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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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»Santiago!«
    Der christliche Schlachtruf ertönte wieder und wieder, als weitere Soldaten zum Brückenkopf marschierten. Der Mönch war inzwischen auf der anderen Seite angelangt. Die Offiziere befahlen den Arkebusenschützen, ihre Waffen zu laden und zu schießen, damit die Morisken nicht von der Anhöhe heruntersteigen und die Christen auf der Brücke angreifen konnten. Viele Morisken versuchten es dennoch, und der Beschuss durch das christliche Heer forderte zahlreiche Todesopfer. Kurz darauf hatte ein Infanterieverband auf der anderen Seite der Brücke Stellung bezogen. Bei den christlichen Soldaten stand auch der Mönch, der das Kreuz herausfordernd gen Himmel hielt und laut betete.
    König Aben Humeya ordnete den Rückzug an. Einhundertfünfzig seiner Männer hatten am Tablate ihr Leben gelassen.
    »Steig auf«, sagte Gironcillo zu Hernando und deutete auf ein herrenloses Pferd. »Sein Reiter ist tot. Wir überlassen den Christen doch nicht unsere Pferde. Halte dich am Hals fest und lass dich einfach davontragen«, war sein letzter Rat, ehe er losgaloppierte.

10
    A ben Humeya floh mit seinen Männern in Richtung Juviles. Der Marquis von Mondéjar setzte ihnen nach und eroberte alle Orte zwischen dem Tablate und Juviles. Die christlichen Soldaten plünderten die Häuser, raubten die Frauen und Kinder, um sie zu versklaven, und konnten reiche Beute machen. In der Burg von Juviles besprachen die Morisken ihre Lage. Einige befürworteten die Kapitulation. Die Monfíes waren dagegen, sie wussten, dass sie nicht mit Gnade rechnen konnten. Andere schlugen vor, in die Berge zu fliehen.
    Aber als die Späher berichteten, dass das christliche Heer nur noch einen Tagesmarsch vor Juviles stand, entschieden sie sich in der Not für eine Zwischenlösung: Die Krieger sollten mitsamt der Beute flüchten, aber zuvor sollten die mehr als vierhundert gefangenen Christinnen als Zeichen des guten Willens freigelassen werden. Diese Geste sollte den Weg für Friedensverhandlungen ebnen, die einige Anführer bereits eingeleitet hatten. Derweil sahen sich die Moriskenfrauen gezwungen, sich von ihren Ehemännern zu verabschieden und die Ankunft des christlichen Heeres abzuwarten.
    »Sollen meine Kinder jetzt auch noch sterben?«, schrie Ibrahim von seinem Falben herab, als Aischa anbot, ihn auf der Flucht aus Juviles zu begleiten. »Es ist Winter! Die Kleinen werden in den Bergen umkommen!«
    Aischa senkte den Blick. Raissa und Zahara schluchzten, die Jungen bewunderten ihren Vater. Hernando sollte also die mit der Kriegsbeute beladene Maultierkolonne anführen. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.
    »Wir könnten vielleicht …«, versuchte er einzulenken.
    »Halt den Mund!«, herrschte ihn sein Stiefvater an. »Aischa, du bleibst bei den Kindern!«
    Ibrahim gab dem Pferd die Sporen, und die Maultiere setzten sich in Bewegung, selbst Ubaid ging unaufgefordert nach vorn, während Hernando weiter seine Mutter ansah. Schließlich blickte Aischa entschlossen auf.
    »Bald wird Frieden herrschen. Mach dir keine Sorgen um uns.« Hernando spürte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Er wollte zu ihr gehen und sie trösten, aber Aischa wies ihn zurück. »Deine Tiere sind schon aufgebrochen. Geh mit ihnen!« Sie richtete sich auf und ordnete beiläufig ihr Haar, als wollte sie dem Abschied seine Bedeutung nehmen. Als sie den leidvollen Gesichtsausdruck ihres Sohnes sah, sagte sie sanft: »Jetzt geh endlich, mein Junge!«
    Im Burgtor traf Hernando auf Hamid, der die Kämpfer verabschiedete. Er ermunterte sie und versicherte ihnen, dass Gott sie nicht im Stich lassen werde.
    »Beeil dich!«, sagte Hernando zum Alfaquí. »Was stehst du hier noch herum?«
    »Mein Abenteuer ist zu Ende, mein Sohn«, erwiderte Hamid.
    Mein Sohn! Das hatte er noch nie zu ihm gesagt.
    »Du musst mit uns kommen!«, rief Hernando.
    »Nein. Ich muss bei den Frauen, Kindern und Alten bleiben. Mein Platz ist hier. Außerdem … Was soll ich denn mit meinem Hinkebein in den Bergen?« Der Gelehrte zwang sich zu einem Lächeln. »Ich wäre nur eine Last.«
    Seine Mutter, Hamid … Vielleicht sollte auch er in Juviles bleiben? Der Alfaquí schien seine Gedanken zu lesen.
    »Kämpfe für mich mit, Ibn Hamid, und nimm das an dich.« Hamid löste den edlen Krummsäbel vom Leinengurt und reichte ihn Hernando. »Denke immer daran: Diese Waffe gehörte einst dem Propheten.«
    Hernando nahm den kostbaren Säbel sichtlich bewegt entgegen.
    »Du darfst niemals zulassen,

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