, die die Waffen niederlegten. Dann befahl er dem Heer, in die Burg einzumarschieren.
    Die Nachricht von der Kapitulation machte unter den christlichen Truppen schnell die Runde. Nach allem, was sie gesehen und gehört hatten, nach den Klagen und dem Wehgeschrei der Christinnen, nach den Dutzenden Meilen, die sie ohne Sold für die Rückeroberung der Alpujarras zurückgelegt hatten, konnten die Soldaten diesen Straferlass nicht einfach akzeptieren. Die Morisken sollten büßen, und ihr Hab und Gut musste unter den Soldaten aufgeteilt werden! Auf dem Weg zur Burg trafen die Christen auf Hamid und zwei alte Männer. Sie hielten eine weiße Fahne hoch und wollten sich ergeben. Sie baten für die zweitausend Frauen, Kinder und kampfunfähigen Männer um Gnade, die sich in der Festung von Juviles aufhielten.
    Der Marquis erließ eine Amnestie für die Männer und versprach, dass die Frauen und Kindern verschont blieben. Die Moriskinnen sollten mit ihren Kindern in die Kirche gesperrt werden, doch es waren zu viele, und die Kirche war schnell überfüllt, sodass ein Großteil auf dem Dorfplatz festgehalten werden musste. Um aber die zunehmend verbitterten Soldaten zu besänftigen, gestattete der Marquis seinen Männern, die Burg und das Dorf zu plündern – und alle erbeuteten Schätze unter sich aufzuteilen.
    Die Gnade des Marquis und der Ärger der christlichen Soldaten kamen den Männern aus Juviles zu Ohren, die noch immer auf der Flucht in Richtung Ugíjar waren. Hernando lächelte drei alte Männer hoffnungsvoll an.
    »Den Frauen wird nichts geschehen!«, rief er freudig.
    Aber die alten Männer erwiderten nichts.
    »Was ist los?«, fragte er. »Habt ihr nicht gehört, dass der Marquis alle begnadigt hat, die zurückgeblieben sind?«
    »Das Wort eines Mannes und ein wütendes Heer«, antwortete der älteste der drei Männer, ohne ihn anzusehen. »Das verheißt nichts Gutes. Die Gier der Christen ist stärker als jeder Befehl.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Der Marquis hat ein persönliches Interesse an unserer Begnadigung. Er verdient schließlich sehr gut an uns. Aber seine Soldaten … Die haben noch keinen Sold gesehen. Dabei sind sie nur losgezogen, um reich zu werden. Kein Befehl oder Erlass wird die Söldner daran hindern …« Hernandos Gesicht wurde

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