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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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selbst Morisken. Sie waren in al-Andalus geboren und machten jetzt auf ihren Fahrten Gefangene, die sie mit der Unterstützung ihrer Familien und Freunde später als Sklaven verkauften. Das hatte ihm Hamid einmal erzählt. Er konnte sich gut vorstellen, was die Korsaren oder auch die Janitscharen mit den Gefangenen anstellten. Er strich über den Knauf seines Krummsäbels, wie immer, wenn er an den Alfaquí denken musste.
    Völlig in Gedanken versunken, trat er durch das Eisentor in den Patio, den für die spanischen Stadthäuser so typischen Innenhof. Was war denn hier los? Mehr als ein Dutzend Barbareskensoldaten saßen gut gelaunt bei ihren aufgezäumten Pferden und beladenen Maultieren und plauderten miteinander. Hernando spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.
    Ein Soldat von der Arkebusenwache kam auf ihn zu. Hernando wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Mann zeigte sich überrascht.
    »Ibn Hamid …«, setzte er an.
    Wussten sie alles? Wollten sie ihn festnehmen? Ubaid! Hinter einem der Tiere konnte er den Maultiertreiber aus Narila erkennen.
    »Was hat der hier verloren?«, fragte er laut und deutete auf Ubaid.
    Der Wachsoldat zuckte mit den Schultern. Ubaid runzelte die Stirn.
    »Der Maultiertreiber?«, fragte der Soldat zurück. »Keine Ahnung. Er ist mit den Männern hier gekommen. Das wollte ich dir gerade berichten. Inzwischen ist ein Korsarenkapitän mit seinen Leuten zu uns gestoßen …« Hernando versuchte, seinen Worten zu folgen, aber er konnte sich nur mehr auf Ubaid konzentrieren, der ihn hochmütig anstarrte. »Der König hat ihm gestattet, seine Tiere hier unterzubringen, da es bei uns genügend Futter für alle gibt.«
    »Hier?«, entfuhr es Hernando.
    »Ja, das hat der König gesagt«, erwiderte der Wachposten.
    Hernando spürte, wie seine Knie weich wurden. Einen Moment lang war er versucht zu flüchten oder zumindest zu Isabel zurückzulaufen. Er könnte sie fesseln und doch noch verkaufen.
    »Aber es gibt ein Problem«, sagte der Soldat. Hernando schloss verzweifelt die Augen. »Der Korsar sagt, er wolle hier mit seinen Soldaten sein Lager aufschlagen. In ganz Ugíjar gibt es kein einziges freies Haus mehr, und wir haben hier genug Platz. Er sagt, er sei nicht über die Meerenge gekommen, um dann im Freien zu schlafen.«
    »Nein«, versuchte Hernando abzuwehren. Noch mehr Leute! Und noch dazu Ubaid und eine versteckte Christin und kein Körnchen Gerste für die vielen zusätzlichen Tiere. Das war zu viel! »Nein, das geht nicht.«
    »Er hat mit dem Händler eine Vereinbarung getroffen. Er zieht mit seinen Männern ins Erdgeschoss. Salah und sein Familie nehmen den Freisitz.«
    »Was für eine Vereinbarung?«
    »Der Händler überlässt ihnen das Erdgeschoss, und der Korsar schneidet ihm dafür nicht Nase und Ohren ab und nagelt sie an das Hecksegel seines Schiffes.«
    »Was für ein Hecksegel?«
    »Das hat er zumindest gesagt«, antwortete der Wachsoldat und zuckte wieder mit den Schultern.
    Warum fragte er überhaupt? Was gingen ihn Salahs Ohren und das Hecksegel des Korsarenkapitäns an?
    »Nehmt den Mann dort fest«, befahl er plötzlich und deutete auf Ubaid. Der Soldat schaute überrascht. »Nehmt ihn fest! Denn … Denn er darf nicht in der Nähe der Pferde des Königs sein«, fügte Hernando noch hinzu.
    Der Arkebusenschütze war zwar verwirrt, aber etwas an Hernandos Tonfall trieb ihn an, seine Gefährten zu rufen. Als sie Ubaid festnehmen wollten, stellten sich ihnen die Barbaresken in den Weg. Sie waren wie die Morisken aus Granada gekleidet, hatten aber eine hellere Hautfarbe. Bestimmt waren sie christliche Renegaten. Die beiden Gruppen standen einander direkt gegenüber. Ubaid hielt sich hinter den Barbaresken versteckt und starrte Hernando wütend an.
    »Wo ist der Korsar?«, fragte Hernando. Der Soldat zeigte zum Wohnhaus.
    Hernando fand den Korsarenanführer im Esszimmer. Er war ein großer, kräftiger Mann mit ernstem Gesichtsausdruck, und er begrüßte Hernando mit dem gleichen eigenartigen Akzent wie der blonde Mann, der ihn im Suk mit dem Dolch herausgefordert hatte. Noch so ein christlicher Renegat!
    Hernando war nicht imstande, den Gruß zu erwidern. Der Riese lag auf einem Berg Seidenkissen und streichelte mit seiner rechten Hand den Kopf eines jungen Mannes, der in kostbaren rubinroten Gewändern zu seinen Füßen saß.
    »Und, gefällt dir mein Junge?«, fragte der Korsar, als er Hernandos verblüfften Blick bemerkte.
    »Wie?«, fragte Hernando, als er

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