Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
Vom Netzwerk:
können, ihre ungeteilte Liebe zu verlieren. Jetzt wusste er, dass er sich geirrt hatte. Sie würde ein Kind bekommen, das sie lieben würde. Sie würde nie mehr ihm allein gehören.
     
    Der Rat seiner Freunde war eindeutig. Ein diskretes Arrangement an einem diskreten Ort, eine großzügige Apanage und die finanzielle Absicherung des Kindes für die Zukunft. Dann würde er frei sein für einen Neuanfang mit einer hübschen, schlanken Frau, die sich darüber klar sein würde, dass die Verbindung keine dauerhaften Konsequenzen zeitigen sollte. Doch Banks wollte die Zukunft nicht, die seine Freunde ihm schilderten. Er wollte die Nähe, die zwischen ihnen geherrscht hatte, er wollte ihren Blick, wo er selbst nicht klar sah. Wenn aber ein Kind sie in Anspruch nahm... Er wollte sie mehr denn je, als er dort in der Sonne stand, und er gab ihr die Schuld an allem, was er wollte und nicht haben konnte.
     
    Fabricius begann, seine Abreise vorzubereiten; im Herbst würde er London verlassen. Seine Besuche in der Orchard Street hatten sich verändert. Ihre Arbeit war beendet, und ihre Nachmittage waren nun mit ganz anderen Dingen ausgefüllt. Einmal traf er sie in Gesellschaft von Monsieur Martin an, dem Franzosen. Die beiden saßen ungezwungen beieinander, und Monsieur Martin war ausgesucht höflich und um ihre Bequemlichkeit besorgt. Fabricius hatte das Gefühl, zwei Menschen zu stören, zwischen denen Einvernehmen herrschte. An einem anderen Tag wurde während seines Besuchs ein Mr. Parker aus Lincoln gemeldet. Fabricius empfahl sich dezent, jedoch nicht ohne zuvor einen kurzen Blick auf den ländlich wirkenden kleinen Mann mit seiner undurchdringlichen Miene zu werfen. Als er am nächsten Tag wiederkam, fand er erneut den Franzosen vor, der gerade im Begriff stand, sich zu verabschieden. Gekränkt und argwöhnisch wartete er, bis sie allein waren, und fragte dann nach dem Grund der Besuche.
    »Monsieur Martin ist ein Bewunderer meiner Bilder«, erwiderte sie ohne weitere Erklärung. Dann trat sie zu ihm und hängte sich bei ihm ein.
    »Beunruhigen Sie sich nicht meinetwegen, mein Freund. Eine Frau in meiner Lage braucht Freunde. Die Herren, die Sie hier gesehen haben, werden mir helfen.«
    »Wenn Sie Beistand brauchen...«
    »Oh, ich weiß, Sie würden mir beistehen. Aber Sie haben Ihre Studien. Und ich gehöre im Grunde nicht zu Ihrem Leben, auch wenn ich Ihnen geholfen habe, einen heißen, eintönigen Sommer in London zu überstehen.«
    »Eintönig? Sie haben viel mehr getan. Sie haben...«
    »Nein, sagen Sie nichts. Bald werden Sie nicht mehr in London sein. Joseph wird zurückkommen. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass diese seltsamen Sommernachmittage bleiben, was sie waren - etwas Sanftes, Gutes, nicht ganz Wirkliches. So sollten wir sie in Erinnerung behalten, wenn unsere Wege sich trennen. Es wird mir ein Trost sein, Ihre Laufbahn aus der Ferne zu verfolgen. Und ich weiß, es wird eine glänzende Laufbahn sein.«
    Da schlug er die Augen nieder. Ein kleiner, noch kaum erblühter Teil von ihm schien in der Kälte zu erzittern.
    »Ich verstehe. Auch ich werde Ihren künftigen Weg verfolgen. Ich bin sicher, Mr. Banks wird mich darüber unterrichten, wie es Ihnen ergeht.«
    Noch bei ihm eingehängt, führte sie ihn zum Fenster. Den Blick auf die Menschen draußen gerichtet, sagte sie leise:
    »Vielleicht sind dies die letzten Augenblicke, die wir zusammen verbringen. Was auch immer geschieht: Versprechen Sie mir, meinetwegen nicht traurig zu sein.«
    »Der Gedanke, man könnte Ihnen wehtun, macht mich mehr als traurig. Er stimmt mich trostlos.«
    »Das dürfen Sie nicht zulassen. Sie müssen mir glauben, dass ich beabsichtige, glücklich zu sein.«
    Er schwieg lange. »Ich werde es versuchen«, sagte er schließlich. Eine Weile blieben sie noch am Fenster stehen. Die Sonne erleuchtete ihre Gesichter und sandte lange Schatten in den Raum.

17
    In London
    Die Zeit wurde knapp. Mir blieben schätzungsweise noch zwei Tage, bis Potts und Anderson merkten, dass etwas im Busch war, und sich auf die Suche nach mir machten. Ich konnte es mir nicht leisten, sie auf den Fersen zu haben, während ich verzweifelt versuchte, Leute um einen Gefallen zu bitten und das nötige Geld zusammenzukratzen. Unser Plan sah vor, dass Katya am Abend wieder in Lincoln sein und dafür sorgen sollte, dass sie dort blieben - wir hatten uns schon überlegt, was sie sich ausdenken würde -, aber zuvor hatten wir noch einiges zu tun. Vom Schlafmangel

Weitere Kostenlose Bücher