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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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unterwegs. Eine andere steht schon vor Mecina«, berichtete er völlig außer Atem. »Sie kommen direkt hierher!«
    Aben Humeya brauchte keinerlei Befehle zu erteilen. Alle, die sonst nicht in Mecina wohnten und die keinen Geleitbrief des Marquis mit sich führten, sprangen über die Gartenmauer und liefen in Richtung Berge.
    Plötzlich stand Hernando mit Aben Aboo allein im Garten.
    »Du musst fliehen«, drängte er und zeigte zur Mauer.
    Die Frauen, die sich im Haus aufgehalten hatten, rannten verängstigt heraus, sie hatten in der Eile nicht einmal ihre Gesichter verschleiert.
    »Fatima!«, rief Hernando.
    Das Mädchen blieb stehen. Hernando sah ihre Augen im Schein einer Fackel aufleuchten. In dem Moment stürmte eine Gruppe Christen in den Garten, und es gab ein heilloses Durcheinander. Während die Christen die kreischenden Moriskinnen zur Seite drängten, nutzte Hernando die kostbaren Sekunden und rannte zu Fatima, fasste sie am Arm und zog sie schnell ins Haus. Dort konnten sie die Schreie der Soldaten hören.
    »Wo ist Fernando de Válor y de Córdoba, der sich fälschlicherweise König von Granada nennt?«
    Das waren die letzten Worte, die Hernando hörte, ehe er mit Fatima durch ein kleines Fenster auf die Straße schlüpfte.
    Nein, das waren keine gewöhnlichen Soldaten. Das Heer des Marquis von Mondéjar hatte sich schon aufgelöst, nachdem es die Beute aus Las Guájaras unter sich aufgeteilt hatte. Die meisten Männer, die in der Nacht das christliche Feldlager verlassen hatten, um Aben Humeya zu umzingeln, waren nichts anderes als skrupellose Plünderer. Die bislang gemachte Beute hatte ihre Gier nur noch stärker angefacht.
    Auch Válor wurde von ihnen heimgesucht. Die Dorfbewohner waren aus ihren Haustüren gekommen, um die Christen mit Speis und Trank willkommen zu heißen, aber diese brachten sie auf der Stelle um und stürmten mit aller Brutalität das Dorf. Mecina erging es nicht anders. Die Plünderer ermordeten die Männer, raubten die Häuser aus und nahmen Frauen und Kinder gefangen, um sie auf Sklavenmärkten zu Geld zu machen.
    Nachdem sie bei Aben Aboo vergeblich nach Aben Humeya gesucht hatten, stand ein Trupp zusammen mit dem Hausherrn im Garten.
    »Wo ist Fernando de Válor?«, fragte einer der Männer wieder und wieder und schlug Aben Aboo dabei unaufhörlich mit dem Kolben seiner Arkebuse ins Gesicht. Der Moriske sagte kein Wort.
    »Du wirst schon noch reden, du verdammter Ketzer!«, murmelte ein Gefreiter mit dichtem Bart und schwarzen Zähnen. »Zieht ihn aus und fesselt seine Hände auf dem Rücken!«
    Dann trieb er ihn mit seiner Arkebuse nackt und gefesselt bis zum Maulbeerbaum. Er fand ein dünnes, festes Seil und warf es über einen Ast, sodass das Ende auf Aben Aboos Kopf fiel. Der Soldat nahm es und knotete gekonnt eine Schlinge.
    Da spuckte ihm Aben Aboo mitten ins Gesicht. Der Gefreite ging nicht auf diese Beleidigung ein, sondern hielt die Schlinge einen Moment lang ruhig in der Hand.
    »Nein, so leicht kommt du uns nicht davon«, versicherte er ihm.
    Dann kniete er sich auf den Boden, legte die Schlinge um den Hodensack des nackten Morisken und zog sie mit einem heftigen Ruck zu. Aben Aboo unterdrückte einen Schmerzensschrei.
    »Du wirst dir noch wünschen, dass ich dich an deiner dreckigen Gurgel aufgehängt hätte«, murmelte er.
    Der Mann begann am anderen Ende des Stricks zu ziehen. Aben Aboo stellte sich bald auf die Zehenspitzen. Ein heftiger Schmerz schoss durch seinen Hodensack, als sich das Seil immer straffer über den Ast spannte, und er drohte jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren. Der Soldat hielt inne und übergab einem anderen Soldaten den Strick, damit er ihn am Baumstamm des Maulbeerbaums festband.
    »Sprich, du verdammter Mohammedaner! Sag, dass dein Prophet gelogen hat!«, brüllte ihn der Soldat an. »Irgendwann wirst du dein Maul schon aufmachen und deinen Allah verraten, diesen lächerlichen Gott, diesen riesigen Haufen Dreck, diesen Abschaum …«
    Da trat Aben Aboo mit dem rechten Fuß fest in die Hoden des Soldaten, der zusammensackte und sich vor Schmerz am Boden krümmte. Gleich darauf verlor Aben Aboo das Gleichgewicht und kippte nach vorne.
    Sein Hodensack wurde sofort durchtrennt, die Hoden fielen zu Boden, und alle Umstehenden wurden mit Blut bespritzt.
    »Du bist ein Schwein, also sollst du auch ausbluten wie ein Schwein«, rief der Soldat unter Schmerzen.
    »Möge Allah dafür sorgen, dass Ibn Umayya lebt, auch wenn ich sterben

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