Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee

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mitverfolgt.
    In dieses Zimmer hatte er sich kurz vor dem Abschuss des Hubschraubers zurückgezogen, im Schutz des Rotorlärms, der das Knarren der Dielen im Flur übertönte. Von hier aus konnte er den Wanderer bequem beobachten, ihm aber notfalls auch anderswohin folgen.
    Er war sich so sicher gewesen, dass sein Plan aufgehen würde.
    Nach dem Abschuss des Hubschraubers und der Bestätigung durch den Kampfpiloten, dass sich in dem Tal keine Feinde mehr befanden, hatte Karl fest damit gerechnet, dass Tangent den Wanderer jetzt fragen würde, wo das verdammte Ding versteckt war. Er war ja schon drauf und dran, das Versteck auszuplaudern, wenn er nicht gestoppt worden wäre.
    Mit dieser Information wäre das Spiel vorbei gewesen. Karl hätte sich mühelos in den Besitz des Schlüssels bringen können – indem er den Wanderer im Flur lautlos eliminierte, unbemerkt von den Ärzten im Zimmer –, und dann hätte er das Gebäude verlassen. Sein eigenes Satellitentelefon hatte er im Straßengraben neben dem Highway verborgen, dreihundert Meter südlich von hier. Von dort aus hätte er seinen Vorgesetzten durchgeben können, wo das Flüstern versteckt war, über eine Stunde bevor Tangent vor Ort eintraf.
    Die Zeit hätte mehr als ausgereicht. Seine Leute hatten von ihrem Stützpunkt aus bereits einen weiteren Hubschrauber losgeschickt, der jetzt gerade unterhalb des Radars die Brooks Range entlangflog, unterwegs zu dem Tal, in dem die abgestürzte 747 lag und das Flüstern versteckt war. Die F-15, die ihren Sprit bei dem rasanten Flug nach Coldfoot so gut wie aufgebraucht hatte, war längst wieder zum Stützpunkt zurückgekehrt.
    Nur ein einziger vollständiger Satz, und alles Weitere wäre wie am Schnürchen gelaufen.
    Scheiße.
    Karl wartete, bis der Wanderer wieder an die Tür des improvisierten O P-Raums zurückgekehrt war. Die Geräteund Stimmen im Zimmer waren so laut, dass sie ihm akustisch mehr als genug Deckung boten. Karl schlich sich an dem Mann vorbei durch den Flur und verließ dann das Gebäude durch den vorderen Eingang.
    Als er bei seinem Telefon ankam, waren der Rasthof und die Soldaten ringsherum zu kleinen Punkten geschrumpft, von denen kein Laut herüberdrang, weil der Wind so laut heulte. Er wählte eine Nummer und wartete.
    «Sagen Sie dem Hubschrauber, er soll fünf Meilen westlich der Stelle landen und dort warten», sagte er, als sich jemand meldete. «Es wird etwas komplizierter.»

15
    Der Nordwind war noch stürmischer geworden, als die Black Hawks schließlich auftauchten. Travis stellte sich gegen den Wind und beobachtete, wie sie näher kamen, lange Schatten hinter sich herziehend, die über die Landschaft glitten. Als sie noch etwa eine Meile entfernt waren, tauchte Dr. Carro am Eingang des Rasthofs auf und winkte ihn herein.
    «Sie fragt nach Ihnen», erklärte Carro.
    Er folgte Carro zurück ins Zimmer, wo Paige mit offenen Augen, aber leerem Blick auf dem Bett lag. Als er ihre Hand nahm, richtete sie mit sichtlicher Anstrengung den Blick auf ihn, wie ein Kind, das ein schweres Gewicht zu bewegen versucht. Hatte sie ihn nur deshalb holen lassen, um ein Gesicht zu sehen, das sie, wenn auch nur flüchtig, kannte? Dann fing sie an zu reden. Sie sprach soleise, dass Travis sich zu ihr hinabbeugen musste, um sie zu verstehen.
    «Falls Sie es aufwecken müssen», flüsterte sie, «dann tun Sie es. Es lohnt sich, wenn es nicht anders geht. Aber lassen Sie es dann so schnell wie möglich wieder los.»
    Die Chirurgen wechselten Blicke miteinander, und Carro sagte: «Sie steht unter starken Betäubungsmitteln, da ist diese Verwirrung ganz normal. Es wird ihr bessergehen, sobald –»
    «Ich weiß, dass ich zehn Milligramm Propofol pro Minute erhalte», flüsterte Paige. «Bitte halten Sie die Klappe und lassen Sie mich reden.»
    Carro tat, wie geheißen.
    Paige blickte Travis konzentriert an. «Ich weiß, dass Tangent unterwegs ist. Ich weiß, dass alle Gefahr gebannt zu sein scheint. Aber wir setzen nie irgendetwas als gegeben voraus. Das können wir uns nicht leisten. Falls irgendwas schiefläuft … falls Sie das Flüstern einsetzen müssen … drücken Sie den Schlüssel dagegen, dann wacht es auf.»
    Sie schwieg kurz, atmete dann tief durch und sagte: «Lassen Sie es bloß so schnell wie möglich wieder fallen. Wenn Sie zu lange zögern, hindert es Sie daran.»
    Dann schlossen sich ihre Augen, und ihre Atemzüge wurden ruhiger. Sie war eingeschlafen.
    Draußen setzten jetzt die