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Die Pferde vom Friesenhof 01 -  Start mit Hindernissen

Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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beobachtete Jette, wie ihr Vater reagierte. Er hörte auf zu polieren und schob die Unterlippe vor. »Ach nein, fahr lieber zu unserem alten Tierarzt nach Husum.«
    Aha. Das war der Beweis: Es war etwas im Busch.
    »Papa! Das ist so umständlich. Außerdem - der in Husum hört doch bald ganz auf. Er hat nur noch zwei Stunden am Tag Sprechstunde.«
    »Mädchen, du hast doch Zeit.«
    Weiter zu bohren wäre unklug, entschied Jette. Außerdem musste sie erst das eigentliche Problem lösen: Wie konnte sie unbemerkt den Stammtisch belauschen? Für heute schien keine Lösung in Sicht.
    Jette wollte bereits aufgeben, da fiel ihr Blick auf die zwei Meter hohe Standuhr, die wuchtig vor der Kachelwand thronte.
    »Das jüngste Geißlein versteckte sich in der Uhr«, murmelte Jette. So war es im Märchen »Der Wolf und die sieben Geißlein«. Wenn ein Geißlein in eine Standuhr passte, dann auch sie, Jette Jacobs. Ein perfektes Versteck. Gut, dass sie nur 1,50 groß war. Wenn sie sich auf den Boden hockte, brauchte sie nur einen Meter. Unauffällig bewegte sie sich Richtung Uhr. Als ihr Vater sich umdrehte und am Flaschenregal hantierte, öffnete sie die gläserne Uhrentür.
    Hastig zog sie die Stangen der Messinggewichte nach oben, um mehr Platz im Kasten zu haben. Mit diesen schweren Stangen, die an stabilen Ketten hingen, zog man die Uhr auf. Das linke Gewicht sank mit jeder verstrichenen Stunde millimeterweise hinunter, das rechte sackte tiefer, wenn die Uhr schlug.
    Zur Sicherheit rückte Jette einen Lehnstuhl in die Nähe der Standuhr. Sie wollte nicht riskieren, dass man sie durch die Glastür entdeckte.
    Die Uhr röchelte metallern, wie immer vor dem Schlag, dann schlug die laute Glocke sechs Mal.
    Sechs Uhr abends. Höchste Zeit, dass sie in ihr Versteck huschte, bevor die ersten Gäste kamen. Jette zog ihr Handy aus der Hosentasche. Vorher wollte sie Nelly Ingwersen eine SMS schicken. Schließlich hatte Jette nicht vor, bis Mitternacht in dem Kasten zu hocken. Nelly sollte später kommen und die Gäste ablenken, um ihr den Weg für den Rückzug freizumachen.
    Seit einer halben Stunde saß Jette nun in der Standuhr. Mit angezogenen Knien hockte sie auf dem Boden, im Rücken spürte sie die harte Holzrückwand. Es roch muffig, wie alte Möbel oft riechen. Trotzdem war es in der Uhr bequemer, als Jette gedacht hatte. Auf ihrem Platz in der Ecke störte selbst das Pendel nicht, das gleichmäßig hin und her schwang. Nur die Messinggewichte waren im Weg, eine der Stangen berührte ihre Schulter.
    Jette reckte den Kopf und linste durch die Glastür der Uhr. Die leere Gaststube füllte sich zunehmend. Wer Feierabend hatte, schaute zumindest kurz herein. Gerade setzte sich Leif Harding an den runden Stammtisch. Dackel Kompass rollte sich vor seinen Füßen zusammen und schlief augenblicklich schnarchend ein. Von den vier anderen Männern, die folgten, kannte Jette nur Ingwer Ingwersen, Nellys Vater.
    In ihrem Versteck verstand Jette jedes Wort. Wenn nur die Luft nicht so stickig gewesen wäre! Einmal musste sie beinahe husten, sie konnte es gerade noch unterdrücken. Doch Jettes Trick mit der Uhrspionage schien sinnlos zu sein. Fast zwei Stunden schwatzten die Männer am Stammtisch über Windkraftwerke und einen neuen Damm. Der Friesenhof wurde nicht erwähnt. Die fünf ereiferten sich mächtig. Wenn die Wellen zu hoch schlugen, rief einer: »Fünf Klare, Uwe!«
    Acht Uhr. Die Standuhr röchelte und begann zu schlagen. Jette hätte sich gern die Ohren zugehalten, aber das Gewicht auf ihren Schultern hinderte sie daran. Plötzlich bekam sie einen Riesenschreck. Acht Uhr - das hieß: Das Messinggewicht würde weiter sinken. Dabei drückte es schon seit sieben Uhr schwer auf ihre rechte Schulter.
    Dong - dong - dong - dong! Die Stange bohrte sich in
    Jettes Schulter. Das Mädchen rutschte tiefer, konnte dem Gewicht aber nicht ausweichen. Dong - dong - dong- do...
    Den siebten Schlag schaffte die Uhr noch, den achten nicht mehr, weil Jette das Gewicht blockierte.
    Mit einem klagenden halben Ton stellte die Uhr das Schlagen ein.
    Ingwer Ingwersen unterbrach seinen Satz und sah zur Standuhr. »Ich könnte schwören, sie hat nur siebenmal geschlagen, Uwe. Uhren, die falsch schlagen, machen mich verrückt. Ich guck mir das mal an.« Er rückte seinen Stuhl nach hinten und stand auf.
    Jette zog den Kopf noch tiefer ein. Wenn Herr Ingwersen mich hier entdeckt, dann ist es vorbei mit dem Spionieren, dachte sie voller Frust. Dann finde ich

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