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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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ernst. »… sich ihren Sold zu holen.«
    Hernando rannte los. Zurück nach Juviles! Ibrahim bemerkte die von seinem Stiefsohn verursachte Unruhe und zwang den Falben kehrtzumachen.
    »Wohin will er?«, fragte Ibrahim einen der alten Männer.
    »Er ist dabei, das zu tun, was alle Muslime jetzt tun sollten: Er wird kämpfen. Er wird sich für sein Volk, seine Familie und für seinen Glauben opfern.«
    Ibrahim runzelte die Stirn.
    »Aber das tun wir doch alle.«
    Der alte Moriske nickte.
    »Aber nicht mit so viel Mut«, flüsterte er leise.
    Hernando erreichte Juviles nach Einbruch der Dunkelheit und schlich über die Terrassenfelder zur Kirche. Überall waren Christen. Bald erhellten nur noch die Lagerfeuer der Soldaten die absolute Dunkelheit. Hernando überquerte gerade das Terrassenfeld, auf dem seine Mutter den Pfarrer erstochen hatte, als er endlich die Kirche vor sich erkennen konnte. Er hörte die Soldaten: Sie unterhielten sich, und manchmal unterbrach Gelächter oder lautes Fluchen ihr Gespräch.
    Er versuchte gerade ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen, als ihn plötzlich jemand von hinten packte. Er konnte noch nicht einmal schreien, denn eine kräftige Hand hielt ihm den Mund zu. Dann spürte er eine Messerklinge an seiner Kehle.
    »Warte! Bring ihn nicht gleich um«, zischte jemand auf Arabisch. Offenbar waren es mehrere Männer. »Ich glaube, ich habe da etwas funkeln sehen. Schaut euch mal den Säbel an.«
    Hernando bemerkte, wie jemand an der Waffe herumnestelte. Das Klirren der Metallplättchen ließ alle erstarren – doch die Christen unterhielten sich weiter, als wäre nichts geschehen.
    »Er ist einer von uns«, stellte einer der Männer erstaunt fest.
    »Wer bist du?«, flüsterte der Mann, der ihn festhielt. Er nahm zwar die Hand von Hernandos Mund, drückte gleichzeitig aber die Klinge fester an seine Kehle. »Wie heißt du?«
    »Ibn Hamid.«
    »Was macht du hier?«, fragte ein Dritter.
    »Ich bin gekommen, um meine Mutter zu retten«, antwortete Hernando.
    »Woher sollen wir wissen, dass er uns nicht anlügt?«
    »Immerhin spricht er Arabisch.«
    »Es gibt auch Christen, die Arabisch sprechen. Würdest du etwa einen Kundschafter losschicken, der …«
    »Warum sollten die Christen einen Kundschafter hierherschicken?«
    »Bring ihn endlich um.«
    Hernando schloss die Augen.
    »Es gib keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes«, begann er. Dann sprach er das Glaubensbekenntnis der Morisken, und der Druck an seiner Kehle ließ nach.
    Schließlich stellte sich heraus, dass die drei Morisken aus Cádiar gekommen waren, um ihre Frauen und Kinder zu befreien.
    »Aber wir müssen bis zum Morgengrauen warten«, sagte einer von ihnen.
    »Was wollen wir denn bei Tageslicht?«, fragte Hernando überrascht.
    »Hier können wir jedenfalls nicht bleiben«, erwiderte einer der Männer, als plötzlich der spitze Schrei einer Frau zu hören war.
    Dann hörten sie noch einen Schrei, wieder von einer Frau, und dann noch einen.
    »Halt! Wer da?«, rief ein Soldat, der vom Lagerfeuer aufgestanden war.
    »Bei den Frauen sind bewaffnete Mauren«, rief ein anderer Soldat.
    Die Männer sahen sich fragend an. Bewaffnete Mauren? Da donnerte auch schon der erste Arkebusenschuss, und gleich darauf hörten sie weitere Schüsse. Und noch mehr Schreie.
    Hernando sprang auf und rannte zum Dorfplatz. Er zückte den Krummsäbel und hielt ihn mit beiden Händen in die Höhe. Die drei Männer aus Cádiar folgten ihm. Verzweifelt versuchten die Frauen, den christlichen Soldaten auszuweichen, die mit ihren Schwertern und Hellebarden wild auf die Menge einprügelten.
    »Hier sind Mauren!«, rief jemand.
    »Wir werden angegriffen!«, schrien die christlichen Soldaten und feuerten blindlings in die schwarze Nacht. Hernando stolperte über einen reglosen Körper und fiel beinahe hin. Ganz in seiner Nähe blitzte ein Schuss auf, gleich darauf war die Stelle in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Er wirbelte mit dem Krummsäbel herum und spürte, wie seine Waffe in einen Körper fuhr. Gleich darauf hörte er einen Todesschrei.
    Aber in der Dunkelheit und dem allgemeinen Chaos konnte er nichts erkennen.
    »Mutter! Mutter!«, rief Hernando immer wieder.
    Er stolperte über die am Boden liegenden Frauen und Kinder. Das Blut floss in Strömen. Die Kirchentüren waren verschlossen. Ob Aischa dort drinnen in Sicherheit war? Die Christen schossen ohne Unterlass, obwohl ihre Hauptleute den Befehl gaben, das Feuer

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