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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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des Königs berichtet hatte, war sie erleichtert und zugleich verletzt: Sie musste Ibrahim nicht heiraten … Aber Hernando … Warum konnten er und der König einfach über ihre und Humams Zukunft entscheiden? Sie war Witwe, keine Sklavin!
    Aber die Tage verstrichen, und Hernando hielt sich immer in der Nähe der Höhle auf. Mal ging er aufrecht, mal hinkte er. Er nahm ihre Verachtung still hin, war aber stets an ihrer Seite. Hinter seinem Rücken nannten ihn hier oben alle nur den » Nazarener « . Aischa hatte ihr inzwischen den Grund dafür erzählt, und zum ersten Mal seit Hernandos Rückkehr spürte Fatima, wie sich ihr die Kehle zusammenschnürte.
    Eines Abends, als Aischa ihrem Sohn das Abendessen bringen wollte, bat Fatima sie um die Schüssel mit dem Essen. Diesmal wollte sie zu Hernando gehen. Als er sie kommen sah, stand er überrascht auf.
    »Salam aleikum, Ibn Hamid«, sagte Fatima leise und reichte ihm das Essen.
    »Da, du Miststück!«, donnerte plötzlich Ibrahims Stimme.
    Dem Mädchen fiel die Schüssel aus den zitternden Händen.
    Fatima drehte sich um und sah im Schein des Feuers, wie Ibrahim seine Frau brutal ohrfeigte. Hernando machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber stehen. Ibrahim ließ von Aischa ab und blickte wütend zu ihnen herüber. Da verstand Fatima: Sobald sie sich Hernando näherte, würde Aischa den Preis dafür zahlen. Ibrahim holte noch einmal weit aus und versetzte seiner Frau einen heftigen Schlag ins Gesicht. Fatima eilte zurück in die Höhle.

16
    I m April 1569 brach das wiedererstarkte Moriskenheer nach Ugíjar auf. Vorneweg ritt Aben Humeya mit seinen engsten Vertrauten, zu denen auch Hernando gehörte. Die sich daran anschließende Kolonne wurde von der Arkebusengarde angeführt, die die scharlachrote Standarte von Aben Humeya vor sich hertrug. Darauf folgten Kavallerie und Infanterie. Die prächtigen Fahnen und kunstvoll gefertigten Banner der einzelnen Kompanien waren während der langen Wartezeit in den Höhlen genäht worden und wehten jetzt hoffnungsvoll im Wind. Den Abschluss bildete wie üblich der Tross: die Lasttiere mit dem Marschgepäck, Frauen, Kinder, Kranke und Alte.
    Hernando saß aufrecht auf seinem Rotschwarzen, den er unentwegt zügeln musste, damit er nicht zu der Reitergruppe mit Ibrahim aufschloss. Der war zu einem ständigen Begleiter von Aben Aboo geworden, dem man den Sattel wegen seiner Narben mit weichem Lammfell ausgelegt hatte. Aben Aboo ritt neben seinem Cousin, König Aben Humeya, und Ibrahim ritt dicht hinter den beiden Männern.
    Hernando konnte wegen der kräftigen Monfí-Anführer hinter sich den Tross nicht sehen. Dort waren Aischa und Fatima sowie die Maultiere unter der Führung von Aquil und einem kleinen aufgeweckten Jungen – Jusuf. Hernando hatte ihn bei den Höhlen kennengelernt und gebeten, seinem Stiefbruder zu helfen.
    Ugíjar feierte ihre Ankunft mit einem großen maurischen Fest. Die Stadt war nicht wiederzuerkennen. Die Kirche wurde zu einer Moschee umgebaut. Die Straßen, die die drei Wehrtürme der Stadt miteinander verbanden, hatten sich in einen großen bunten Suk verwandelt, in dem die Morisken ihre Waren anboten. Außerdem gab es einen stetigen Zustrom an Neuankömmlingen: Barbaresken, Korsaren und muslimische Händler von der anderen Seite der Meerenge. Die meisten waren ähnlich wie die Morisken gekleidet, nur einige trugen Dschellabas, jene weiten Gewänder der Wüstenvölker. Am meisten überraschte Hernando aber das Äußere vieler Männer: Einige waren groß, hatten blondes Haar und eine helle Haut. Andere waren rothaarig und hatten grüne Augen. Außerdem sah er Männer mit tiefschwarzer Hautfarbe, die die dunkelhäutigen Berber mit einer Selbstverständlichkeit begleiteten, als wären sie ihre Stammesbrüder.
    »Das sind christliche Renegaten«, erklärte ihm Gironcillo, als Hernando, völlig fasziniert von einem riesigen Albino, beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre.
    Der Albino lächelte ihn an, so als ob … Hernando sah verwirrt zu Gironcillo.
    »Pass bloß auf«, warnte ihn der Monfí, sobald der Albino weiterging. »Sie vergnügen sich gern mit jungen Männern wie dir. Die Renegaten sind die Herren von Algier, uns verachten sie nur. Tetuan ist in muslimischer Hand, ebenso Salé, La Mámora und Vélez, aber Algier …«
    »Sind sie keine Türken?«, unterbrach Hernando ihn.
    »Nein.«
    »Aber wer sind sie?«
    »In Algier leben die Renegaten mit den Janitscharen zusammen, die der Sultan

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