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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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angemessene Kleidung besorgen.«
    »Aber … Aber ich kann sie doch nicht …«
    »Sie werden sie dir aus den Händen reißen«, entgegnete ihm der Moriske. »Christinnen erzielen in Algier hohe Preise. Die Stadt wird von Türken und christlichen Renegaten beherrscht, und die wollen keine Musliminnen.«
    »Aber«, setzte Hernando an, während er beobachtete, wie sich die Mädchen bei ihrem Gespräch noch enger aneinanderpressten.
    »Such dir eine aus. Mach schon!«, drängte ihn Mustafa. »Wir sind gerade mit den Türken in Verhandlungen. Ich kann nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    Wie sollte er ein Mädchen auf dem Markt verkaufen?
    »Ich …«, begann Hernando, als vor ihm plötzlich das hellblonde Haar eines zitternden blassen Mädchens aufschimmerte. Eines der älteren Mädchen hatte sie einfach nach vorn gestoßen.
    »Ich nehme die da!«, hörte er sich sagen.
    »Gesagt, getan!«, stellte Mustafa mit Genugtuung fest. »Fesselt sie und gebt sie ihm!«, befahl er den Wachposten und eilte davon. »Und denk daran: Ich erwarte dich in einem Monat zur Abrechnung«, rief er ihm über die Schulter zu.
    Hernando bekam die Worte nicht mehr mit. Er hatte nur noch Augen für seine Gefangene. Es war Isabel, Gonzalicos Schwester. Plötzlich hatte er wieder das grausame Bild vor Augen, wie der Maultiertreiber aus Narila das Herz des Jungen triumphierend in die Höhe reckte, bevor er es dem Mädchen vor die Füße warf. Was wohl aus Ubaid geworden war?
    Kurz darauf fand er sich auf der Straße wieder, von den Janitscharen aufmerksam beobachtet. In den Händen hielt er den Strick, mit dem die Wachen Isabel gefesselt hatten. Er blieb stehen. Alles verwirrte ihn. Was war hier eigentlich los?
    »Junge, was hast du mit dem schönen Mädchen vor?«, fragte eine höhnische Stimme.
    Hernando gab keine Antwort. Warum musste er diesen Handel mitmachen? Was sollte er mit Isabel anstellen? Die Erinnerung an das Blutbad in Cuxurio und Isabels Flehen vermischten sich mit den Farben und Gerüchen des Markttreibens vor ihm. Er konnte sie doch nicht einfach … Sie hatte schon so viel erlitten! Der Strick spannte sich, und Hernando sah zu Isabel: Ein Janitschar kam direkt auf sie zu, und sie war entsetzt zurückgewichen.
    Ihm fiel die abgetrennte Hand des Rosinenverkäufers wieder ein. Isabel schluchzte, wankte und stieß mit dem Rücken gegen die Arkebusenschützen, die ihr den Weg versperrten. Der Janitschar tätschelte ihr goldschimmerndes Haar.
    »Finger weg!«, rief Hernando. Er ließ den Strick los und zückte den Krummsäbel.
    Da zog der Janitschar in atemberaubender Geschwindigkeit seinen im Sonnenlicht nur kurz aufblitzenden Jatagan. Ehe Hernando wusste, wie ihm geschah, flog sein Krummsäbel durch die Luft, und er stand plötzlich mit leeren Händen da. Die anderen Türken brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Lass das Mädchen in Frieden!«, rief er zornig.
    Der Janitschar sah Hernando herausfordernd an. Er führte seine Hand an Isabels jugendliche Brust.
    »Ich will mir nur die Ware genau ansehen«, erwiderte der Janitschar langsam.
    »Und … ich will … erst dein Geld sehen«, stammelte er. »Ohne Geld keine Prüfung der Ware!«
    Einige Janitscharen applaudierten Hernando, als wäre alles nur ein Spiel.
    »Gut geantwortet!«, riefen sie und prusteten los. »Los. Zeig ihm dein Geld!«
    In dem Moment flüsterte derselbe Arkebusenschütze, der Isabel den Weg versperrte und der zuvor Hernando in das Haus geführt hatte, dem Janitscharen etwas ins Ohr. Der Türke hörte zu und verzog das Gesicht.
    »Sie ist keinen einzigen Dukaten wert!«, knurrte er und schubste Isabel weiter.
    »He, Junge, dreihundert Dukaten! Was sagst du?«, rief ein anderer Janitschar.
    Hernando nahm den Strick wieder in die Hand und ging zu der Stelle, an der Hamids Krummsäbel gelandet war. Während die Janitscharen sich über ihn lustig machten, zog er Isabel hinter sich her.
    »Dein alter Krummsäbel wird dir nichts nützen!«, hörte er, als er sich zu seiner Waffe bückte. »Du hast nicht genug Kraft, um ihn richtig zu führen.«
    Hernando steckte den Krummsäbel wieder ein und stand auf. Was sollte er nur mit dem Mädchen anfangen? Da sah er schon, wie die ersten Händler auf ihn zustürmten.

17
    Du bist frei. Da kannst gehen.«
    Hernando hatte es geschafft, den gesamten Suk hinter sich zu lassen, ohne auf die zahllosen Angebote einzugehen. »Sie ist schon verkauft!«, rief er immer wieder, wenn sich jemand Isabel näherte oder ihnen hinterherlief.

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