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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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muss«, konnte Aben Aboo noch sagen, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Nachdem Ibrahim das Fest verlassen hatte, war er auf der Suche nach Haschisch und einer willigen Frau zwischen den feiernden Morisken im Dorf umhergestreift. Und er fand beides. Er musste unbedingt die Abfuhr des Königs verdrängen. Doch als er mitbekam, wie die Christen ins Dorf einfielen, hielt er den allgemeinen Tumult für eine günstige Gelegenheit, um sich an Hernando zu rächen. Er kehrte zum Haus von Aben Aboo zurück und kam genau in dem Moment an, als die Soldaten mit ihrer Beute das Anwesen verließen. Ibrahim ging hinein und fand den stark blutenden Cousin des Königs im Garten.
    »Lass mich sterben«, flehte Aben Aboo.
    Ibrahim gewährte ihm diesen Wunsch nicht. Er brachte ihn ins Haus und legte ihn in ein Bett. Dann eilte er los, um Hilfe zu holen.

15
    Grausam sind unsere Feinde, so wir ihnen in die Hände fallen. Denn wir haben sie gekränkt. Lasst uns unsere Schritte beschleunigen, und lasst uns mutig angreifen, den ehrenhaften Tod immer vor Augen. Wir müssen unsere Frauen und Kinder schützen, und wir müssen tun, wozu wir verpflichtet sind, um Leben und Ehre zu verteidigen, so wie es in unserer Natur liegt.
    Luis de Mármol , Geschichte der Rebellion
und der Bestrafung der Morisken im Königreich Granada
    H ernando und Fatima verließen Mecina und flüchteten zusammen in die Berge. Erst als der Lärm der Plünderer kaum mehr zu hören war, hielten sie am Rand einer Schlucht an, um ein wenig zu Atem zu kommen. Hernando wollte etwas sagen, doch Fatima kam ihm zuvor.
    »Tod verheißt ewige Hoffnung«, sagte sie kühl. »Kannst du dich daran erinnern?«
    »Ich …«, setzte Hernando zu seiner Entschuldigung an.
    »Dein Stiefvater hat beim König um meine Hand angehalten«, unterbrach sie ihn, »und …«
    »Und dann hat der König es sich anders überlegt.«
    Hernando wünschte, er könnte im Mondlicht Fatimas schwarze Augen funkeln sehen. Aber ihre Miene schien wie versteinert.
    »Der König hat mir deine Hand versprochen.«
    Beide schwiegen.
    »Also gehöre ich jetzt wohl dir.« Fatimas Worte durchschnitten die kalte Nachtluft wie eisige Klingen. »Du hast mir das Leben gerettet … immer wieder. Du kannst mich haben, aber …«
    »Hör auf!«
    »Du kannst mich haben, aber mein Herz wird dir nicht gehören.«
    »Nein!« Hernando wandte sich mit schmerzerfüllter Miene ab und entfernte sich einige Schritte. Wie konnte er sich nur für sein Verhalten in jener Nacht und vor allem für sein plötzliches Verschwinden entschuldigen? Er hatte sie im Stich gelassen.
    »Achte darauf, dass du meinen Schritten und Fußspuren folgst.« Er zwang sich, mit kräftiger Stimme zu sprechen – sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Dann setzten sie ihren Weg fort. »Die Schlucht ist tief, also pass bitte auf, dass du nicht stürzt.«
    Während des Monats, in dem Hernando nach Adra gereist war, hatte Ibrahim – zusammen mit Aben Humeya und seinen letzten treuen Anhängern – Unterschlupf in einer der vielen Höhlen oberhalb von Válor und Mecina gefunden. Dorthin waren Hernando und Fatima jetzt unterwegs.
    Zwischen den Gipfeln, auf denen noch der letzte Februarschnee lag, führte das Mädchen Hernando schließlich zur Höhle seiner Familie. Im Mondschein konnte Hernando die Maultierherde in der Nähe des Eingangs erkennen. Er wollte eintreten, aber Fatima zögerte.
    »Ibrahim, bist du das?« Eine dunkle Gestalt erschien am Eingang der Höhle. Es war Aischa.
    »Nein. Ich bin es, Fatima. Ich bin mit Ibn Hamid gekommen. Was ist mit Ibrahim? Ist er schon zurück?«
    »Nein.«
    Fatima verschwand in die Höhle.
    »Warte, ich …!« Hernando wollte sie zurückhalten, doch das Mädchen war schon nicht mehr zu sehen.
    Aischa blieb bei ihrem Sohn.
    »Es tut mir leid, Mutter«, flüsterte er. »Ich musste einfach sofort aufbrechen. Es war ein Befehl des Königs. Hat Ibrahim denn nichts davon erzählt?«
    Aischa schloss ihn in die Arme und weinte. Dann trocknete sie ihre Tränen, schüttelte immer wieder traurig den Kopf und löste sich aus der Umarmung. Schließlich folgte sie Fatima in die dunkle Höhle. Hernando blieb verunsichert zurück. Sein Blick fiel auf die Maultiere. Als er in der Herde die Alte ausmachen konnte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
    Ibrahim erschien erst zwei Wochen später. Er war keine Sekunde von Aben Aboos Seite gewichen, der inzwischen wieder genesen war. Hernando hielt sich in diesen Tagen nicht in der Höhle der

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