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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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plötzlich eine warme Welle durchströmte, die ihm bis in die Wangen stieg. Da begann Humam zu schreien.
    »Lasst uns anhalten, damit sie das Kind stillen kann«, schlug Aischa vor.
    Fatima nickte, und alle verließen den Pfad.
    »Mutter, es tut mir so leid«, sagte Hernando, während Fatima sich hinsetzte, um Humam zu stillen. Aischa gab keine Antwort. »Ich dachte … Ich dachte wirklich, sie wäre Raissa.«
    »Hernando, mein Sohn, du hast mir das Leben gerettet«, bedankte sich seine Mutter. »Mir und deinen beiden Brüdern. Du musst dich nicht entschuldigen … Ich trauere um deine Schwestern – das wirst du verstehen –, aber ich danke dir.«
    Fatima beobachtete die beiden mit ernstem Gesichtsausdruck. Als Hernando zu ihr herüberblickte, entdeckte er auf ihrer nackten Brust einen goldenen Anhänger, der an einer Halskette hing: die Hamsa, die Hand der Fatima. Die Christen hatten ihnen verboten, dieses Amulett zu tragen.
    Hernando und seine kleine Schar brauchten fast den ganzen Vormittag für die drei Meilen von Juviles nach Ugíjar. Die Stadt in den Alpujarras war seit einem brutalen Gemetzel, das Farax angeordnet hatte, wieder fest in der Hand der Morisken. Aben Humeya hatte sein Heerlager bereits aufgeschlagen, als Hernando ankam, und es herrschte ein einziges Kommen und Gehen.
    Der frisch gekrönte König von Granada richtete sich in einem herr schaftlichen Haus ein, das zuvor Don Pedro López, dem Notar der Alpujarras, gehört hatte. Zu dem weitläufigen Herrenhaus gehörte einer der drei Wehrtürme von Ugíjar.
    Ein Großteil des Heeres lagerte in den Gassen der Stadt. Hernando fand seine Maultierherde vor dem Turm der Stiftskirche wieder, und in einiger Entfernung konnte er Ubaid ausmachen, der den Falben seines Stiefvaters bewachte. Hernando hatte seine Furcht vor dem Maultiertreiber überwunden, er fühlte sich mittlerweile stark genug, ihn anzusprechen.
    »Wo ist Ibrahim?«
    Ubaid zuckte nur mit den Schultern, zugleich konnte er seinen Blick nicht von Fatima lösen. Musa und Aquil wollten sich den Maultieren nähern, die mit der Kriegsbeute beladen waren, aber die wachhabenden Soldaten verboten es ihnen. Ubaid wandte den zunehmend lüsternen Blick nicht einmal dann von Fatima ab, als ihm der kleine Musa vor die Füße fiel. Einer der Soldaten hatte ihn brutal zur Seite gestoßen. Das Mädchen versteckte sich verschüchtert hinter Hernando.
    »Was gibt es da zu glotzen?«, herrschte er den Maultiertreiber an.
    Ubaid zuckte wieder nur mit der Schulter und ließ seinen Blick ein letztes Mal über Fatimas mädchenhaften Körper gleiten.
    Hernando fragte einen Soldaten nach dem Aufenthaltsort seines Stiefvaters und führte seine kleine Schar dann zu dem Haus des Notars, das ihm der Moriske gewiesen hatte. Sie trafen Ibrahim im Hauseingang. Er war mit einigen Monfí-Anführern und zahlreichen Aufständischen in ein Gespräch verwickelt. Aben Humeya besprach sich im Haus mit seinen Räten.
    »Was soll das? Was macht …«, rief sein Stiefvater aus, als er Aischa und seine beiden Söhne sah, aber Gironcillo ließ ihn nicht ausreden.
    »Hernando, sei willkommen!«, rief er erfreut. »Ich glaube, wir können deine Dienste hier sehr gut brauchen. Es gibt viele verletzte Tiere.«
    Gleich darauf erklärte Gironcillo den übrigen Monfíes überschwänglich, wie Hernando seinen Fuchs geheilt hatte. Ibrahim konnte seine Wut nur mit Mühe unterdrücken.
    »Aber du hast die Maultiere im Stich gelassen!«, platzte er heraus, als Gironcillo sein Loblied auf Hernando endlich beendet hatte. »Und warum hast du meine Söhne mitgebracht? Ich habe dir doch schon einmal gesagt …«
    »Ich weiß nicht, ob wir hier sterben werden oder ob deinen Söhnen woanders etwas zustoßen wird«, fiel Aischa zur Überraschung ihres Mannes mit lauter Stimme ein. »Aber Hernando hat ihnen vorerst das Leben gerettet.«
    »Die Christen«, sagte Hernando, »haben in Juviles vor der Kirche Hunderte Frauen und Kinder umgebracht.«
    Sofort war er von Monfíes umringt, denen er von den Ereignissen in Juviles berichten musste.
    »Komm«, bedeutete ihm Gironcillo, noch ehe er seinen Bericht beendet hatte, »das musst du unbedingt Ibn Umayya erzählen.«
    Die wachhabenden Soldaten ließen Hernando und Gironcillo ungehindert passieren. Nur Ibrahim wollten sie aufhalten, aber er konnte sie davon überzeugen, dass er seinen Stiefsohn begleiten musste.
    Sobald sie die Wachposten hinter sich gelassen hatten, nahm Hernando einen eigenartigen Geruch wahr.

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