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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Unmenge an Waffen, die sie bei sich führten: Arkebusen mit langen Läufen, Dolche und die nur leicht gekrümmten Jatagane.
    Zweihundert Mann waren unter dem Kommando des Ayabachí Dalí an der Küste gelandet, der in Begleitung von zwei weiteren Janitscharen-Offizieren gerade an der Sitzung mit Aben Humeya teilnahm.
    Die Janitscharen bildeten eine Eliteeinheit, die nur dem Sultan unterstand, und galten als äußert loyal und unbezwingbar. Sie erhielten eine lebenslange Bezahlung und genossen im Vergleich zur übrigen Bevölkerung besondere Privilegien. Sie hatten sogar eine eigene Rechtsprechung: Ein Bey durfte keinen Janitscharen verurteilen oder bestrafen, sie waren ausschließlich ihrem Agha verpflichtet, und Urteile wurden stets in Geheimverfahren gefällt. Diese Eliteeinheit war eine privilegierte Kaste für sich. Sie gingen gnadenlos gegen die Bevölkerung vor, raubten, was ihnen zwischen die Finger kam, und vergingen sich an Kindern und Frauen – ungestraft, denn ein Janitschar war selbst für einen Bey unantastbar!
    Diese Männer, die der Bey von Algier auf Geheiß des Sultans geschickt hatte, waren nun in al-Andalus angekommen. Aber das bedeutete keineswegs den Verlust ihrer Privilegien. Hernando wurde selbst Zeuge ihrer Überheblichkeit, während er vor den Türen des Herrenhauses auf die Antwort des Königs wartete.
    Er versuchte seine Neugierde zu unterdrücken und vermied es, zu den Janitscharen hinüberzusehen, die vor dem Gebäude herumlungerten.
    »Hast du etwas von Ibrahim gehört, dem Maultiertreiber?«, fragte er beiläufig einen der Wachposten an der Tür. »Er ist mein Stiefvater.«
    »Aus Juviles?«, die Wache verzog das Gesicht. »Er ist gestern mit Ibn Abbuh und einer Kompanie nach Poqueira aufgebrochen. Der König hat seinen Cousin zum Büttel von Poqueira ernannt, und Ibn Abbuh wiederum hat deinen Stiefvater zu seinem Stellvertreter gemacht.«
    »Wie lange werden sie in Poqueira bleiben?«, fragte Hernando.
    Der Arkebusenschütze zuckte mit den Schultern.
    Ibrahim war nicht in der Stadt! Hernando versuchte ein Lachen zu unterdrücken, als ein Rosinenverkäufer mit einem Korb unterm Arm an ihm vorbeieilte. Einer der Janitscharen passte ihn ab und nahm sich eine Handvoll Rosinen. Der Verkäufer drehte sich um und versetzte dem Mann, der ihn gerade beraubt hatte, einen Schlag.
    Dann ging alles sehr schnell. Ohne ein Wort zu verlieren packten die Janitscharen den Mann, hielten seinen Arm fest, und der, der den Schlag abbekommen hatte, trennte mit einem einzigen Hieb seines Jatagans die Hand des Verkäufers ab. Diese fiel in den Korb mit den Rosinen, und der Verkäufer wurde unter Fußtritten davongejagt, bevor sich die Janitscharen wieder ihrem Gespräch zuwandten, als wäre nichts geschehen. Das war die Strafe für jemanden, der es wagte, einen Streiter des Sultans zu berühren.
    Hernando verharrte an seinem Platz und starrte auf die Blutspur, die der Rosinenverkäufer hinterließ, bevor er nur wenige Schritte weiter ohnmächtig zusammenbrach. Hernando war so gebannt von der Szene, dass ihn der Wachsoldat des Königs mehrfach ansprechen musste.
    »Komm«, forderte er ihn auf.
    Hernando wurde nicht wie letztes Mal zu Aben Humeya, sondern vor ein Zimmer am Ende des ersten Stockwerks geführt, dessen massive Holztür von zwei Arkebusenschützen bewacht wurde. Angesichts dieser Vorsichtsmaßnahmen vermutete Hernando, dass hier der Teil des Kriegsschatzes aufbewahrt wurde, den der König nicht nach Algier hatte bringen lassen.
    »Ibn Hamid?«, fragte jemand hinter ihm. Hernando drehte sich um und sah einen gut gekleideten Mann vor sich. »Der König hat mir von dir erzählt.« Der Mann reichte ihm die Hand. »Mein Name ist Mustafa Calderón, ich wohne in Ugíjar und bin ein Berater des Königs.«
    Mustafa sperrte die Tür auf und forderte ihn mit einer Handbewegung auf hineinzugehen.
    Wo sollte hier Viehfutter sein? Das war doch kein Speicherraum! Und außerdem … Hernando blieb erstaunt neben Mustafa im Türrahmen stehen.
    Durch einen schmalen Fensterschlitz drang etwas Licht in den Raum. Etwa fünfzehn Mädchen und junge Frauen kauerten in einer Ecke dicht beieinander und sahen erschrocken zu Hernando herüber.
    »Such dir eine aus und biete sie auf dem Markt an. Mit dem Geld kannst du dann kaufen, was du für die Pferde brauchst. Aber komm einmal im Monat zum Abrechnen zu mir. Ich hätte es anders gemacht, aber der König hat darauf bestanden. Außerdem sollst du dir für die Ausritte mit ihm

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