Die Pfeiler des Glaubens
geschickt hat.« Gironcillo stellte sich in die Steigbügel und hielt im Suk nach ihnen Ausschau. »Nein. Anscheinend sind keine da. Du erkennst sie sofort, wenn du sie siehst. Sie folgen nur dem Sultan, und ihre Befehle erhalten sie über die Aghas, ihre Anführer. Vor etwa vierzig Jahren erkannte der Korsar Khair ad-Din die Oberhoheit des Sultans an, der uns bei unserem Kampf gegen die Christen helfen soll … Aber lass dich nicht täuschen: Vor den Renegaten muss man auf der Hut sein, vor allem wenn man ein so hübscher Junge ist wie du.« Er lachte.
Inzwischen war Aben Humeya abgestiegen und suchte sie, denn Hernando musste die Pferde versorgen. Der versuchte immer noch, Fatima und Aischa zu entdecken, aber sie hatten die Stadt wohl noch nicht erreicht. Er musste sich ohnehin zuerst um die Pferde kümmern.
Aben Humeya stellte Hernando einige Arkebusenschützen als Wachen zur Seite. Schließlich fand der junge Mann etwas abseits der überfüllten Straßen ein schönes, großes Haus, das an die Felder grenzte. Zweifellos hatte es früher einer christlichen Familie gehört, die während des Aufstandes ermordet worden war. Es verfügte über zwei Stockwerke, ausreichend Grund, und es war sowohl von der Straße als auch von den umliegenden Feldern aus zugänglich. Es bot sich geradezu an, die Pferde des Königs und der Monfí-Anführer dort unterzubringen.
»Verschwindet von hier«, schrie einer der Soldaten der Moriskenfamilie zu, die bei ihrer Ankunft aus dem Haus gestürmt kam.
Es war ein Ehepaar mittleren Alters: Sie war rundlich, er sogar noch dicker, und um sie herum schwirrten sieben Kinder.
Vielleicht … Vielleicht sollte Hernando sich von der freundlichen Atmosphäre dieser Familie mit ihren vielen Kindern anstecken lassen.
»Kennst du dich mit Tieren aus?«, fragte Hernando den Mann in der Hoffnung auf eine positive Antwort. »Dann kannst du mir mit den Pferden des Königs helfen. Und wir teilen uns das Haus.«
Hernando zäumte schnell die zwölf Pferde ab, für die er die Verantwortung übernommen hatte. Dann verließ er das Haus. Er würde den Tieren später zu fressen geben. Zuerst musste er Aischa und Fatima finden.
Als er durch das schmiedeeiserne Tor auf die inzwischen überfüllte Gasse trat, musste er sich durch den Menschenstrom kämpfen, um in die Ortsmitte zu gelangen. Wie sollte er in diesem Durcheinander die beiden Frauen finden? Hernando stieß plötzlich mit einem Mann zusammen.
»Cornuti!«
Da traf ihn schon ein heftiger Schlag, der ihn gegen eine entgegenkommende Gruppe warf, die ihn ihrerseits wieder zur Seite stieß. Der Zustrom der Männer und Frauen kam ins Stocken.
»Signori …«
Hernando drehte sich verblüfft zu dem Mann um, der ihm den Stoß versetzt hatte. Was sagte der Mann?
»Ich bringe dich um!« Ja, diese Drohung hatte er verstanden. Der Mann mit den blonden Locken und dem Vollbart packte seinen kostbaren, mit Edelsteinen besetzten Dolch und starrte Hernando feindselig an. Dann gab er wieder einen unverständlichen Wortschwall von sich. Das war weder Spanisch noch Arabisch.
Aber er hatte keine Zeit. Wenn Ibrahim die Frauen vor ihm fand, brachte er sie vielleicht in ein anderes Haus, und dann … Er versuchte zu entwischen und weiterzulaufen, aber er stieß gegen einige Männer, die den Streit mitverfolgt hatten. Jemand schubste ihn wieder zu dem blonden Mann, um den sich inzwischen ein Kreis gebildet hatte. Die Schaulustigen reckten neugierig ihre Köpfe. Hernando zückte den Krummsäbel.
»Allahu akbar!«, sagte der Blonde feierlich und sah Hernando tief in die blauen Augen. Hatte er ihm gerade zugezwinkert?
»Bello! Che bello!«, rief er plötzlich. Hernando starrte den Blonden weiter an. Ein Mann fing an zu lachen, und andere stimmten in das Gelächter mit ein oder pfiffen.
»Bel-lissimo!« Der Blonde steckte seinen Dolch wieder ein und verwickelte seine Begleiter in ein angeregtes, völlig unverständliches Gespräch. Hernando stand immer noch mit dem gezückten Krummsäbel da. Er war wütend … Aber er konnte ja wohl kaum einen Mann angreifen, der keine Waffe in der Hand hielt und der ihn nicht einmal mehr beachtete. Da sah der Blonde noch einmal zu ihm, er strahlte über das ganze Gesicht und zwinkerte ihm erneut zu, ehe er sich umdrehte und sich seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte.
Blut schoss ihm ins Gesicht, und die Umstehenden brachen in Gelächter aus. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, steckte er den Krummsäbel wieder in die
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